Dag saß mit Vincent, Robin - dem mittlerweile die Wunde genäht wurde - , und seinen Freunden weiterhin im Wartebereich.
Die Polizisten hatten ihn und Isabelle weitgehend aufgeklärt über den Vorfall, der sich zugetragen hatte.
Ein Arzt kam ebenso kurz danach, um über Nias Zustand zu informieren. Jedem Einzelnen fiel ein Stein vom Herzen, das ihr Status nicht mehr lebensbedrohlich war. Die Klinge hatte lebensnotwendige Organe glücklicherweise verfehlt, aber Nia hatte eine Menge Blut verloren und hatte durch Verletzungen an Arterien sogar innere Blutungen gehabt, weshalb es anfänglich sehr kritisch stand.
»Ich bring' diesen Wichser um.« , sagte Dag, der neben Vincent saß.
»Selbstjustiz hilft da auch nicht weiter.«
»Ich hatte schon immer so ein scheiß Gefühl bei dem.«
»Ich hab' gesagt, sie soll wegbleiben.« , sprach Robin leise. »Das war meine Angelegenheit. Nicht ihre.«
»Trotzdem ist es nicht deine Schuld.« , sagte Vincent. »Der war halt 'ne tickende Zeitbombe.«
»Er wollte mich attackieren, aber Nia hat sich vor mich gestellt.«
»Nia liebt dich.« , meinte nun Dag, um ihm auch zu zeigen, dass er ihm nicht die Schuld dafür gab. »Du hättest dasselbe getan.«
»Robin, meine Mutter ist unten. Wir fahren dann jetzt okay?!« , sagte Selina.
»Ja, okay. Danke nochmal, dass ihr ... geholfen habt.«
»Meldest du dich, sobald du mehr weißt?«
Robin nickte.
Katja betrat alleine den Raum, als Selina und Elias diesen verließen.
»Wo ist Isy?« , wollte Dag sofort wissen.
»Luft schnappen. Sie ist hinten auf dem Balkon.«
Nachdem der Arzt sie informiert hatte, war sie mit Isabelle danach eine Zeitlang in der sanitären Räumlichkeit gewesen, um ihre Freundin, die trotz allem mit dem Nerven am Ende war, zu trösten.
»Wie geht's ihr?«
»Ein wenig besser. Sie hat sich beruhigt.« Sie blickte zu Robin. »Ist mit dir alles in Ordnung?«
»Fast.«
Katja setzte sich neben ihm hin. »Beim nächsten Mal läufst du weg. Solche Typen werden immer unfaire Mittel einsetzen.«
»Ich kann nicht ein Leben lang wegrennen. Man sollte sich auch dem stellen, wovor man Angst hat.«
Dag stand auf. »Ich komm' gleich wieder.«
Er hörte noch, wie Katja weiterhin auf Robin einredete. Das dies falsch sei und es keine Schande wäre, wenn man flüchtet ... dem widersprach Dag gedanklich auch nicht, aber er wusste auch, dass er selbst seiner Angst nicht den Vorrang geben durfte.
Er steuerte den Balkon an und öffnete die Türe.
Isabelle drehte sich direkt blitzartig um. »Gibt's was Neues?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich wollt nur nach dir sehen.« , sagte er. »Willst du ... soll ich dich alleine lassen?«
Jetzt schüttelte sie den Kopf. »Nein. Bleib bei mir.«
Dag sah auf ihre nackten Füße. »Willst du ... soll ich gucken, ob ich hier irgendwie Schlappen oder so herbekomme?«
Isabelle sah ebenfalls hinab. Sie hatte auf irgendeine Weise komplett vergessen, das sie bereits die ganze Zeit barfuß herumrannte. »Nein, is' schon o-...«
Sie hatte nicht mal zu Ende geredet, da ging Dag zurück ins Innere. Nur wenig später kam er mit so herkömmlichen grauen Pantoffeln wieder, die anscheinend eher für den einmaligen Gebrauch zu verwenden waren, so dünn wie sie ausschauten. »Was anderes haben die nicht. Tut mir leid.«
»Danke. Trotzdem.« Isabelle wollte diese an sich nehmen, doch Dag ging bereits in die Hocke und hob ihr Bein an, um ihr einen Pantoffel anzuziehen.
Sofort wurde sie an ihren Heiratsantrag erinnert, den er so süß spontan inszeniert hatte.
Er musste mit Sicherheit gerade an dasselbe denken, denn als er ihr den anderen anzog, blickte er hinauf zu ihr und hatte ein minimales Lächeln mit einem Hauch Nostalgie in seinem Blick aufgesetzt.
Isabelle schaute ihn an und sah dann rasch aufs Neue in die Ferne, die der Balkon darbot. Jetzt war nicht der richtige Moment an so etwas zu denken. Nia war wichtiger.
Dag stand wieder auf. »Nia hat das Schlimmste überstanden. Der Arzt war optimistisch, also sollten wir das auch sein.«
»Ich weiß.« , sagte sie. Dag war sich im Klaren darüber, dass es nicht ganz der Wahrheit entsprach, was sie von sich gab, und sie sich weiterhin große Sorgen machte.
Noch zögerlich ... doch dann mit Entschluss trat er hinter sie und umarmte Isabelle. Sie legte ihre Hände, wie schon an der Seite des Gebäudes, als sie ihm nachgerannt war, auf seine. »Ich ... für einen kurzen Moment dachte ich, ich hätte jetzt alles in meinem Leben verlor'n. Als ich Robin voller Blut gesehen habe, wusste ich sofort, das es von ihr war ... und als er dann ...« Sie atmete tief ein und aus. »Ich kann wirklich nicht noch jemanden verlieren.«
»Du verlierst niemanden.« , sagte er.
»Ich hab' dich verloren.« , sprach sie fast gänzlich ohne Ton, doch er verstand sie.
Er nahm seinen kompletten Mut zusammen ... auch wenn er Angst hatte vor ihrer Entscheidung. »Ich ... ich schulde dir noch ein, für immer. Ob du es annimmst, weiß ich nicht, aber ...« , er stoppte für einen Moment ab. »... vielleicht wird es auch nur diese kurze Zeit hier auf diesem Balkon, aber ... ich will jede Sekunde, die ich mit dir haben kann ... die du mir gestattest in deiner Nähe zu sein ... noch genießen.«
Sie war ruhig. Ließ ihre Hand jedoch auf seiner drauf.
Ihm schien, als würde Isabelle den jetzigen Moment komplett in sich aufnehmen wollen.
Sein Daumen strich dezent über ihren Bauch, woraufhin sie für einen Augenblick aufhörte zu atmen.
»Ich will dein ... für immer ... egal, was es genau bedeutet und wie lange es sein wird.« , sprach sie und verhakte ihre Finger mit seinen.
Dag schloss für einen Moment die Augen. »Ich liebe dich Isy. Ich habe dich immer geliebt. Ich ...«
Die Türe öffnete sich und Vincent stoppte direkt ab, als er Dag sah, wie er Isabelle von hinten umarmte. Ein leichtes Lächeln seinerseits war zu sehen, ehe er dann doch sprach, als beide ihn ansahen, während sie in ihrer Haltung blieben. »Der Arzt will nochmal kurz mit euch sprechen. Danach könnt ihr zu Nia.«
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Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)
FanfikceBAND 3 »Ich will keinen Streit mit dir. Ich will das wir uns beide wie erwachsene Menschen verhalten und ...« »Ich verhalte mich erwachsen oder siehst du, das ich gerade kindisch bin?« , sprach Carla. »Ich weiß, das zwischen uns mehr ist und ich geb...