𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟛𝟘

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»Danke nochmal, dass ihr die ganze Zeit geblieben seid.« , sagte Dag, als Vincent ihn und Isabelle zu Hause rausließ. Katja stieg kurz mit aus und umarmte ihre Freundin, ehe sie vorne neben ihrem Mann platz nahm.

Robin war derweil erschöpft auf der Rückbank eingeschlafen.

Dag winkte nochmal und folgte Isabelle anschließend zur Türe. Im Auto hatte er noch gesagt, das er sie bis nach Hause bringen wollte, um einfach sicherzugehen, ob sie nicht doch noch irgendwas benötigte.

Der Arzt hatte ihnen eigentlich nur Gutes mitgeteilt und das Nia Glück im Unglück hatte. Bei ihr war das Schlimme der enorme Blutverlust gewesen.

Nach dem medizinischen Eingriff war Nia auch leicht ansprechbar. Die starken Schmerzmittel führten jedoch dazu, dass sie gar nichts so richtig mitbekam und immer wieder einschlief.

Die Polizei hatte ihnen später noch mitgeteilt, dass Jenaro sich eigenhändig gestellt hatte. Es war die Schuld, die ihn dazu getrieben hatte, weil er Nia ungewollt schwer verletzt hatte.

Isabelle schloss die Türe auf.

»Soll ich noch etwas für dich tun? Ansonsten ... ich lass dich sonst jetzt in Ruhe und ... wir sehen uns morgen, wenn du willst, und ...«

Sie sah in die Wohnung. »Bleib bei mir ... bitte.« , sagte sie wiederkehrend.

»Okay.« Er nickte leicht und folgte ihr abermals.

Er wusste nicht, ob sie meinte, er solle noch ein wenig dableiben oder über Nacht, weshalb er verwirrt Richtung Ess- und Wohnbereich trottete.

Isabelle steuerte derweil direkt stumm das Badezimmer an.

Natürlich hatten beide sich ein wenig ihren Gefühlen zueinander geöffnet ... und dennoch war Dag sich im Unklaren darüber, in welchem Tempo dies weitergehen würde. Er war sich jedoch mehr als bewusst, das es kein Fingerschnipsen geben würde und sie würden das alte Paar von damals sein ... wenn das überhaupt je möglich sein würde. Dafür war einfach zu viel geschehen. Sie hatten sich verändert. Beide.

Zeit ... war das richtige Wort. Es würde viel Zeit benötigen ... um irgendwas in die Richtung hinzubekommen.

Dag hatte sich an den Esszimmertisch gesetzt und ihm fiel erst einmal auf, das ihre gemeinsamen Bilder fehlten. Irgendwie wirkte die Wohnung dadurch ... inkorrekt.

Isabelle trat nach einigen Minuten aus dem Badezimmer. Sie trug eine Schlafpanty mit passendem Top.

Im Flur blieb sie stehen und sah ihn an. »Möchtest du bei mir schlafen? Im Schlafzimmer ... meine ich.«

Dag stand auf. »Ehm ... wenn du ... wenn dir das Recht ist?«

Isabelle nickte und ging dann voraus in den Raum hinein.

Ohne groß darüber nachzudenken folgte er ihr abermals.

Er sah sie kurz an, wie sie sich auf ihre Seite des Bettes hinlegte, während er das Bett umrundete, um auf seine zu kommen.

Dag setzte sich auf die Matratze. Er zog sich die Hose runter, ließ diese auf den Boden fallen und fragte sich, ob es okay wäre, ohne Oberteil zu schlafen. Er entschied sich, jenes anzulassen, und legte sich seitlich hin.

Isabelle hatte ihm den Rücken gekehrt und löschte das Nachtlicht, das nur auf ihrer Seite brannte. »Du hattest damals Recht.« , sagte sie.

»Womit?«

»Jenaro. Du hattest direkt eine Ablehnung gegen ihn.«

»Ich hatte eine Ablehnung gegen ihn, weil ich ihn generell nicht mochte. Das so etwas geschieht, konnte niemand wissen.«

»Irgendwie mache ich nur Fehler.«

»Das stimmt nicht. Jeder macht Fehler.« Er rutschte ein wenig näher. »Darf ich ... darf ich dich umarmen.«

»Ja.«

Langsam glitt seine linke Hand unter ihre Decke, über ihren Körper und machte an ihrem Bauch halt. »Ich hätte vielleicht nicht ... mit dir ... das, was in Hamburg geschehen ist, das war nicht geplant ... ich wollte nicht, das du denkst, ich würde nur ... ich liebe dich Isy. Das war für mich nicht einfach nur so. Ich ...«

»Ich bin schwanger.« , unterbrach sie ihn.

Eine Gänsehaut überfiel seinen kompletten Körper, als sie dies aussprach. »Du bist ...?«

»In Hamburg ist wohl mehr ungeplantes Geschehen ... Ich weiß es nicht hundertprozentig. Ich hab' alle typischen Anzeichen und ... ich hab' heut einen Test gemacht ... er war positiv.«

Isabelle legte wieder ihre Hand auf seine und ließ sich dadurch näher an ihn ziehen. »Das ist ...«

»Ich hab Angst. Ich hab extreme Angst.« , sagte sie.

»Du musst keine Angst haben.«

»Ich hab vor so vielen Dingen Angst.« Sie drehte sich um, blieb jedoch ganz nahe bei ihm liegen, während seine Hand sie weiterhin umarmt festhielt. »Ich hab Angst, dich nochmal zu verlieren. Ich hab Angst, dass Nia ein weiteres Mal etwas zustoßen könnte. Ich hab Angst, dass wir es vielleicht gar nicht erst hinbekommen, wieder ... eins zu sein. Ich hab Angst, dass du mir all meine Fehler nicht verzeihen kannst ... ich ...« Sie schloss kurz die Augen. »Ich hab Angst, das ich wieder versage und unserem Kind Lebewohl sagen muss, ohne es je ...«

»Hey. Denk' nicht so. Wir werden positiv an jede Sache herangehen. Okay?!«

»Und wenn nicht? Wenn ich es nicht schaffe die Dinge positiv zu sehen? Dag, es wird nicht einfach mit mir sein. Das weißt du. Ich war nie einfach.«

Er drückte sie noch näher an sich. »Das ist mir egal. Ich will es nicht einfach haben. Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich will dich Isy. Ich will ein Leben mit dir.«

»Was ist, wenn ...«

»Nein. Ich hab genug in diesem, was wäre wenn gelebt. Nichts kann man vorhersehen. Wir haben das Hier und Jetzt. Wir leben nicht in der Vergangenheit und auch nicht in der Zukunft. Wichtig ist, der jetzige Augenblick. Wir sind hier Isy. Wir beide. Gemeinsam. Du liegst in mein'n Armen. Nur das zählt. Weil der Augenblick zählt. Nicht das, was war oder sein wird.«

»Ich liebe dich Dag. Verzeih' mir.« , sagte sie nach einigen stillen Sekunden und blickte in seine Augen.

»Ich verzeih' dir. Verzeihst du mir?«

Sie nickte sofort, denn dem war auch so. Isabelle hatte ihm schon lange vergeben, ohne es richtig bemerkt zu haben. Sie schmiegte sich an seine Brust, während er ihr Haupt küsste und über ihren Rücken kraulte ... bis sie schließlich eng beieinander und hoffnungsvoll für den Moment einschliefen.

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt