Kapitel 28

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°Legolas°

Mittlerweile stand der Mond tief und hing über den Bäumen am Horizont. Doch Naira saß immer noch da und spielte mit dem Dolch. So langsam begann er zu bezweifeln, dass sie wirklich über den Plan nachgedacht hatte. Genauso machte es ihn unruhig, dass Naira mit dem Dolch spielte und ihn nicht als etwas böses betrachtete. Aber er vertraute ihr voll und ganz. Wenn sie wusste was sie tat, dann würde er mitmachen. "Dort!" , schreckte Naira ihn auf und deutete zu einer kleinen Baumgruppe. Legolas sah genauer hin und erkannte doch tatsächlich eine kleinere Gruppe von Orks. "Vertraust du mir?", fragte sie plötzlich. Diese Frage kam für ihn unerwartet. "J-Ja! Natürlich." "Gut, dann tu gleich nichts, spiel einfach mit. Ich habe alles unter Kontrolle, vertraue mir.", wies sie ihn an. Auch wenn er keine geringste Ahnung hatte, was gleich passieren würde nickte. Legolas spürte, wie er ein bisschen nervös wurde. Es war etwas ganz anderes wenn man mit einem guten Schlachtplan in den Kampf zieht. Doch ohne zu wissen was die eigenen Seite tut war es viel unentspannter. Sicher, wenn man vor einer großen Schlacht steht war man natürlich aufgeregt. Aber man hatte eine Anweisung, wusste was passierte und konnte trotzdem für sich selbst entscheiden. In dieser Situation aber wusste er nicht was auf ihn zukam, er konnte sich nach keinen Anweisungen richten und war komplett an Naira gebunden. 

Sie stand auf und ging auf die Pferde zu. "Los, ihr geht darunter, es ist sicherer für euch." Die beiden Angesprochenen gehorchten und trabten den Hügel hinunter um hinter ihm Deckung zu suchen. Eilig lief Naira zurück zu Legolas uns sah den Feinden entgegen. "Gut, sie kommen. Auf die Knie!" "Was?" "Mach einfach, hab dich auch lieb." "Ok?" Langsam ging er auf die Knie. Und ehe er sich versah, hielt Naira ihm den Dolch an den Hals. "Du sagst gar nichts...Bitte.", sie verstummte und sah einfach nach vorne. Bedrohlich schnell rückte die Schar näher. Es waren wirklich nicht viele Orks. Einer stach besonders heraus. Er war groß, muskulös und furchteinflößend. Kartokh. Die Gruppe erreichte den Fuß des Hügels und trat auf dem Weg hoch zur Kuppe das lange, wehende Gras platt. Eben dieser Wind brachte den Gestank von Tod und Verwesung mit sich. Er musste von den ermordeten Orks und Wargs kommen, welche sie ganz am Anfang dieses Abenteuers erledigt hatten. Die Klinge an seinem Hals war kalt, Legolas wusste nicht, was Niara für ein Spiel spielte. 

Das Scheppern der Rüstungen holte ihn zurück auf den Boden, seine Gedanken entflohen ihm in den Sternenhimmel. Die Orkgruppe war auf der Hügelkuppe angekommen und stand nun nur noch ein paar Meter von ihnen entfernt. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, Legolas schluckte schwer. Naira blieb allerdings ganz gelassen, er konnte sich bildlich vorstellen, wie sie lächelte. Entweder spielt sie ihre Rolle verdamm gut, oder sein Ende wurde soeben besiegelt. Legolas konnte aber nicht anders, als ihr zu vertrauen. Jetzt hatte er eh nichts mehr in der Hand, er musste zusehen und bei dem mitspielen, was gleich passieren würde. „Also hast du es nun.", bedrohlich ragte Kartokh über ihm auf. Sein kalter Blick durchbohrte ihn, ein Schauer lief Legolas über den Rücken. „Ich habe alles unter Kontrolle gehabt. Es wäre dich schade gewesen, wenn ich erwischt werden würde?", selbstsicher und entschlossen antwortete sie ihm. Der Druck an seiner Kehle verstärkte sich erheblich. Doch Legolas blieb ruhig. „Dann können wir zum geschäftlichen Teil dieses wunderschönen Treffens kommen? Ich bekomme unser Elbenprinzlein und du deine versprochene Belohnung?", er reichte ihr die Hand. „Sicher. Auf unsere gemeinsame Zusammenarbeit!", sie nahm ihre warme Hand von seiner Schulter und reichte sie Kartokh. Dieser ergriff ihre zarte Hand böse grinsend. „Weißt du was?", fing Naira an. Die Hände blieben noch in ihrer Position. „Was ist es denn?" „Du denkst wenig nach, richtig? Ich würde es als naiv oder auch dumm bezeichnen." 

Die Mine des Orks verzog sich grässlich. Doch bevor er etwas zurückgiften konnte, zog Naira ihn an seiner Hand vorwärts. gerade noch rechtzeitig rollte sich Legolas nach recht weg und zog währenddessen eines seiner beiden Messer. Mit einem Blick erfasste er die Situation: Naira zog ihr Schwert, Kartokh landete unsportlich auf dem Boden. Die anderen Orks hatten noch keine Zeit zum reagieren. Naira ließ Kartokh los und nahm nun mit beiden Händen ihr Schwert. Schlussendlich sauste die Klinge auf ihn nieder. Ein Gurgeln war zu hören, als sich das Schwert in seinen Brustkorb bohrte und Blut herausquoll. Sein letzter Atemzug verging schnell. 

Doch keiner der beiden Elben hatte die Zeit, sich über seinen Tod zu freuen. Nun hatten auch die anderen Orks verstanden, was geschah. Legolas stürmte auf den Ersten zu. Ein schneller Schnitt und er war Geschichte. Mehrere rannten auf ihn zu, hinter ihm wurde Naira eingekesselt. Während Legolas weiterkämpfte sah er aus dem Augenwinkel, dass Niara den Dolch zog. Sie hatte doch etwas nicht vor, ihn zu benutzen? Seine Vermutung bestätigte sich schnell. Innerhalb eines Wimpernschlages flogen die Orks in alle möglichen Richtungen davon. Einer von Legolas Gegnern schwebte hoch und höher. Er ließ sich davon nicht beirren, auch wenn er zugeben musste, dass es ihn schauderte. Flink waren alle Orks tot. Der letzte krachte gerade vom Himmel. Er drehte sich um, immer noch etwas überrumpelt von diesem plötzlichen Kampf. 

Naira lächelte ihn an. Ihre Haare flogen im Wind umher. Hinter ihr ging die Sonne auf. „Das hättest du auch mit mir absprechen können!", war das erste, was Legolas sagte. „Das sagst du dazu?", Naira sah ihn weiter unbeirrt an. Er schloss den Mund wieder. Niemals hätte Legolas sich vorstellen können, dass es mit einem so einfachem Kamp vorbei sein würde. „Gut. Wir haben es geschafft.", er lächelte zurück. „Wie zerstören wir den Dolch? Im Grunde ist er nicht weiteres als ein verzauberter Dolch." „Wenn das so ist...", murmelte Legolas und nahm ihr den Dolch aus der Hand. Er nahm ihn an beiden Enden und bog daran, bis die Klinge mit einem hässlichen Geräusch aus dem Griff brach. Er atmete auf. „Nun...Was passiert mit den Bruchstücken?", Naira lachte. „Die sind bei uns in den Kerkern gut untergebracht.", antwortete Legolas. „Wenn du meinst... Ifrindur, Dios! Kommt her, ihr Süßen!" Schnell kamen die Pferde an, die Leichen interessierten sie nicht weiter. Die Beiden stiegen auf. Stille herrschte. Keiner wusste wie er reagieren oder was er sagen sollte. So ritten sie einfach zurück. Das Ende ging so schnell, da hätte es das Davor auch nicht gebraucht, dachte er sich grimmig. Naira fing leise an etwas auf Elbisch zu singen. Man sah ihr an, dass sie erleichtert und glücklich war. Auch wenn sie sich nicht erinnern konnte, war es sicherlich eine schlimme Erfahrung für sie. 

Die Vier passierten die Grenze des Waldes schnell. Im Wald war, das Leben schon im vollen Gange, Vögel zwitscherten, Blätter rauschten und vor ihnen auf dem Waldweg lief eine Mäusefamilie entlang. Glücklich sah Legolas einem Eichhörnchen hinterher. Jetzt war wieder der Frieden eingekehrt und würde auch hoffentlich für immer halten. Sie nahmen diesmal das eigentliche Tor um in den Palast zu kommen, brachten die Pferde in den Stall und betraten das riesige Gebäude. Mit schnellen Schritten schlug Legolas den Weg zum Thronsaal ein. 

Dort sah Thranduil die Beiden so monoton wie immer an. Eilig und kurzgehalten erzählte Legolas was vorgefallen war. „Gut. Dann könnt ihr ja jetzt einen weiteren Versuch wagen, zu König Elessar zu kommen.", war das Einzige, was er sagte. „Und daran merkt man, dass ihr eine Familie seit.", grummelte Naira „Ihr Beide reagiert genauso aufregend wie wenn ich es einer Kuh erzählen würde." Mit Schwung drehte sie sich um lief davon. Verdutzt sahen die Beiden ihr hinterher. Dann rannten Legolas los, nahm im Vorbeilaufen ihre Hand und zog sie weiter vorwärts. Dann, auf einen neuen Versuch!

Der Dolch Saurons - Legolas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt