Ich will dich leiden sehen, also Leide!

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Ob ich Angst habe? Natürlich habe ich Angst. 

Aber nicht vor dem Tod. Und auch nicht vor den Verlusten, die ich und meine Familie erleiden würden. Ich habe Angst davor, nicht zu sterben.

 Auch wenn ich immer gesagt habe, dass ich nicht daran glaube, dass es so etwas gibt, wie das Überleben in solch einer Situation, da so etwas einfach nur in irgend welchen Action Filmen  vorkommen kann, habe ich jetzt gerade doch wirklich Angst davor. Doch es ist in den letzten Tagen und Wochen so viel passiert, dass ich nicht anders kann als, wenn auch nur ein bisschen, daran zu glauben. Und dieser kleine Glaube macht mir solch große Angst. 

Ich war nie wirklich der Mensch der viel Angst hatte, ich war taff und immer abenteuerlustig. Ich war die tapferste in unserem Freundeskreis und immer war ich diejenige die vorgehen und die Taschenlampe halten musste, wenn wir Mal wieder im Dunkeln auf Abenteuer suche waren. Ich verstehe immer noch nicht, wieso ich nicht bei den anderen auf dem Boden liege. Ich meine, ich bin doch als Erstes in das Haus gegangen. Ich habe doch als Erstes in die toten Augen des Mannes geschaut und doch lebe ich noch, hier an einem Seil gefesselt, mit einem an der Kehle liegendem Messer, um mich herum meine Freunde und meine zwei Schwestern. Meine Schwester ... Sie haben mir immer die Geschichten erzählt, die sie im Internet lesen, irgendetwas über Mörder, sie nannten es Creepypasta. Aber ich habe nie daran geglaubt. Ich meine, die sterben alle und kommen dann irgendwie ins Leben zurück als komplette Psychopathen und töten jeden, dem sie über den Weg laufen. Niemals hätte ich geglaubt das doch etwas wahres daran ist.

 Die Angst übernimmt mich fast, doch dann kommt mir ein Gedanke. "Wieso sollte ich wiederkommen, wenn ich sterbe? Es sind nur wenige Mörder an die ich mich erinnere und soweit ich das verstanden habe, sind noch nicht einmal die alle tot gewesen, sondern viele sind einfach gestört." Mit diesem Gedanken sehe ich dem Tod zufrieden in die Augen und dies sieht man mir wohl an, denn das Messer wird näher gegen meinen Hals gedrückt und ich merke, wie mir heiß das Blut vom Hals runter ins Dekolleté läuft. Es tut noch nicht mal mehr weh, es bringt nur die Sehnsucht zur Erlösung.

 „Ich werde dich überleben lassen", sagt der Besitzer des Messers und nimmt es langsam von meinem Hals, nur um damit meine Arme hochzufahren und viele kleine Wunden zu hinterlassen. Ich stutzte. „Ich will dich leiden sehen. Du hast zu gesehen, wie ich alle deine Freunde kaltblütig ermordet habe und hast nicht eine Träne vergossen. Ich möchte, das du verzweifelst und um Gnade flehst, ich möchte das du so verzweifelst das du es irgendwann selbst beendest. Also Kleine, ich tue dir keinen Gefallen, sondern ich möchte das du mir diesen tust. Also bitte erfülle mir diesen klitzekleinen Wunsch und leide." Die Seile, mit denen ich an den Balken um mich herum befestigt war, werden blitzschnell durch geschnitten und ich falle in eine Blutlache, ich kann nicht sagen, ob es meine oder die der anderen ist. Dann wird mir schwarz vor Augen.

Fäden ziehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt