Kapitel 72

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Bevor Oliver von seinem Konzert zurückkam, war Dan schon im Fitnessstudio gewesen, wo er seine Wut über den verkorksten Vormittag abgearbeitet hatte. Besonders befeuert hatte ihn dabei die Nachricht von Jack, die eine Stunde nach seiner Abfahrt kam.

Jack: du hast völlig übertrieben

Das Ärgerlichste an dieser Nachricht war, dass Jack damit auch noch Recht hatte, und Dan wusste das. Vielleicht war er blindlings auf Jacks Scherz reingefallen, ohne darüber nachzudenken. Und wenn schon?

Jack sollte mit sowas gar keine Späße machen. Aber er hatte ja schon immer einen besonderen Sinn für Humor.

Dan hatte nicht damit gerechnet, überhaupt eine Nachricht von Jack zu bekommen. Jack hatte jetzt eine neue Nummer, doch Dan war klar, dass sie Nachricht von ihm sein musste.

Als er nicht darauf reagierte, war er schon sicher, dass sich das Thema damit erledigt hätte. Bis einige Stunden später eine weitere Nachricht kam, die Dan noch mehr aus dem Gleichgewicht brachte.

Jack: komm zurück und ich benehm mich

Was Dan daran am meisten aufregte, war dass er tatsächlich kurz über das Angebot nachdachte.

Was ihn schlussendlich abhielt, waren zwei Dinge. Erstens, dass er insgesamt schon vier Stunden gefahren war und keine Lust auf weitere vier hatte und zweitens, dass er es dann nicht mehr rechtzeitig nach Hause schaffen würde, bevor Oliver zurückkommen würde.

Also verbrachte er die restliche Zeit damit eine Sendung laufen zu lassen, auf die er sich nicht richtig konzentrierte, bis er den Schlüssel im Schloss und gleich darauf zwei Stimmen hörte. Es störte ihn nicht mal, dass Elisa noch mit zu ihnen kam. Das würde ihn ablenken.

"Hallo hübscher Mann!", rief Elisa als sie der einzigen Lichtquelle folgte und Dan im Wohnzimmer fand. Oliver tauchte hinter ihr auf. "Sowas darf nur ich sagen, auch wenn es die Wahrheit ist."

Müde zwang Dan sich zu einem Lächeln. "Du hast war verpasst", informierte Elisa ihn und zog dabei das 'Du' so in die Länge, dass er vermutete, sie habe etwas zu viel getrunken. Fragend schaute er seinen Freund an.

"Ich hatte nur ein Bier. Ich war schließlich der Fahrer", rechtfertigte er sich schnell. "Und sie?", forschte Dan nach.

"Ein paar mehr."

"Bier wirkt immer so schnell, aber wenn niemand mittrinkt, ist es gar nicht so lustig", schmollte Elisa.

"Habt ihr noch Lust auf einen Absacker?", schlug sie begeistert vor. Oliver wirkte wenig begeistert, doch Dan war es ganz recht, sich etwas abzulenken. "Wir haben irgendwo noch einen Rum, den Olis Vater uns mal zu Weihnachten geschenkt hat", stimmte er zu.

"Ich habe keinen von euch jemals Rum trinken sehen", wandte Elisa ein.

"Dann überleg mal, warum wir ihn immer noch haben", gab Oliver zu bedenken.

"Also werden wir das jetzt ändern", verkündete Elisa, woraufhin Dan aufstand und sowohl den Rum als auch Gläser mit Eiswürfeln drin holte.

"Pur?", hinterfragte Elisa skeptisch.

"Mein Vater meinte, der sei so gut, dass man ihn auch nur auf Eis trinken könne", erklärte Oli schulterzuckend.

Elisa griff nach der Flasche und goss allen dreifingerbreit ein. Dan machte große Augen.

"Das ist ganz schön viel."

"So muss wenigstens niemand nachschenken." Damit hoch Elisa ihr Glas hoch, um den anderen zuzuprosten. Dan tat es ihr nach und nahm dann einen Schluck.

Mehr als ein Kuss ~ boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt