• K A P I T E L E I N S •

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Linnea

Es war ein freundschaftlicher Wettbewerb zwischen uns geworden, nach getaner Arbeit. Wir taten es nicht ständig, aber dann und wann überfiel uns das Bedürfnis, unser können in spaßiger Atmosphäre unter Beweis zu stellen. Im Core wurden dann zwei Personen ausgesucht, welche die Möglichkeit hatten spontan zum Klang der Musik zu tanzen.
Keine Choreografie.
Keine Kritiker.
Nur man selbst.
Da war es auch in Ordnung, wenn es einmal nicht Ballett war, das man tanzte.
Für einen Augenblick vergaß ich die Welt um mich herum und existierte lediglich für meinen Tanz. Mein Herz pumpte wegen der körperlichen Anstrengung, während mir das Blut in den Ohren rauschte. Doch es war für mich ein berauschendes Gefühl. Wenn ich tanzte, dachte ich einmal nur an mich selbst. Einmal ging es nicht um meinen Bruder.
Nicht um Eishockey.
Nicht darum, die aufopferungsvolle Schwester zu sein.
Gerade drehte ich meine letzte Pirouette, als die Musik verhallte und ich eine mir beliebige Endpose einnahm. Mein improvisierter Auftritt war vorüber, die Musik erstarb. Und ich kehrte in die Realität zurück.

»Das war toll, Linnea«, lächelte Deven schüchtern und rieb sich den Nacken.

Ich lächelte zurück und legte eine Hand auf seine Schulter, als ich mich neben ihn stellte: »Du warst auch klasse, mein Freund. So lebendig und voller Freude«

»Du solltest öfter breit grinsen. Das steht dir«, lachte Zinnia und boxte ihn leicht, worauf ihr Bruder zu lachen begann.

Ramsey wuschelte Deven durch die rotblonden Locken: »Oh, er kann ausgezeichnet grinsen«

Zinnia boxte Ramsey härter auf den Oberarm und wirkte empört: »Behalte eure Bettgeschichten bitte für dich selbst!«

Ein roter Schatten legte sich auf Devens Wangen und versteckte einige der Sommersprossen. Er nickte lediglich auf Zinnias Aussage in Ramseys Richtung, sagte aber ansonsten nichts dazu.
Ramsey beschenkte seinen Partner mit einem Kuss auf die Schläfe und lächelte ihn entschuldigend an. Ich liebte es, diese Dynamik zwischen Ramsey und Deven zu beobachten. Obwohl die beiden im Charakter völlig unterschiedlich waren, so hatten ihre Herzen sie doch zueinander geführt. Sie ergänzten sich auf eine Art und Weise, wie Zinnia und ich bloß darüber schwärmen konnten.

»Nächste Woche tanzt ihr zwei Mal ein Duett«, bestimmte Zinnia, »Wir haben euch noch nie zusammen tanzen sehen«

»Aus gutem Grund«, mischte sich Ilona ein und stellte sich zu uns, »Das Ballett ist nicht auf homosexuelle Tänzer ausgelegt. Schwanensee, der Nussknacker...Alle Stücke fokussieren sich auf romantische Beziehungen zwischen Mann und Frau«

»Dann wird es Zeit für eine Revolution!«, rief Zinnia aus, »Wir leben im 21. Jahrhundert, verdammt nochmal!«

Ilona lachte belustigt auf und hielt sich eine Hand vor den Mund, um ihr Kichern zu verstecken: »Viel Erfolg dabei. Das wirst du niemals schaffen«

Deven wirkte niedergeschlagen, als Ilona von dannen zog, um sich umzuziehen. Ramsey hingegen wirkte sauer. Jedoch nicht wegen dem, was Ilona gesagt hatte, sondern vielmehr wegen dem, was ihre Worte bei Deven auslösten.

»Hör nicht auf sie«, versuchte er Deven aufzumuntern, »Sie will nur, dass wir uns schlecht fühlen«

»Eines Tages schaffen wir das«, pflichtete Zinnia ihrem Bruder bei, »Ihr werdet eines Tages auf der Bühne ein Duett tanzen«

»Du klingst wie eine Choreografin«, grinste ich und zog eine Augenbraue nach oben.

Zinnia wich meinem Blick aus, als hätte ich sie bei etwas Verbotenem erwischt. Ungläubig sah ich sie an, während Ramsey amüsiert auflachte. Zinnia hatte schon von eigenen Choreografien geredet, als ich sie kennengelernt hatte. Deshalb wurden wir Freundinnen. Sie verstellte sich nicht, sondern war echt.

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