Stella | 44

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Auch wenn meine Tränen ungehindert laufen, so weine ich nicht um die Vereinigung vor mir, sondern um die Verluste und die Lügen die mich mein Leben lang begleitet haben.

Caspian steht so steif neben mir, das ich sorge habe er könnte jeden Moment entzwei brechen, wenn man ihn nur antippt. Ich kann fühlen was für ein Horror ihm durch den Kopf geht... Besonders nach dieser Offenbarung.

"Ich habe kein Interesse an dir oder deiner Ansammlung von Schurken.", murmle ich. "Alles was ich will ist in Ruhe leben, sonst nichts... Also nenn mir deinen Preis."

Alle Waffen sind weiterhin auf uns gerichtet, viel mehr auf mich. Ich glaube nicht das Caspian zu töten Teil des Plans ist, dennoch unterschätze ich die Situation nicht. Hierauf bin ich nie vorbereitet gewesen, nicht in diesem Ausmaß.

Caspian's "Vater" vergräbt die Hände tief in den Hosentaschen und läuft auf und ab. Hin und wieder schaut er zu uns herüber, bemerkt offenbar nicht, wie Caspian sich Stück für Stück vor mich schiebt... Er will mich abschirmen falls es zum Schusswechsel kommt.

"Stella zu töten ist keine Option.", spricht er schließlich mit klarer Stimme. "Ihr Tod ändert nichts an den Dingen die Du getan hast. Die ihr getan habt."

Spencer - der die ganze Zeit über unbeaufsichtigt ist weil die Männer sich auf uns konzentrieren, ebenso wie der Kopf der Schlange - positioniert sich hinter zwei der Wachen und nickt Caspian zu.
Die beiden funktionieren ohne große Absprache miteinander, als hätten sie es schon immer so getan.
Caspian nickt ebenfalls kaum merklich - dann bricht die Hölle los.

Er wirft mich um, sodass ich auf dem Boden lande.

"Bleib unten... Verstanden!?"

Spencer schlägt beide Wachen mit schnellen Bewegungen K.O. und sorgt in diesem Moment dafür, daß alle anderen ihre Aufmerksamkeit auf ihn richten.
Caspian rennt los, vollführt mit gezogener Waffe mehrere Schüsse und nach und nach lichtet sich das Kampffeld, bis nur noch einer steht. Die restlichen Männer sind entweder schwer verletzt, tot oder röcheln und keuchen wegen ihrer Verletzungen.

"Jetzt zu dir, Gio.", knurrt Caspian und läuft mit dem Lauf auf seinen Vater gerichtet auf ihn zu. "Du hast mich belogen. Du hast mich mein ganzes, verschissenes Leben belogen. Nenn mir einen guten Grund wieso ich dich nicht sofort töten soll."

'Gio' lächelt. Offenbar hat er keine Angst heute durch die Hand seines vermeintlichen Sohnes zu sterben. Während Spencer mir aufhilft beobachten wir die Szene vor uns.

"Angst, mein Sohn. Du wirst mich nicht erschießen, weil du Angst vor mir hast und vor dem was dann auf dich... Auf euch zu kommt. "Alles was du hast und was du bist hast du mir zu verdanken. Und du trittst es nun mit Füßen? Wieso? Wegen ihr?"

Caspian zögert. Er kocht vor Wut, rührt sich aber nicht... Und auch sonst sieht es nicht danach aus, daß er abdrücken wird.
Erst will ich rufen er solle es tun doch dann wird mir klar das es nicht Angst ist die Caspian abhält.

Er steht mit gezogener Waffe dem Mann gegenüber der ihm alles gegeben und ermöglicht hat. Gewiss verbindet die beiden auch schöne Momente, abseits der Mafia und den damit verbundenen Machenschaften. Er kann nicht schießen, weil er ihn tief in seinem Herzen liebt, wie nur ein Sohn es kann.

Ich trauere um das, was Caspian in diesem Moment verloren hat. Mein Mitgefühl ist überwältigend, auch wenn ich mein eigenes Päckchen zu tragen habe und mit der Schuld und den Lügen meiner Familie leben muss.

Spencer murmelt etwas, hebt dann eine Waffe vom Boden auf und will schießen, doch ich halte ihn auf. Es ist nicht sein Kampf. Dann bewege ich mich auf die beiden Männer die einander anschauen und verachten zu.

"Cas... Lass uns abhauen. Ich weiß du willst das die Dinge anders liegen... Das will ich doch auch. Aber das tun sie nicht."

Gio's Augen gleiten zu mir.

"Ich habe keinerlei Bindung zu dir. Wenn du also eine falsche Bewegung machst zögere ich nicht, dich abzuknallen, VATER.", knurre ich.

Ich nehme Caspian's Hand, zwinge ihn die Waffe sinken zu lassen und führe ihn fort. Spencer sichert uns ab, für alle Fälle. Keiner von uns sagt etwas, auch dann nicht, als wir bereits zum Tor laufen.

Aus einem Reflex heraus drehe ich mich noch einmal um - und kann gerade so der Kugel ausweichen die peitschend auf mich zu kommt. Caspian dreht sich ebenfalls um, will etwas tun, aber ich bin schneller.
Ich schnappe mir die Waffe die Spencer bei sich hat und schieße drauf los.
Erst als das Magazin leer ist und alles verstummt höre ich auf.

Ich habe genug von diesem Theater, genug von Männern die mir in mein Leben hinein pfuschen nur um ihr eigenes kümmerliches Dasein lebenswert zu machen.

"Sie hat ihn erwischt. Definitiv.", flüstert Spencer und hält Ausschau nach Gio. Es ist so still um uns herum. "Wir sollten abhauen. JETZT!"

Wir fliehen.
Wohin weiß ich nicht.
Auch nicht, ob Gio den Kugelhagel überlebt hat. Alles was ich weiß ist, daß es vorbei ist... Das muss es.

Caspian - Son of Devil Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt