Die Zentrale

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„Oliver! Mach die Tür auf!", hörte man durch die ganze Wohnung schreien. Eindeutig die Stimme von Bree, die ich hörte.

Somit wusste ich, dass auch jemand zuhause war. Da die anderen ständig auf ihren Missionen waren, war das nie so sicher, ob mir jemand die Tür öffnete. Doch heute hatte ich wohl glück. Somit stand wenige Sekunden später Oliver vor mir und schaute mich überrascht an.

„Juna, komm rein!"

Er machte mir Platz und ich trat ein. Sofort ließ ich meinen Blick über Wohnzimmer und Küche gleiten, doch niemand befand sich darin, außer uns Beiden.

„Ich sag Kaz Bescheid", sagte der Junge vor mir und wollte gerade loslaufen, doch ich hielt ihn am Arm zurück.

„Also, eigentlich bin ich wegen etwas anderem hier."

Kaum hatte ich ausgesprochen, da kam auch schon Chase durch den Fahrstuhl gefahren. Er kam direkt auf mich zu und zog mich in eine feste Umarmung, die ich erwiderte. Augenblicklich schlug mein Herz mir bis zum Hals. Kurz befürchtete ich, dass er es mit seinem bionischen Gehör es mitbekommen könnte, doch entweder tat er es nicht oder ließ sich nichts anmerken.

Als wir uns aus unserer Umarmung lösten, schaute ich zu Oliver, der mit einer hochgezogenen Augenbraue und fragendem Blick neben uns stand. Und dieser wurde nicht besser, als ich ihn einfach nur angrinste.

Doch bevor irgendjemand etwas sagen konnte, hörte ich die holzigen Treppenstufen knarzen. Nur wenige Sekunden später schaute ich in Kaz Gesicht.

„Juna, was machst du hier?", fragte er mindestens genauso überrascht wie Oliver bereits zuvor.

„Chase wollte mir eure Einsatzzentrale zeigen."

Augenblicklich tauschen Kaz und Oliver besorgte Blicke aus, die mich etwas unsicher werden ließen.

„Ich habe gesagt, dass das keine gute Idee ist. Ich will nichts kaputt machen."

„Ach was, ich bin doch dabei. Das passiert schon nicht", fiel mir Chase ins Wort.

„Lass uns los", sagte er noch und schob mich zum Fahrstuhl.

„Ich komme mit!"

Und direkt hatten wir Kaz an der Backe. Das würde ja jetzt überhaupt nicht unangenehm werden.

Ich lächelte diesem dennoch kurz zu, auch wenn ich merkte, dass Chase sich anspannte.

Ich konnte es ihm nicht verübeln. Er wusste, dass Kaz mich mag, Kaz wusste, dass Chase mich mag und ich stand dazwischen. Und es gefiel mir kein Stück.

„Achtung, der Fahrstuhl ist ziemlich schnell", sagte Chase und ehe ich mich versehen konnte, hatte er seinen Arm um meine Taille gelegt und wir fuhren in einer Mords Geschwindigkeit nach unten. Auch wenn es ehr eine Art Beamen war.

Ich wollte es eigentlich gar nicht wissen, wie das funktionierte, da ich es vermutlich eh nicht verstand.

Bei dem Start quiekte ich kurz auf und bevor meine Stimmbänder wieder still wurden, öffneten sich auch schon die Türen wieder. Ich trat einen Schritt aus dem Fahrstuhl und schaute mich erstaunt um. Es sah aus wie eine kleine Höhle, ausgelegt mit schwarzem Boden und an den Wänden blaue LEDs. In der Mitte des Raumes befand sich ein runder schwarzer Tisch, auf den ich langsam zuging. In der Mitte des Tisches war das Logo, das sie hatten. Ein großes E, das Spiegelverkehrt zu einem F stand. Elite Force, das sollte es darstellen. Das hatte Kaz mir mal erzählt.

Nachdem ich den Tisch begutachtet hatte, schaute ich zu zwei weiteren Tischen, in Bumerang förmiger Art, die jeweils links und rechts von mir standen. Sie sahen ziemlich wichtig aus und hatten überall digitale Knöpfe darauf. Ich fasste sie am besten nicht an.

„Wow", sagte ich vor mich hin. Ich war echt erstaunt. So hatte ich mir die Einsatzzentrale nicht vorgestellt. Nicht so Modern, ehr in militärische Richtung.

Ich drehte mich zu den beiden Jungs um, die mittlerweile auch in den Raum getreten waren.

„Das ist echt beeindruckend", sagte ich zu ihnen.

Beide grinsten mich breit an.

„Und du hast noch gar nicht alles gesehen", grinste Chase und ging zu dem linken Bildschirm.

„Chase, ich dachte es darf niemand das Lager und die Waffenkammer sehen", warf Kaz ein.

Direkt schaute ich zu diesem, der noch in meiner Nähe stand.

„Seit wann interessieren dich Regeln?"

Er schien kurz nachzudenken, dann setzte er ein breites Grinsen auf.

„Hast recht."

Er ging schnellen Schrittes an einen der Tische und haute auf eine Stelle. Augenblicklich öffnete sich eine der Steinwände hinter mir.

Erstaunt schaute ich zu, wie diese einfach wie eine Schiebetür hinter der anderen Wand verschwand. Ich konnte mich einfach nur wiederholen. Wow!

„Na komm. Schau es dir an!"

Euphorisch packte Kaz meine Hand und zog mich mit sich durch die Tür, die zu einem riesigen Raum führte. Als wir in der Waffenkammer standen, ließ Kaz meine Hand immer noch nicht los, weshalb ich ihm diese langsam entzog.

„Was ist?", fragte er sofort.

Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg.

„Das geht nicht."

„Was geht nicht?"

Idiot. Er wusste genau was ich meinte.

„Das weißt du..."

Und ich wusste, dass Chase im nächsten Raum auf uns wartete.

Doch statt er es einfach hinnahm, kam er einen Schritt auf mich zu und schaute mir mit seinen dunkelbraunen Augen direkt in meine.

„Ich habe dir gesagt, dass ich dir Zeit lasse, aber Chase lässt mir wohl keine Wahl", sagte er leise, kaum hörbar. Ich spürte, wie er seine Hände an meine Taille legte und sich zu mir beugte.

Mein Herz begann schnell und laut zu pochen, doch nicht, weil ich aufgeregt war, diesen Kuss zu spüren, mehr aus Panik. Augenblicklich dachte ich an Chase und dass das hier alles andere als richtig war.

Ich löste mich schnell von ihm und trat zwei Schritte zurück. Die Situation war mehr als unangenehm und ich war knallrot im Gesicht.

„Es ist zu spät", sagte ich nur leise, als Erklärung.

Ich zuckte zusammen, als ich ein räuspern hörte. Schnell schaute ich zur Tür, von der das Geräusch kam. Dort lehnte an der Steinwand Chase, ganz gelassen und beobachtete uns. Aber als keiner etwas sagte, stieß er sich davon ab und kam auf uns zu. Er stellte sich hinter mich und legte von hinten seine Arme um mich.

Etwas beschämt schaute ich auf den Boden. Die Stille, die zwischen uns dreien herrschte, war so schlimm, ich konnte keinen der Beiden anschauen. Doch, das musste ich auch nicht lange, denn ich hörte nur Schritte und wie sie sich entfernen.

Als ich wieder aufschaute, war Kaz verschwunden. Erst dann ließ auch Chase mich wieder los. Ich sah zu diesem.

„Er sollte es wissen", sagte er sanft und lächelte mich leicht an. Ich nickte nur als Antwort.

Ich wusste, dass er Recht hatte, doch ich wusste nicht, ob das die beste Entscheidung war. Es war jedenfalls nicht die einfachste.

„Mach dir keinen Kopf. Er wird es akzeptieren müssen", flüsterte Chase und zog mich in eine feste Umarmung.

Ja, das musste er wohl. Ich hatte mich entschieden. Ich hatte mich für Chase entschieden.



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Das nächste Kapitel kommt erst am 15.10.22

Zwischen Bionic und SuperkräftenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt