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Sie hatten noch eine ganze Weile lang gemeinsam auf dem Bett gelegen und sich stumm geliebt. Sie hätten die Nacht über dort verbringen können, doch waren sie wieder zurück nach Istrakul gefahren. Auch auf der Fahrt hatten sie kaum miteinander gesprochen. Es hatte keine Worte benötigt, wenn jeder der beiden die Liebe um sie herum förmlich spüren konnte.

Nun standen sie gemeinsam in Istrakul vor dem großen Dester 300 und Sharik wedelte mit den Schlüsseln herum. „Brauchst du noch was?", fragte sie und schloss das Fahrzeug wieder ab.
„Nein", antwortete Steven und lächelte nur. „Ich glaube ich lege mich schlafen, morgen ist auch noch ein Tag."

„Gute Idee, ich glaube wir beide haben es nötig, uns jetzt erst einmal so richtig auszuruhen. Willst du noch einen Drink unten in der Bar, dann bedien dich. Es ist glaube ich gerade niemand da, also keine Aufsicht."

„Wieso ist denn keine Aufsicht da?"

„Weil das Hotel arm und heruntergekommen ist. Niemand geht dort hin und um diese Zeit sind alle zu betrunken oder schon am schlafen. Oder natürlich sie vergnügen sich gerade noch ein bisschen."

„Du hast keine Vertretung? Wie kannst du dann einfach so weggehen?"

„Ich kann einfach so gehen, weil es niemanden interessiert. Niemand wird mich feuern, weil ohne mich der Laden nicht läuft. Willst du was zu trinken, dann bedien dich, sonst, gute Nacht und süße Träume."

Bei dem Wort Träume, spitzte sich ihre Stimme zu und sie drückte Steven einen Kuss auf die Lippen. Steven erwiderte den Kuss und sagte: „Gute Nacht, dir auch süße Träume."

Steven lief in Richtung des Hotels, Sharik zu sich nach hause. Als Steven das alte Hotel betrat, kam ihm wie immer der seltsame Geruch von nassem Fell entgegen. Hätte ich meinen Chef dazu bringen können, mir ein besseres Hotel zu bezahlen?, fragte er sich in Gedanken und lief an dem Empfangstresen vorbei. Hinter der Tür von diesem hörte er das vertraute Stöhnen der Ygo. Geht die eigentlich niemals schlafen? Er lief die Treppen nach oben. Das Stöhnen der Ygo ebbte ab, dafür wurde aber das unerträgliche Stöhnen der anderen Bewohner um ihn herum umso lauter. Aus fast jedem Zimmer hörte er die Geräusche und da wusste er, dass er zuhause war. Aus seiner Tasche fummelte er den Schlüssel mit der Nummer 47 und steckte ihn in das Schlüsselloch. Er drehte ihn, öffnete die Tür und betrat sein kleines kaputtes Zimmer. Obwohl es so gut wie leer war und offensichtlich nur für schnelle Nummern ausgelegt, hatte er es auf eine ganz besondere Art lieb gewonnen. Jedes mal wenn er das Zimmer betrat war es, als wäre er zuhause angekommen. Ein hässliches Zuhause, aber sein Zuhause.

Er zog sich aus, legte seinen Mantel auf das Bett, stellte die Schuhe daneben und setzte sich auf den Rand des Bettes. In Gedanken starrte er den Boden an. Sharik. Sie war der einzige Gedanke, den er noch klar fassen konnte. Alles woran er denken konnte war sie und was sie ihm erzählt hatte. Liebte sie ihn wirklich? Liebte sie ihn wirklich so sehr, wie er sie liebte?

Er schaute aus dem Fenster in die Nacht hinaus. Es war dunkel und um ihn herum war selbst das Stöhnen der anderen Gäste leiser geworden. Er stand auf und lief durch den Raum. Er konnte Sharik nicht aus dem Kopf bekommen, aber er musste. Wie sollte er einschlafen, wenn er pausenlos an sie denken musste? Er musste auf andere Gedanken kommen und zwar unverzüglich. Er lief aus dem Zimmer hinaus auf den Flur, in Richtung des Zimmers, in dem Luntac hauste. Zu seiner Verwunderung musste er feststellen, dass ihre Zimmertür nicht abgeschlossen war, sondern ein Stück weit offen stand. Als sie nach oben gegangen war, musste sie wohl so fertig gewesen sein, dass sie nicht mal mehr daran gedacht hatte, die Tür hinter sich zu schließen. Steven sah es als Aufforderung sie zu schließen, nicht jedoch bevor er das Zimmer betreten hatte. Wenn sie schlief, würde er es sehen und sie somit nicht weiter stören. Doch Luntac schlief nicht. Ihr Bett war leer aber aus dem Badezimmer schien Licht. Leise schlich er sich an und drückte die Tür einen Spalt weit auf. Auch diese Tür war nicht abgeschlossen, sondern stand ein Stück weit offen. Durch den Spalt konnte er sehen, wie Luntac unter der Dusche stand. Sie wirkte nicht mehr so aufgelöst, wie als sie gegangen war. Sie wirkte... abgöttisch schön. Das Wasser floss ihr den Körper herab, glänzte auf ihrer Haut und die kleinen Tropfen perlten davon ab. Sie wusch sich mit einer Hand ihre Brüste ab, mit der anderen ihren Bauch. Es war ein wunderschöner Anblick, sie so zu sehen.

Nemolonia - Planet der ungezähmten LüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt