~Derek~
Wie blöd konnte man sich eigentlich verhalten? Dass Stiles Gehirn manchmal aussetzte war ja keine Neuigkeit für mich, was nur ein weiterer Grund war mich aufgrund meines Verhaltens schlecht zu fühlen. Ich wusste, ich hätte nicht so überreagieren dürfen, vor allem nicht, da er ein Mensch war. Wenn ich ihn ernsthaft verletzt hätte, hätte ich mir das selbst niemals verzeihen können. Nicht, dass das die Situation jetzt grade besserte. Ich wusste, dass ich es ziemlich vermasselt hatte.
Ich würde es verstehen, wenn er nie wieder mit mir reden will, dachte ich, während ich in einem für mich langsamen Tempo durch den Wald lief, bis ich einen ganz bestimmten Ort erreicht hatte. In gewisser Weise könnte man sagen, es war der Ort meiner Kindheit, denn ich hatte hier viele Stunden mit meiner Schwester Laura verbracht. Ich betrat die kleine Lichtung und setzte mich an den einzigen Baum, der in der Mitte von ihr stand. Als ich über die glatte Rinde strich, bemerkte ich eine alte Einkerbung, die mir noch nie zuvor aufgefallen war. Sofort wurde mir klar, dass sie von Laura stammen musste, denn es waren unsere Name mit dem Zeichen unserer Familie.
~Flashback~
"Laura", rief ich leise, denn ich wollte nicht, dass unsere Mutter bemerkte, dass wir wieder einmal abgehauen waren. Meine Schwester trat hinter einem Baum hervor.
"Sei doch leise, Derek.", fauchte sie, drehte sich um und lief weiter. Ich seufzte und folgte ihr dann leise, bis wir zu einer kleinen Lichtung mitten im Wald kamen.
"Wow, es ist wunderschön hier.", staunte ich und Laura lächelte mich an, während sie auf den Baum in der Mitte der Lichtung zu ging. Erneut lief ich ihr hinterher und sah ihr dann zu, wie sie sanft über die Rinde der Baumes strich.Dann drehte sie sich plötzlich um, kam zu mir und nahm mich in den Arm.
"Ich hab dich lieb, Derek.", flüsterte sie in meine Haare und drückte sich an mich. Ich legte meine Arme um ihre Taille und flüsterte zurück.
" Ich dich auch." Nach einigen Minuten ließ sie mich schließlich los und ging wieder zu dem Baum. Sie setzte sich neben ihn und klopfte auf den Boden um mir zu signalisieren, dass ich mich neben sie setzten sollte. Sobald ich saß legte sie ihren Kopf auf meinen. "Dieser Platz bleibt unser Geheimnis, ja? Du darfst niemandem davon erzählen, denn es ist unser Ort. Nur deiner und meiner, ok?", fragte sie und ich nickte während sie mir die Haare aus dem Gesicht strich und mir einen Kuss auf die Stirn drückte.Ich wurde urplötzlich aus meinen Gedanken gerissen, als ich Stiles meinen Namen rufen hörte. Ich sprang auf und lief in die Richtung aus der seine Stimme und sein Geruch kamen. Als ich ihn erreichte, stand er mit dem Rücken zu mir und hatte den Kopf im Nacken. Ich lehnte mich an einen Baum und sah ihm zu, wie er einfach da stand und in den Himmel sah.
"Es tut mir so leid, Stiles.", sagte ich leise und die Reue in meiner Stimme war unüberhörbar. Stiles drehte sich abrupt zu mir um und ich sah, dass sein T-Shirt im oberen Teil Risse aufwies. Ich blickte zu Boden und schüttelte den Kopf.
"Alles ist gut, Derek. Mir geht es gut.", sagte er und zwang mich damit den Kopf zu heben.
"Nichts ist gut.", sagte ich scharf. "Ich hätte dich schlimmer verletzten können! Ich hätte dich töten können!"Er sah mich lächelnd an.
"Aber du hast es nicht. Und das ist das was zählt.", versuchte er mich aufzumuntern, aber ich konnte nicht riskieren ihn nochmal zu verletzen.
"Nein, Stiles. Geh nach Hause. Ich kann dieses Risiko nicht eingehen, dir weh zu tun. Ich werde Scott gleich anrufen und zu dir schicken und mich selbst um Allison kümmern.", sagte ich und Stiles verletzter Blick zeigte mir, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Auch wenn sein Blick mir seltsamerweise ebenfalls Schmerzen bereitete."Nein, Derek. Ich werde jetzt in dein Haus gehen und mich dort hinsetzten und etwas essen. Du kannst gerne mitkommen, aber du kannst dich nicht einfach so davor drücken Zeit mit mir zu verbringen. Ich dachte wir wären Freunde." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zurück zu meinem Haus. Die Enttäuschung in seiner Stimme hatte irgendetwas in mir berührt, nur wusste ich noch nicht, inwiefern das gut oder schlecht war.