Die Drachenstern Saga - Part 2 - Drachenkind und Drachenkrieger

6. Kapitel: Die Macht der Drakonen

~ Sie ~

Das dritte Match in dieser Viertelfinalrunde fand am folgenden Vormittag statt. Das Stadion war voller als am Tag zuvor. Die Temperaturen waren erdrückend. Trotz der Klimaanlagen war ich innerhalb weniger Minuten völlig verschwitzt. Genervt verdrehte ich die Augen und tauchte in die Schatten des Durchgangs. Der Moderator hielt wieder ewige Monologe über die beiden Kontrahenten, die soeben den Platz betraten.

Yusei Fudo stammte aus New Domino City, war aber im Slum aufgewachsen, bevor er sich einen Namen als Champion des 'Fortune Cup' machte. Sein Gegner war dieser seltsame Zirkusjunge.

Die Augen geschlossen, versuchte ich mich auf die Geräuschkulisse zu konzentrieren, um mich nicht dem Gefühlschaos in meinem Inneren stellen zu müssen. Der unerfreuliche Besuch am gestrigen Nachmittag ging mir unter die Haut. Der Kuss brannte noch immer auf meinen Lippen. Ich schüttelte die Gedanken und jede Erinnerung daran ab und konzentrierte mich auf das Match.

Yusei führte eine Synchrobeschwörung durch. Nicht die erste, seit das Duell begonnen hatte. Auch sein Gegner schickte einen Synchrodrachen aufs Feld. Nun wurde bis aufs Blut gekämpft. Jeder einzelne Lebenspunkt fiel mühsam nach unten. Monster bekriegten sich, bis das Klirren von Metall von den Wänden widerhallte. Bis Klauen und Zähne sich ineinander verkeilten. Beide Kontrahenten knieten am Boden. Erschöpft und außer Atem. Doch nicht willens, kleinbeizugeben.

Die Mittagshitze brannte. Die Arena verwandelte sich in einen Vulkankessel. Das Publikum jubelte und tobte, schrie und applaudierte. Stimmen, Getrampel, Schreie, überall um mich herum.

Und ich hasste es so sehr.

Nur knapp konnte der Zirkusjunge den Sieg davontragen. Aber nur, weil es ihm irgendwie gelungen war, Yusei's 'Sternenstaubdrache' auszuschalten. Dessen Effekt hatte ihm dutzende Kombos zerschlagen und seinen Drachen das Leben schwer gemacht. Der 'Sternenstaub-Sifr-Götterdrache' hatte ihn fast in die Knie gezwungen. Zehn Punkte waren ihm nach einem Angriff verblieben und die hatte er mit allen Mitteln verteidigt.

Ich wandte mich ab.

Mein Gegner für das Halbfinale stand somit fest.

Dass ich das Viertelfinale problemlos überstand, daran hatte ich keinerlei Zweifel.

Noch lange nach dem Sieg herrschte Feierstimmung. Die Zuschauer waren mit dem heutigen Tag mehr als zufrieden. Geschäfte und Imbiss-Betreiber hatten mehr Geld eingenommen als im ganzen Monat. Überall wurde gelacht und diskutiert, anstoßen und auf die Gewinner getrunken. Kinder rannten lachend umher und mimten die Monsterangriffe. Mädchen himmelten ihre Helden an. Männer klopften einander auf die Schulter, bezeugten damit die Stärke der Männerwelt. Unter den acht war nur eine Frau. Die Wetten standen neunzig zu zehn, dass ich in der nächsten Runde rausflog. Immerhin war mein Gegner kein geringerer als der König der Spiele höchstpersönlich. Yugi Muto. Eine Legende und trotz seines Alters der beste Duellant auf der Welt.

Das Wetter war auch am Nachmittag siedenheiß. Sehr zu meinem Verdruss. Ein Regenschauer würde die erhitzten Gemüter abkühlen. Nur leider zeigte sich nicht eine Wolke. Nicht mal ein Wölkchen. Der Himmel war blau und klar. Die Luft war warm, streichelnd wie eine Berührung.

Ich spürte ihr Vertrauen im Wind, hörte ihr Wispern. Mit geschlossenen Augen hörte ich ihnen zu.

Unten in der Arena war bereits die Hölle los. Kaum möglich, aber wahr, es befanden sich noch mehr Zuschauer da drin als zuvor. Es wurde gedrückt und geschubst, aneinandergepresst und geschoben, damit jeder einen Blick auf die Kampffelder hatte. Der Moderator sprach von den gestrigen Duellen und gab die spannendsten Höhepunkte wieder. Von acht Finalisten waren noch fünf übrig. In den nächsten Stunden würde sich entscheiden, wer noch ausschied.