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Luntac war zusammen mit Steven unterwegs, zu der Wohnung von Sharik. Sie hatte ihnen nicht sagen wollen, weshalb sie die beiden sehen wollte, aber sie beide vermuteten, dass es sich um Sex handelte. Weshalb sonst, werden Leute auf Nemolonia irgendwo hin herbeordert? Sie waren ein paar Stunden zuvor beim Palast der süßen Nächte gewesen, nachdem Steven Luntac erzählt hatte, dass er ihre alte Familie zwar nicht zurück bringen könne, aber trotzdem fand, er hätte eine Lösung parat. Das hatte die Stimmung bei Luntac ungemein gehoben, nachdem sie am vorigen Abend so niedergeschlagen gewesen war.

„Was meinst du, wieso will Sharik uns sehen?", fragte Luntac und schaute Steven dabei im laufen an.

Steven beobachtete gerade im vorbei gehen ein Pärchen, das sich am Schaufenster eines Sexshops liebte. Er richtete seinen Blick auf Luntac und antwortete: „Ich glaube, die Antwort kennen wir beide schon."

Luntac lachte kurz auf, sagte dann aber: „Du hast recht, ich wollte nur sichergehen, dass wir beide das gleiche denken."

Wieder schwiegen sie sich an. Es war ein schöner Abend auf Nemolonia und die Sonne stand schon sehr tief. Der Himmel war schon seit einiger Zeit in ein helles Rot getunkt und wirkte wunderschön und majestätisch, auch wenn es ihnen in den Augen wehtat, mitten hinein zu schauen. Es würde bald dunkel werden und die Straßen wurden von Minute zu Minute zunehmend leerer. In der Ferne konnten sie schon das Haus erspähen, in dem Sharik wohnte. „Dort drüben ist es schon", sagte Steven und zeigte in die Richtung, in der sich das Haus befand.

„Wie fandest du es, damals als wir dort waren?", fragte Luntac und schaute Steven nachdenklich an.

„Ich war erstaunt darüber, dass sie in so einer hässlichen Wohnung lebt, mit diesem Stuhlkreis im Wohnzimmer, als würde sie dort Rituale abhalten oder Therapiegruppen."

Luntac lachte auf, erwiderte aber nichts darauf.

Als sie vor dem großen Haus standen, drückte Steven auf die Klingel an der Tür, an der nur der Name Sharik' miil stand. Hat sie denn gar keinen Nachnamen?, fragte er sich und als hätte Luntac seine Gedanken gelesen fragte sie ihn: „Ist Miil ihr Nachname? Ich dachte Sharik' miil wäre ihr Vorname."

„Das dachte ich eigentlich auch", erwiderte Steven verwirrt. „Aber Miil, scheint ihr Nachname zu sein. Oder sie hat einfach keinen, was seltsam wäre."

Während sie darüber diskutierten, wie denn der Nachname von Sharik war, öffnete sich plötzlich automatisch die Tür und die beiden wurden, ohne das jemand dahinter stand, herein gebeten. Ganz schön modern, diese automatische Tür, dafür, dass das Haus so kaputt scheint, dachte Luntac und lief zusammen mit Steven die Treppe zu der Wohnungstür hinauf. An der Wohnungstür angekommen, stellten sie fest, das auch diese offen war. Die Tür stand offen, doch Sharik war nirgends zu sehen. Trotzdem gaben sie sich selbst die Erlaubnis einzutreten und schauten sich um. Es war nichts verändert worden, nur waren alle Türen geschlossen, bis auf eine, auf der linken Seite des Flurs. Hinter dieser offenen Tür, schien sich das Schlafzimmer von Sharik zu befinden und sie beide machten große Augen, als sie ins innere schauten.

Die Wände waren alle in einem Nussbraun gestrichen und auch der Boden war mit dunkelbraunem Ituska-Granit besetzt. Alles war in ein dunkelblaues Licht gehüllt, das sanft in der ausklingenden Abendsonne den Raum ausfüllte. Wie magisch angezogen, schlichen sie beide in das Zimmer und begutachteten es. Auf den Regalen waren Bilder von ihr selbst und ihrer Schwester zu sehen, wie sie glücklich zusammen vor ein paar großen Bergen standen. Ein riesiges Fenster am Ende des Raumes, mit einem Balkon dahinter, von dem man, selbst von der Türschwelle aus, den wahrscheinlich schönsten Ausblick von ganz Istrakul genießen konnte.

Nemolonia - Planet der ungezähmten LüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt