Rock me, Baby! ✓

62 LIZ ‖ Abgefucktes Spielchen

Seine Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen, aus denen er mich bedrohlich anfunkelt wie ein Tier, das man in die Enge getrieben hat. „Was für ein abgefucktes Spielchen spielst du da schon wieder? Sogar meine Freunde hast du auf deine Seite gezogen mit deinen verdammten Tricks und Lügenmärchen." Seine raue Stimme durchschneidet scharf das drückende Schweigen. Noch nie hat er in so einem Ton mit mir gesprochen. Vermutlich dröhnen seine Worte deshalb so heftig in meinen Ohren nach.

„Vielleicht bin ich ja nicht die Einzige mit Tricks!", platzt es aufgebracht aus mir heraus, bevor ich mir auf die Unterlippe beiße.

Nicht gut. Beruhige dich, Liz.

Ich will doch ganz in Ruhe mit ihm reden und erst mal rausfinden, was er da mit Linda hat. Erst dann werde ich entscheiden, ob ich ihm erzähle, was sie getan hat. Ich runzle die Stirn und suche nach den richtigen Worten. „Glaub mir, dass dich so verletzt habe, tut mir unglaublich leid. Ich habe in meinem Leben schon viel Mist gebaut, aber das ist die Sache, die ich am meisten bereue."

Wieder ist es still. Es sind nur Sekunden, doch es fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit.

Schließlich hebt er die Augenbrauen und schüttelt langsam dem Kopf. „Ach ja? Jetzt auf einmal? Tu doch nicht so, als ob es keine Absicht gewesen wäre. Aber hey, es braucht dir nicht leidzutun. Ich muss dir sogar dankbar sein. Für einen Moment hatte ich gedacht, dass es diesen ganzen gefühlsduseligen Liebesscheiß wirklich gibt, aber du hast mich auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Dank dir war diese Phase glücklicherweise schnell wieder vorbei."

Vorbei.

Das Wort hallt in meinen Gedanken hundertfach nach wie ein unerwünschtes Echo, versetzt mir dabei jedes Mal einen schmerzhaften Stich.

„Kannst du mir ein einziges Mal zuhören, Luke? Bitte. Das ist alles, was ich will."

„Was soll das bringen, verdammt nochmal? Ich weiß doch schon alles, was ich wissen muss. Oder nicht? Was willst du damit überhaupt noch bezwecken?" Er kommt langsam auf mich zu, baut sich in einigem Abstand vor mir auf und fixiert mich mit einem durchdringenden Blick. Ich habe fast den Eindruck, als wolle er mich einschüchtern.

„Ich will es dir erklären, damit du mir vielleicht irgendwann verzeihen kannst."

„Warum ist dir das auf einmal so wichtig? Wieso jetzt dieser Sinneswandel? Und überhaupt – denkst du, du kannst dir so was erschleichen? Merkst du gar nicht, dass du genau gleich weitermachst? Lockst mich mit Lügen und Täuschung hier rein, sperrst mich ein und denkst dann ernsthaft, ich höre dir zu und verzeihe dir womöglich auch noch?"

Jedes einzelne seiner Worte trifft mich wie ein Schlag in die Magengrube. Ich fahre mir mit beiden Händen übers Gesicht und schüttle über mich selbst den Kopf. Habe ich wirklich geglaubt, dass das funktionieren könnte? Im Grunde war die Idee total hirnrissig. So gut kenne ich ihn inzwischen, dass mir hätte klar sein müssen, wie er reagieren wird.

„Ich bin einfach total verzweifelt, okay! Ich wusste, dass du mir nur zuhören wirst, wenn du keine andere Wahl hast."

Er schnaubt und seine Haltung versteift sich, während er seine Hände zu Fäusten ballt. „Du hast also doch noch so was wie ein Gewissen. Kaum zu glauben." Sein Blick aus schmalen Augen bohrt sich eisig in meine. „Das kannst du vergessen, Liz. So funktioniert es nicht. Du kannst sagen, was du willst und vermutlich kann ich nicht verhindern es zu hören, aber ich werde dir ganz bestimmt nicht zuhören."

Ich seufze leise und schlinge meine Arme um meinen Oberkörper. Das hier läuft schon wieder komplett in die falsche Richtung. Genauso schief wie all die anderen Dinge auch, die ich in letzter Zeit in Angriff genommen habe.