Müsste da nicht Musik sein

Kapitel 44

Elli

Vor drei Tagen kamen wir wieder in München an. Die Reaktionen auf Wincents Posting waren sehr gemischt, aber ich muss sagen, dass die positiven Kommentare in Überzahl waren. Die meisten haben sich für ihn gefreut. Natürlich gibt es sehr viele Spekulationen rund um das Thema. Wie nicht anders zu erwarten, viel auch häufiger mein Name. Wincent hat sich aber wie abgemacht nicht dazu geäußert. Vor zwei Tagen habe ich auch verkündet, dass ich einen Plattenvertrag unterschrieben habe. Und was soll ich sagen, die Rezensionen waren unglaublich. Ich habe so wundervolle Nachrichten erhalten und alle freuen sich so sehr für mich. Gerade haben wir Samstag und am Montag startet wieder die Uni. Wincent fliegt am Montag mit Paul seinem Fotografen in den Urlaub. Zum Glück hat sich Luisa bereit erklärt mir ein wenig zu helfen, da ich ja leider immer noch eingeschränkt bin. Den Tag heute nutze ich dafür um mich ein wenig auf das nächste Semester vorzubereiten. Wincent verbringt den Tag heute und morgen in Köln. Da dreht er für eine TV-Show. Er fliegt auch mit Paul von Köln aus nach Indien. Daher haben wir uns gestern schon verabschiedet. Ich lüge nicht wenn ich sage, dass der Abschied verdammt schwer war. Ihn für 2 1/2 Wochen gehen zu lassen war nicht so leicht für mich.

Nachdem ich ein wenig meine Manuskripte durchgelesen habe ist es schon 18:00 Uhr. Da ich keine Lust zu kochen habe, beschließe ich mir etwas zu bestellen. So habe ich 45 Minuten später eine gut duftende Pizza neben mir stehen. Diese lasse ich mir mit meiner Lieblingsserie schmecken. Nebenbei schreibe ich ein wenig mit Luisa und wir beratschlagen uns, was wir in den nächsten zwei Wochen so machen könnten. Da wir mal wieder ein bisschen mehr Zeit zusammen verbringen wollen. Gegen 22:00 Uhr liege ich eingekuschelt im Bett und telefoniere noch ein bisschen mit Wincent. Da wir aber beide schon müde sind, telefonieren wir nicht lange. Nach ein wenig hin her wälzen, schlafe ich doch einigermaßen gut ein.

Heute ist Montag und das bedeutet: Uni-Star. Den Sonntag gestern habe ich komplett zu Hause verbracht. Wincent hat mir eben schon geschrieben, dass sie schon am Flughafen sind. Bin ich froh wenn ich weiß, dass die beiden gelandet sind. Langsam stehe ich mal auf und mache mich für den Tag fertig. Nach einem Cappuccino bin ich gottseidank auch ein wenig wacher. Pünktlich um 9:30 Uhr klingelt es an meiner Haustür. ,,Na du kleiner Tollpatsch", grinst Luisa und schließt mich in ihre Arme. ,,Oh warum nennt ihr mich alle so", lache ich leicht. ,,Weil es so ist." ,,Na danke auch", schmunzle ich. ,,Können wir los?", fragt sie. ,,Ja wir können", antworte ich und schäle mich in meinen Mantel. ,,Komm ich nehme deinen Rucksack", grinst sie und nimmt meine Tasche, die neben der Tür steht. Unten im Auto erhalte ich eine Nachricht von Wincent. ,,So Süße wir gehen jetzt in den Flieger. Hab einen schönen Tag in der Uni. Ich melde mich wenn wir gelandet sind. Ich liebe dich." Lächelnd schreibe ich ihm zurück: ,,Guten Flug. Ja bitte melde dich. Ich liebe dich auch, ganz doll sogar. Passt auf euch auf." ,,Na dein Lieblingsmensch?", grinst Luisa. ,,Mmh", lächle ich einfach nur verträumt vor mich hin. ,,Du bist ja echt verknallt", lacht sie. ,,Ich kann mein Glück einfach nicht fassen. Ich bin so wahnsinnig glücklich mit ihm. Er bedeutet mir so viel." ,,Ich freu mich so sehr für euch. Ihr habt das beide so verdient." Dankend lächle ich sie an.

20 Minuten später parken wir auf dem Parkplatz und werden von Annika begrüßt. Annika ist ebenfalls eine sehr gute Freundin für mich und sie studiert ebenfalls Grundschullehramt. Wir haben sie schon etwas länger nicht mehr gesehen, da sie ein Auslandssemester in Großbritannien gemacht hat. Ich freu mich so sie zu sehen. ,,Ah da seid ihr ja", quietscht sie und umarmt mich. ,,Und Elli wie sie leibt und lebt", grinst sie und deutet auf meinen neuen Freund, den Gibs. ,,Ich bin so stolz auf dich Ellilein. Vor allem wegen deinem Vertrag, aber auch wegen Wincent", sagt sie leise und nimmt mich nochmal vorsichtig in den Arm. ,,Danke", hauche ich und drücke sie ganz fest. Ach wie doll habe ich sie vermisst. Als wir ein paar Minuten später das Gebäude betreten, merke ich einige Blicke auf mir und nehme ein wenig Getuschel war. Natürlich blieb es bei meinen Mitstudenten nicht geheim, dass ich den Plattenvertrag unterschrieben habe. Als ich mich auf meinen Platz im Saal sinken lasse, nehme ich hinter mir ein Kichern war. Aber ich nehme es gar nicht so zur Kenntnis, vielleicht hat es gar nichts mit mir zu tun. Das merke ich aber bisschen später anders. Gerade als der Professor etwas über Fremdsprachliche Bildung erzählt nehme ich hinter mir etwas wahr, das ich lieber nicht gehört hätte. ,,Na was macht eigentlich unser neues Popsternchen hier." ,,So gut ist die auch wieder nicht." ,,Hast du gehört das Wincent Weiss seine Beziehung öffentlich gemacht hat. Die war doch letzten Sommer mit ihm unterwegs, vielleicht hat sie sich hochgeschlafen." ,,Das kann ich mir nicht vorstellen. Schau sie dir doch mal an. Wincent hat ein ganz anderes Beuteschema, der könnte jede Schönheit haben." Annika und Luisa neben mir und schauen mich aufmunternd an. Als sie immer weiter machen, sinke ich immer mehr auf meinen Platz zusammen. ,, Sagt mal, könnt ihr mal aufhören so dumm zu labern", dreht sich Annika irgendwann zu ihnen herum. ,,Ja, was fällt euch überhaupt ein", wirft Luisa ein. Als ich mich traue kurz nach hinten zu schauen, grinsen sie mich selbstgefällig an. Zur ihrer Unterstützung, fallen die Leute in der Reihe hinter ihnen auch an sich über mich lustig zu machen. ,,Na traurig Elisa?" sagt der eine Typ in der hinteren Reihe. Fragend schaue ich ihn an, auf was will er hinaus? ,,Hast du einen Korb bekommen oder schläft ihr trotzdem noch miteinander", grinst er mich süffisant an. Als ich es verstehe, drehe ich mich verletzt rum.

Leider hören sie damit nicht auf und weil der Hörsaal komplett voll ist, können wir uns leider nicht umsetzen. Den Vorlesungen kann ich leider nicht folgen, denn ich sitze einfach nur da und würde am liebsten weinen. Wie unverschämt können Menschen sein. Natürlich habe ich auch schon solche Nachrichten bekommen, aber sie so ins Gesicht gesagt zubekommen tut einfach nur weh. So verlasse ich niedergeschlagen um 15:00 Uhr die Uni und werde von Luisa nach Hause gefahren. ,,Elli, nimm dir das bitte nicht so zu Herzen." ,,Es ist aber schwer Lulu", seufze ich. ,,Sollen wir noch etwas unternehmen?", fragt sie als sie vor meinem Haus hält. ,,Tut mir leid, ich muss mich ausruhen. Es war doch anstrengender als ich dachte. Mein Bein tut unheimlich weh, ich muss mich hinlegen." ,,Wenn etwas ist, rufst du aber bitte an okay?" ,,Ja okay", lächle ich und schnappe mir meine Sachen und ,ach mich auf den Weg in meine Wohnung. Als ich abends nach dem duschen schaue ich mich im Spiegel an. Vor mir sehe ich ein durchschnittliches braunhaariges Mädchen. Das sich nicht besonders oft schminkt, nicht viel aus Klamotten macht. Eigentlich haben sie schon recht. Wincent könnte jemand viel hübscheres haben. Schon merke ich wie mir die ersten Tränen hochsteigen. Ich hasse meine Selbstzweifel so sehr.

Ich verkrieche mich in meinem Bett und hoffe auf einen baldigen Schlaf. Als ich um 23:00 Uhr kurz wach werde, sehe ich das Wincent geschrieben hat, dass sie gelandet sind. ,,Hast du noch Lust zu telefonieren?", schreibt er mir zurück. Ohne lange zu überlegen wähle ich seine Nummer. ,,Nicht über Facetime", fragt er direkt und klingt ein wenig enttäuscht. So wie ich gerade ausschaue, erkennt er sofort, dass etwas nicht stimmt. Er soll die nächsten Wochen genießen ohne sich Sorgen machen zu müssen. ,,Ich sehe total verschlafen und zerzaust aus", rede ich mich heraus. ,,Och Süße, genau so liebe ich dich doch", flüstert er ins Telefon. ,,Heute bitte nicht", murmle und gähne um meine Aussage zu unterstreichen. ,,Wie war euer Flug?", frage ich um das Thema zu wechseln. ,,Entspannt, habe die meiste Zeit geschlafen. Wie war die Uni?" Warum muss er jetzt ausgerechnet das Thema ansprechen. ,,War ganz gut. Stress fängt jetzt schon an", antworte ich einfach. Nachdem wir eine weitere halbe Stunde telefoniert haben, merke ich das ich immer müder werde. ,,Geh ruhig schlafen El. Wir wollen eh gleich nochmal los." ,,Okay passt auf euch auf. Ich wünsch euch ganz viel Spaß", antworte ich. ,,Danke und du schlaf gut. Ich liebe dich." Als wir aufgelegt haben, brauche ich auch nicht lange bis ich wieder eingeschlafen bin. Nur hätte ich gewusst, was mich morgen wieder erwartet, wäre ich nicht so gut eingeschlafen...