~Stiles~
Ich wusste selbst nicht, warum ich nicht sauer auf Derek war. Natürlich hatte ich ihn provoziert, aber das war noch lange kein Grund handgreiflich zu werden. Vor allem nicht, da Derek mein Verhalten genau kannte und wusste, dass ich ziemlich oft nur dummes Zeug von mir gab. Ich schleuderte ihn ja auch nicht gegen die Wand, nur weil er mich nervte.
Nach einigen Minuten war ich wieder an seinem Haus angekommen. Ich ging grade darauf zu, als sich die Tür öffnete und Derek heraustrat. Sein Gesicht war ausdruckslos und er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, während er sich gegen den Türrahmen lehnte. Ich blieb ein paar Meter vor ihm stehen und verschränkte ebenfalls meine Arme. Er sah mich geradewegs an.
"Es tut mir leid, egal was du sagst.", sagte er leise und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Ich lächelte und schüttelte den Kopf.
"Muss es nicht, wirklich. Bei mir ist alles in Ordnung. Abgesehen davon, dass du vor mir hier warst.", sagte ich und brachte ihn damit zum lächeln.Es war schon nicht einfach mit diesem ganzen Stress immoment umzugehen. Ich sah an mir herab und runzelte dann die Stirn.
"Ich glaube ich muss mir mal Wechselsachen besorgen." Dereks Gesichtsausdruck wurde schlagartig wieder ernst und er nickte. Den Blick hatte er auf mein zerrissenes T-Shirt gerichtet.
"Wir müssen auch noch deinen Jeep holen.", merkte er an, während wir in sein Auto stiegen.Die Fahrt nach Hause dauerte nicht lange. Ich schlüpfte aus dem Wagen und lief ins Haus. So viele Sachen konnte ich ja garnicht benötigen.
Nach ein paar Minuten hatte ich es geschafft drei Mal gegen die Tür zu laufen, mir einmal die Hand einzuklemmen, aber ich hatte meine Tasche trotzdem erfolgreich gepackt.Ich rannte die Treppe hinunter und blieb dann abrupt stehen, als ich meinen Dad im Flur stehen sah.
"Ich glaube wir müssen reden.", sagte er und sah mich dabei böse an. Ich lächelte entschuldigend, doch sein Gesichtsausdruck änderte sich kein bisschen.
"Wenn du doch bei Scott bleibst, wie kommt es dann, dass seine Mutter mir grade erzählt, er würde die nächsten Tage bei Allison bleiben?", fragte er und sein Ton war eiskalt.Ich schluckte hörbar.
"Dad.. Umm.. Ich wollte nur..", begann ich, doch er unterbrach mich direkt.
"Es ist mir relativ egal was du treibst und mit wem, solange es nicht rechtswidrig ist. Aber wenn du schon meinst eine Woche wegbleiben zu müssen, kann ich doch erwarten, dass du mir sagst wo du hingehst ohne mich anzulügen.", sagte er und die Enttäuschung in seiner Stimme war unüberhörbar. Ich blickte zu Boden und hörte, wie er wegging.
"Dad..", begann ich doch er war schon zur Haustür raus. Kurze Zeit später hörte ich seinen Wagen losfahren und trat selbst zur Tür hinaus.Als ich ins Auto stieg sah Derek mich mitleidig an.
"Das wird schon wieder.", sagte er und fuhr dann los. Den Rest der Fahrt über sprachen wir nicht. An der Schule ließ Derek mich raus und ich fuhr mit dem Jeep weiter zu seinem Haus. Ich lief hinein und setzte mich auf das Sofa, während ich mit den Gedanken immer noch bei meinem Vater war. Die Enttäuschung, die in seiner Stimme gelegen hatte, hallte immer wieder durch meinen Kopf und selbst als Derek sich neben mich setzte blickte ich nicht auf."Er wird mich hassen.", sagte ich nach einigen Minuten in denen wir einfach nur da gesessen hatten. Derek schüttelte den Kopf, doch ich sah ihn immer noch nicht an.
"Alles ist immer meine Schuld. Egal was. Sogar der Tod meiner Mutter. Alles." Meine Stimme versagte bei den letzten Worten.
"Stiles. Du kannst nichts dafür. Wirklich nicht. So etwas passiert auch wenn du nicht da bist. Was glaubst du, was ich mir für Vorwürfe gemacht habe, als meine Familie gestorben ist? Aber irgendwann hab ich begriffen, dass ich nichts hätte ändern können. Und das solltest du auch."Ich sah überrascht auf, doch seine Worte hatten mir den Schmerz nicht genommen. Ich stand auf.
"Tut mir leid.", flüsterte ich, während ich aus dem Raum ging. "Ich brauch ein bisschen Zeit alleine."
Sobald ich aus dem Raum gegangen war, traten mir die Tränen in die Augen und mir wurde schmerzhaft bewusst, was Verlust bedeutete, denn ich hatte das Gefühl mich selbst zu verlieren.