Kapitel 104

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Entschuldigt, dass so lange nichts von mir kam...viel anderes Zeug und eine kleine Schreibblockade, vielleicht, weil es so deutlich aufs Ende zugeht.^^

Nun geht es aber schnell weiter und ab jetzt mit sehr viel kürzeren Kapiteln, da...naja, das Ende bevorsteht. ;) Danke allen, die meine Gedanken zu dieser Geschichte immernoch lesen. <3 Das ist unfassbar cool!

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Avessa

Ein letzter versichernder Blick in den Spiegel zeigte ihr große hellsilberne Augen, in denen man deutlich die Nervosität und Unsicherheit sehen konnte. Verflucht! So konnte sie nicht zum Essen gehen. Sie musste gefasst und selbstsicher auftreten, doch schaffte sie es kaum, das unruhige Zittern ihres Körpers zu unterdrücken und nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob es so schlau gewesen war, auf Schlaf, Essen und Trinken weitestgehend zu verzichten. Nicht zu ändern...

Sie lächelte ein wenig schief, war das wohl mehr als offensichtlich und doch schloss sie kurz die Augen, atmete tief ein und langsam wieder aus. Sie musste sich auf ihre Mission konzentrieren. Das Wissen schützen, die Regale so verwinkelt wie möglich hochziehen und zur Not provozieren, was das Zeug hielt, um ihre Gegner zu unkontrollierten, impulsiven Reaktionen zu verleiten. Eine ganz hervorragende Idee, Vessa...das Aufschlitzen mit einer Scherbe wäre sicher schneller gegangen...und wäre weniger schmerzhaft gewesen.

Die Gryffindor schnaubte undamenhaft und leise, war das ja gar nicht sicher. Zudem hatte sie vielleicht so die Chance, an einen Zauberstab zu kommen...oder Lucius anderweitig zu überrumpeln, oder... Sie presste die Lippen fest aufeinander und verknotete die Finger im Saum ihres Rockes, als diese wieder heftig zu zittern begannen. Ihr wurde schlecht, als sie an die Begegnung dachte und doch würde sie sicher weit angenehmer werden, als die zum Jahreswechsel...

Denn das hatte sie sich mittlerweile selbst erschlossen – und sie war sehr sicher, dass sie recht hatte. Der Jahreswechsel bot viel Macht und war sicher die Zeit, wichtige Entscheidungen zu fällen...wie eine Gefolgschaft bindend zu machen. Pah! Sie konnten vergessen, dass sie so etwas je tun würde! Aber...darum ging es ihnen sicher nicht. Nur waren zu dem Zeitpunkt sicher alle wichtigen Todesser und der Dunkle Lord selbst anwesend. Die perfekte Zeit, ihm das Geschenk zu machen, das sie laut Lucius' Aussage sein sollte.

Wut flammte in ihr auf, als sie an Severus dachte. Wut, die aus Enttäuschung und heftiger Trauer geboren war, doch ignorierte Avessa diese Tatsache konsequent. Sie wollte nicht darüber nachdenken, warum sie enttäuscht oder gar traurig war. Es klopfte und ihr Herz setzte kurz aus. Ihr Blick huschte zur Tür und sie straffte sich, reckte das Kinn. Eine selbstbewusste Haltung schaffte Selbstbewusstsein. Noch so eine Lehre ihres Vaters, dachte sie zynisch und sagte dann mit erstaunlich fester Stimme „Herein."

Wie erwartet war es Dobby, der besorgt zu ihr auflächelte und dann zum ersten Mal seit fast 5 Tagen zur Seite trat, eine einladende Geste vollführend. „D-der junge Meister e-erwartet Sie im Salon, Miss Vessa.", piepste er mit seiner hellen Stimme und ohne sie wirklich anzusehen. Avessa bemerkte das gar nicht, trat sie bereits auf den Flur hinaus und sah sich um. Obwohl ihr Zimmer groß und schön war, über tiefe Fenster und ein eigenes Bad verfügte...war es, als könne sie ein wenig besser durchatmen, als sie es hinter sich ließ. Sie lächelte den Hauselfen schmal an. „Danke, Dobby..." Deine Stimme klingt etwas belegt, Vessa...reiß dich nochmal zusammen, bevor du auf Lucius triffst.

Avessa nickte sich nur zu, wusste sie, dass sie meist ruhiger wurde, wenn die Situation, vor der sie...Sorge gehabt hatte, endlich eintrat. Daher war sie zuversichtlich, dass sie eine gute Maske würde aufbauen können – zumindest, was das Verbergen ihrer Unsicherheit anging. Sie gingen den Flur entlang zum Großen Salon und je näher sie der Tür kamen, desto langsamer wurde Dobby, sodass es irgendwann sogar Avessa auffiel.

„Was ist los, Dobby?", fragte sie und heftige Unruhe erfasste sie, als er sie ansah und sein schlechtes Gewissen sie fast überrollte. „Es tut Dobby leid...", wisperte er, bevor er die Türen öffnete. Die Flügel schwangen zur Seite und der Hauself huschte sofort rücklings und mit hängenden Ohren in den Schatten des Flurs zurück, sodass Avessa allein auf der Mitte der Schwelle stand. Der Salon war im Gegensatz zum Flur hell erleuchtet und so blinzelte sie, kurz blind von der Helligkeit.

„Aaaah...unser...Ehrengast ist eingetroffen. Gerade zur rechten Zeit.", zischte eine Stimme, die es ihr kalt den Rücken hinab laufen ließ und urplötzlich stürmten die Gefühle von mindestens einem Dutzend Menschen auf sie ein. Ihr Atem setzte aus, als ihre Augen sich an das Licht gewöhnt hatten und sie die Menge aus in dunkle Roben gekleideten Menschen sah, die im Halbkreis um eine hochgewachsene Person standen, die eine solche Dunkelheit ausstrahlte, dass Avessa sich von ihr erdrückt fühlte. Sie keuchte leise.

Das war nicht möglich! Es...es war noch nicht so weit. Es waren doch noch zwei oder gar drei Tage bis Silvester. „Oh, sie scheint verwirrt. Hat gedacht, es sei noch etwas Zeit bis zu dem heutigen Tag..." Lange Finger griffen nach ihr und führten sie in den Raum. „Das menschliche Gedächtnis...", säuselte die kalte Stimme. „...So leicht zu beeinflussen..." Avessa hob den Blick und sah in die rotglühenden Augen Lord Voldemorts, während die Türen hinter ihr mit einem dumpfen Laut ins Schloss fielen.

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