Day 14: Empty

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‚Leer. Leer. Alles leer.', dachte ich, während ich die Umzugskisten betrachtete, die sich im Flur stapelten. Nunja, nahm man es genau waren sie nicht leer, sondern voll mit allerlei Kram, den ich aus meinem alten Zimmer mitgenommen hatte. Ein paar hundert Geburtstagskarten von Verwandten, gefüllt mit leeren Worten, die nur der Form halber an mich geschrieben worden. Ein paar hässliche, auseinandergenommene Ikea-Möbel, die ich schon immer gehasst, aber nicht austauschen durfte, weil sie mir in einem Anflug von gut gemeintem Willen gekauft wurden. Die Klamotten, die ich seit Jahren nicht schön fand, welche aber von meiner Mutter als gut und angemessen empfunden worden waren.
Ich fühlte mich schrecklich. Die Räume waren leer und warteten darauf gefüllt zu werden und da kam ich mit dem Kram an, den alle anderen gut fanden? Dem Kleiderschrank, der meiner Tante so gut gefallen hatte, aber aus dem letzten Jahrhundert stammte, jedoch trotzdem annehmen sollte, weil ich sonst undankbar wäre? Die Gardinen, die meine Oma aus dem Keller gekramt hatten und dementsprechend aussahen, die ich aber trotzdem aufhängen sollte, weil sie sonst traurig sein würde?
Meine Umzugskartons waren gefüllt mit leeren Gegenständen. Sie bedeuteten mir nichts und würden Es auch nie, da ich sie nicht mögen lernen würde. Die Zimmer meiner neuen Wohnung würden genauso leer aussehen wie mein altes Zimmer, da alles nicht zu mir gehörte. Die Wohnung würde nie wie meine aussehen, sondern wie die von meiner Mutter, Tante, Oma und anderen Verwandten, die mir den Schritt vermacht hatten, der in ihren Kellern vergammelt waren.
Vielleicht war es Zeit für einen Neuanfang?
Die leeren Wände, die mir davor noch so unglaublich bedrückend vorkamen, schienen förmlich mich dazu aufzurufen den Pinsel in die Hand zu nehmen. Die leere Decke lud mich dazu ein sie mit den leuchtenden Plastiksternen zu bekleben, die ich eigentlich liebte, mir aber immer peinlich gewesen waren, weil meine Eltern gesagt hatten, sie wären nur für Kinder. Der leere Boden bot mir Platz für einen der riesigen, flauschigen Teppiche, die ich nie haben durfte, weil sie zu viel Staub fingen.
Ich lächelte und packte einen der voll-leeren Kartons um ihn hinauszutragen.
Diese Leere, die mir am Anfang noch Angst eingejagt hatte, war nun eine Chance für mich.

Inktober 2022 (but I write)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt