Wincent,,Kommen sie mal mit Herr Weiß", antwortet der Arzt und zeigt auf den Flur. ,,Kann er mitkommen?", frage ich und deute auf Paul. Der Arzt antwortet nicht, nickt aber. Ich bekomme immer mehr Angst. Paul und ich folgen ihm zu einem Zimmer, das aussieht wie ein Büro. ,,Setzen sie sich doch", sagt er und zeigt auf die Stühle vor dem Schreibtisch. Mit wackligen Beinen setze ich mich auf den Stuhl. Paul neben mir schaut mich die ganze Zeit aufmerksam an, als hätte er angst das ich jeden Moment umkippe. ,,Herr Weiß, ihre Freundin hatte sehr hohe Erziehungswerte im Blut. Wir haben sofort den Gips entfernt und mussten feststellen, dass sich die Wunde sehr entzündet hat. Hatte sie nichts von Schmerzen erwähnt?" ,,Nein überhaupt nichts", hauche ich. ,,Ich war die letzten 1 1/2 Wochen auch nicht hier. Elli sagt auch nicht immer gleich etwas", ergänze ich. ,,Das Problem gerade ist. Frau Kerper hat eine Sepsis entwickelt", redet er weiter. ,,Eine Blutvergiftung?", frage ich vorsichtig. ,,Ja genau. Es gibt aber noch ein Problem. Die Blutvergiftung muss schon mehrere Tage anstehen, da die Niere und Lunge bei Frau Kerper angeschlagen sind. Das bedeutet, dass die Lunge und Niere anfangen zu versagen", spricht er weiter. Als die Wörter bei mir ankommen, sitze ich nur geschockt da und bekomme kein Wort mehr raus. ,,Und was passiert jetzt?", fragt Paul unsicher. Nach einem besorgen Blick zu mir, spricht der Arzt weiter. ,,Wir haben Frau Kerper in ein künstliches Koma versetzt. Das künstliche Koma ist dafür da, ihren Körper die Möglichkeit geben zu können sich in Ruhe erholen zu können.Wir unterstützten momentan die Organe maschinell, bis sie sich wieder komplett erholt haben." ,,Wann wird sie wieder wach?" ,,Das können wir jetzt noch nicht sagen. Wir müssen abwarten, bis sich der Körper von ihrer Freundin erholt hat." Die nächsten Wörter bekomme ich gar nicht mehr mit. ,,Darf ich zu ihr?", frage ich als wir ans Ende des Gespräches gekommen sind. ,,Natürlich, gehen sie hoch zur Intensivstation. Da wird sie jemand zu ihr bringen." Ich nicke dankend und stehe auf. ,,Ach Herr Weiß? Wie sieht es mit ihren Angehörigen aus? Sollen wir sie informieren oder machen sie das?" ,,Würden sie das machen?" ,,Geben sie und einfach die Kontaktdaten."
Nachdem ich die Kontaktdaten von Dina und Michael weitergegeben haben, fahren wir hoch zur Intensivstation. Dort müssen wir klingeln und warten. Kurz darauf kommt eine junge Krankenschwester raus und lächelt uns an. ,,Herr Weiß, da sind sie ja", kommt sie direkt auf mich zu. Na toll, ist ja klar, dass ich nicht unerkannt bleibe. Als wir die Schutzkleidung angezogen haben, laufen wir zu einem Zimmer. Ich folge der Schwester einfach und bekomme neben mir nichts mit. ,,Herr Weiß, bevor sie reingehen. Bitte erschrecken sie sich nicht. Der Anblick ist schlimmer als er ist", sagt sie bevor sie uns die Tür öffnet. Ich nicke einfach nur und betrete das Zimmer. Als ich Elli da im Bett erblicke mit den ganzen Schläuchen und Geräten drohen meine Beine wegzuknicken. ,,Wince, setz dich bitte hin", flüstert Paul hinter mir und hält mich an den Schultern fest. Die Schwester stellt mir einen Stuhl neben das Bett, auf den ich mich nieder lasse. Plötzlich schwebt ein Glas Wasser vor meinen Augen. ,,Trinken sie mal einen Schluck." Ich drehe mich um und sehe eine andere Krankenschwester neben mir stehen. Dankend nehme ich das Glas in meine Hände und trinke es in einem Schluck aus. Paul hat sich in der zwischenzweit auf einen Stuhl ans Bettende gesetzt.
Vorsichtig schaue ich in Ellis Gesicht, augenblicklich fange ich wieder an zu schluchzen. Paul legt tröstend einen Arm um mich. ,,Was mache ich, wenn sie es nicht schafft", schluchze ich unter Tränen. ,,Rede so etwas nicht Wince. Sie wird auch das schaffen." Ich fühle mich so verloren und weiß gar nicht was ich machen soll. Darf ich sie anfassen? Darf ich sie nicht anfassen? Mache ich irgendwas kaputt? ,,Herr Weiß, nehmen sie ihre Hand und reden sie mit ihr", reißt mich die Stimme der Krankenschwester aus meinen Gedanken. Stirnrunzelnd schaue ich sie an. ,,Wir wissen nicht, was sie mitbekommt. Zeigen sie ihr nicht dass sie da sind", lächelt sie. Vorsichtig nehme ich ihre Hand in meine und streichle ihren Handrücken. ,,Wincent", sage ich und schaue die Schwester an. Jetzt ist sie diejenige die mich fragend anschaut. ,,Nennen sie mich ruhig Wincent." ,,Okay Wincent, ich bin Schwester Leonie und das ist Schwesternschülerin Lina", lächelt sie und zeigt auf die Braunhaarige, die gerade zur Tür reinkommt. ,,Du Wince? Ich geh mal raus und rufe Lisa an", sagt Paul und steht auf. ,,Okay, Paul?" ,,Ja?" ,,Könntest du vielleicht Amelie anrufen. Sie soll bitte alle informieren", sage ich leise und schaue ihn bittend an. ,,Natürlich kann ich das machen", lächelt er und verlässt das Zimmer. Seufzend drehe ich mich wieder zu Elli und nehme nun ihre Hand in meine beiden Hände. ,,Süße, ich bin hier. Hörst du? Ich bin hier", flüstere ich und fange wieder an zu weinen.
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Müsste da nicht Musik sein
FanfictionElli und Wincent sind seit Kindertagen beste Freunde und stammen aus dem malerischen Norden Deutschlands. Während Elli in München Lehramt studiert, hat Wincent als erfolgreicher Sänger seinen Traum verwirklicht. Als er sie fragt, ob sie ihn auf sein...