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Aiden|20. September

Während ich mir gerade meine Zigarette an machte, beobachtete ich René wie er versucht sich in das Sicherheitsprogramm zu hacken. Er hatte schon immer das Hirn in unserer Gruppe. "Und wie weit bist du?", wurde ich immer ungeduldiger was ihn langsam auf die Nerven ging. "Wenn du jede Sekunde fragst, werde ich nie fertig.", stöhnte er genervt aus.

Ich wollte endlich herausfinden wer hinter der ganzen scheiße steckt. Ein paar Leute von mir konnten etwas herausfinden nur genügte mir das keinesfalls. Ich wollte einen Namen.

Der jenige welcher hinter dem Handel steckt hat meinen Bruder umgebracht und dafür will ich Rache. Zugegeben mein Bruder war kein Engel, er machte ebenfalls eine Zeit lang Geschäfte damit aber er ist dennoch Familie. "Wir haben einen Namen.", unterbrach René meine Gedanken und mein Blick flog auf den Bildschirm vor uns. "Ich bring dieses Arschloch um!"

"Beruhigt dich, es steht nicht komplett fest, der einzigste Anhalt ist, das er bei jedem treffen ist.", versuchte René mich wieder zu beruhigen.

Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und fotografierte den Bildschirm ab. Danach ließ ich es wieder verschwinden. "Sag den andern Bescheid, es geht zurück nach Italien.", befahl ich René und stürmte auch schon wieder nach draußen, zu meinem Wagen.

Mit Vollgas fuhr ich die Landstraße entlang und konnte meine Wut kaum noch in Grenzen halten. Ich musste sie raus lassen und mir war komplett egal an wenn. Scharf bog ich nach rechts ab und war nun auf dem Weg in unsere Lagerhalle, welche nicht viele kannten. Der einzigste Grund das sie noch existiert ist, weil sie so abgelegen ist, das niemand irgendwelche schreie vernehmen würde.

Ich schlug die Autotür auf und bewegte mich ins Innere, wo mich zwei meiner Männer empfingen. "portalo da me!", befahl ich den beiden und sah wie sie auch schon eilig die Treppe nach unten rannten. Während ich auf meinen 'Freund' wartete, machte ich es mir auf einen der Stühle bequem. [Bringt ihn mir]

Es dauerte auch nicht lange bis sich die Tür des Raumes öffneten und ich hinter mir ein leises Mist vernahm. Ein kurzes schmunzeln machte sich breit was jedoch in Sekundenschnelle wieder verschwand als meine Männer ihm vor mich auf dem Boden fallen ließen. Sein Blick war auf den Boden fixiert was ich ihm auch nicht verübeln konnte. In seinem Gesicht machten sich Narben breit, welche sich zum Großteil über sein ganzes Gesicht streckten.

"Eigentlich sollte ich dir danken. Ohne dich hätte ich niemals von Isabelle erfahren.", begann ich das Thema was ihm scheinbar ein schelmisch Grinsen bereitete. "Ist mein Job.", raunte er mit einem stumpfen husten heraus.
"Eure Arbeit besteht daraus, Frauen und Kinder zu verkaufen. Euch geht es dabei nur ums Geld!", ballte ich meine Hände zu Fäusten. "Und du denkst, das was du machst ist besser?", kam er mir entgegen und versuchte dabei sich ein wenig aufzurichten. "Du hättest sie gehen lassen können, hast es aber nicht getan, stattdessen behandelst du sie als gehöre sie dir, also sag mir inwiefern bist du besser als ich?", sah er mich nun fragend an.

Ohne ihm eine Antwort zu schenken beugte ich mich leicht nach vorn um dieses Mistkerl ein Stück näher zu kommen. "Lass ich sie jetzt gehen, wird nicht nur deine Welt, sondern auch meine untergehen." gab ich ihm die gewünschte Antwort.

Ich lehnte mich wieder zurück und steckte mir eine Zigarette zwischen die Lippen. Genüsslich nahm ich den ersten Zug und beobachtete immer noch meinen Gegenüber. "Wir haben einen Namen und um sicherzustellen dass alles glatt laufen wird wirst du mitkommen.", atmete ich den Rauch wieder heraus und blickte wartend auf ihn herab. "Was hab ich davon?"
"Deine Freiheit.", gab ich trocken zurück und erhob mich von dem unbequemen Stuhl. Ich merkte wie er mit sich selber kämpfte. Er wusste das er hier unten nur verrotten würde, also wäre das seine erste und letzte Chance hier raus zu kommen. Mit einem tiefen seufzen willigte er ein, natürlich bin ich vorbereiten, sollte er uns in den Rücken fallen. Schließlich hab ich meine Erfahrungen mit solchen Leuten bereits gemacht.

•••

Ich fuhr in die Einfahrt und stoppte den Wagen. Erschöpft öffnete ich die Autotür und wollte nur noch ins Bett.

Im Eingangsbereich begrüßte mich bereits Edith die mit einem Stapel Klamotten wohl gerade auf dem Weg zu Isabelle war, bis ich jedoch durch die Tür kam. Mit einem Kopfnicken lief ich auch schon geradewegs Richtung Büro. Ich zog mein Handy und wählte die Nummer meines Vaters.

".", ertönte die Raue Stimme meines Vaters. "In zwei Tagen geht's los.", ließ ich ihn wissen. "Bene, ich will hoffen das alles nach Plan laufen wird.", sagte er bevor auch schon ein piepen ertönt. [Gut]

Mein Vater und ich hatten noch nie ein sonderlich gutes Verhältnis. Er denkt oftmals das es noch zu früh ist das Geschäft zu übernehmen, nur ist er nicht mehr in der Lage dazu. Eigentlich würde mein Bruder jetzt hier stehen, da er der älteste war, doch dann geschah der Vorfall. Seitdem ist mein Vater nicht mehr der selbe. Anfangs gab er sich selber die Schuld und dann irgendwann mir.

Müde und erschöpft fuhr ich mit durch die Haare wodurch zwei Haarsträhnen in meinem Gesicht landeten. Ich ließ mich auf dem kleinen Sofa welches sich ebenfalls im Büro befand fallen und nahm das Whisky Glas in die Hand und fühlte es nur um es mit einem Schlug komplett zu leeren. Das leere Glas stellte ich auf dem kleinen Glastisch vor mir ab und lehnte mich nach hinten um für einen kurzen Moment die Augen schließen zu können.

Nach einer Weile der Stille beschloss ich dann schließlich doch in mein Zimmer zu gehen. Ich erhob mich und lief die Treppe nach oben wodurch ich auch bei Isabelle lang gehen musste. Kurz hielt ich inne. Leise öffnete ich die Tür doch erkannte nichts da alles dunkel zu sein schien. Nur das Licht welches draußen das Gelände beleuchtete, konnte hier etwas hinterlassen.

Ich verweilte noch eine Weile an der selben Stelle und blickte aufs Bett. Wenn ich könnte, würde ich sie gehen lassen, aber ich kann nicht.

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