Ich hatte alles perfekt geplant, aber auch nur der geringste Fehler könnte zum Misserfolg führen. Und auch einer ordentlichen Portion Folter. Doch diese Mission war das Risiko wert. Jahrelang hatte ich es in diesem toxischen Haushalt aushalten müssen. Jahrelang hatte ich alles daran gesetzt meinen kleinen Bruder von allen Schmerzen - sowohl körperlicher als auch seelischer Natur - zu bewahren. Heute würde ich fliehen und meinen Bruder mit mir nehmen.
Die Tür zum Schlafzimmer meiner Eltern schloss sich. Ich begann zu zählen. In einer halben Stunde werde ich aufstehen, meinen bereits gepackten Koffer nehmen, ins Zimmer meines Bruder schleichen, zusammen mit ihm über sein Fenster nach draußen steigen und mit meinem Motorrad ganz weit weg fahren.
Die ersten drei Schritte liefen einwandfrei. Ich war leise genug gewesen, mein Bruder nicht.
"Ich kann nicht gehen, Sirius", sagte er.
"Regulus, ich bringe dich jetzt hier raus. Ich lasse dich hier nicht noch länger", flüsterte ich und zog den Koffer meines Bruders unter dem Bett hervor.
"Du-weißt-schon-wer gewinnt immer mehr Macht. Was wenn wir gehen und er tötet dich? Ich bin noch viel zu jung um alleine in der Welt zurechtzukommen", jetzt flüsterte er wieder.
"Ich gehe lieber das Risiko ein, da draußen zu sterben wie ein Held, als von meinem eigenen Vater erdrosselt zu werden."
"Sie fügen dir nur Schmerzen zu, weil du nie das machst was sie dir sagen. Es ist deine eigene Schuld. Wenn du nur der Sohn wärst, den sie sich wünschen, dann hättest du es viel einfacher. Dann könnten wir hier weiterhin gemeinsam leben", Regulus klang traurig. Ich hielt inne, atmete tief ein und wieder aus bevor ich meine nächsten Worte mit Bedacht wählte: "Reggie, wir müssen nicht hierbleiben. Wir können frei sein, da draußen. Weit weg von unseren Eltern, nur wir zwei."
Regulus Gesichtsausdruck wurde augenblicklich kalt. Diese Abweisung tat weh. Ich wollte doch nur das Beste für ihn, sonst nichts.
"Ich bleibe. Und du wirst auch bleiben", sagte er. In der Stille der Nacht waren diese Worte so laut und störend. Ich blickte mich schnell um, als ob unsere Mutter jeden Augenblick durch die Tür gestürmt kommen könnte. Aber wir waren alleine.
"Dann bleib doch, wenn du es hier so schön findest, aber ich werde gehen. Ich lass mich nicht mehr so behandeln", zischte ich, legte seinen Koffer ab und wandte mich seinem Fenster zu.
"Sirius", Regulus Stimme bebte, "Sirius, bitte bleib. Lass mich nicht alleine."
Ich biss mir auf die Unterlippe und murmelte eine ernstgemeinte Entschuldigung. Ich konnte nicht hier bleiben. Vielleicht war es egoistisch, aber ich wollte unter keinen Umständen jemals wieder den Crutiatus-Fluch zu spüren bekommen, denn diesen hatte ich schon schon zu oft erlitten.
"Du- du wirst alleine nicht um die Runden kommen. Du wirst st- sterben", murmelte Regulus. Ihm fielen immer mehr Sachen ein und er wurde immer lauter und lauter.
Eine Tür im unteren Stockwerk öffnete sich und meine Augen weiteren sich. Aus jahrelangen Erfahrung wusste ich genau, dass die sich eben geöffnete Tür, die zum Schlafzimmer meiner Eltern war und wenn ich jetzt nicht gleich verschwinde, würde ich deren Zorn zu spüren bekommen. Aber wenn ich gehen würde, würde mein Bruder dafür bestraft werden.
"Jetzt komm doch bitte mit", flehte ich ihn an. Regulus lächelte traurig und setzte sich zurück auf sein Bett.
"SIRIUS ORION BLACK!", schrie meine Mutter, die gerade das Zimmer betreten hatte. Ich hatte ein Bein schon aus dem Fenster gestreckt und hatte keine Möglichkeit jetzt noch zu fliehen, da sie mich schon an den Haaren gepackt und vom Fenster weg geschliffen hatte.
"Cru-", setzte sie an, den Zauber stab auf mich gerichtet.
"Bitte", murmelte ich, "bitte nicht vor Regulus." Es war bestimmt kein schöner Anblick und außerdem sollte sich Regulus keine Vorwürfe machen.
Meine Mutter brummte wütend und zog mich dann in einen anderen Raum. Beim Rausgehen erhaschte ich noch einen Blick auf Regulus. In der Dunkelheit konnte ich sein Gesichtsausdruck nicht eindeutig erkennen.
Keine Minute später trat auch mein Vater in das Gästezimmer ein, indem ich schon so einige Male den Crutiatus-Fluch abbekommen habe.
"Du bist eine Enttäuschung für die ganze Black-Familie", spottete dieser missbilligend.
"Erzähle mir etwas was ich noch nicht weiß", gab ich zurück, wofür ich einen Tritt in den Magen erhielt, der mich in die Knie zwang.
"Ich habe dir diese Woche schon so vieles durchgehen lassen und das ist der Dank dafür?" Er lachte spöttisch auf und richtete seinen Zauberstab auf mich: "Crucio!"
Ich wollte schreien, aber ich würde es meinen Eltern nicht so leicht machen. Ich biss die Zähne so stark zusammen, dass mein ganzer Kiefer vor Anspannung zitterte und ich stürzte mich mit meinen Händen auf den Boden und krallte die Fingernägel so tief in den Boden, bis sie anfingen zu bluten.
Aber diese Bemühungen mich von dem eigentlichen Schmerz des Fluches abzulenken waren lächerlich. Die schrecklichen Schmerzen des Fluches, die mich durchfuhren, brachten mich jetzt schon fast um den Verstand und ich fragte mich, wie lange ich noch durchhalten könnte ohne mir die Seele aus dem Leib zu schreien.
Der Fluch wurde kurz unterbrochen und ich atmete tief durch bevor diesmal beide meiner Eltern den Fluch erneut anwandten. Die Schmerzen kamen doppelt so stark zurück und jetzt konnte ich mir das Schreien nicht mehr verkneifen. Es war als ob ich auf der Stelle kollabieren würde, wenn ich nicht schrie. Und so fing ich an zu Brüllen, aber der Schmerz ließ nicht nach, es wurde nicht besser.
Ich wollte weinen, sie anflehen aufzuhören, doch dafür war ich noch immer zu stur und zu stolz.
Also ging es so weiter. Sie hetzen den Fluch auf mich, beschimpften mich, machten eine kurze Pause und wiederholten den Vorgang. Immer und immer wieder.
Ich war mir inzwischen sicher nicht ohne bleibende Schäden davonzukommen, vielleicht würde ich noch nicht einmal mit meinem Leben davon kommen.
"Bitte", brachte ich mühsam hervor, "Bitte hör-" Ich schrie ein weiteres Mal, "hört auf!" Und sie hörten tatsächlich auf.
Erst jetzt merkte ich wirklich wie sehr mir die Folter zu schaffen gemacht hatte. Ich konnte mein eigenes Gewicht kaum noch stemmen. Meine Finger brannten unter dem Verlust mehrerer Fingernägel. Mein Herz klopfte so schnell, dass es dazu gezwungen war, alle paar Sekunden kurz auszusetzen. Mein Hals war so rau, dass es schmerzte zu schlucken. Meine Knie waren wund gerieben. Meine Atmung unberechenbar. Kein einziger Muskel war in der Lage sich anzuspannen.
"Du bist so schwach", zischte mein Vater. Er hob mein Kinn an, sodass ich gezwungen war ihn anzusehen, und schlug mich dann mit seiner Faust. Der Rubin an seinem Ring schnitt mich dabei und das Blut floss mir quer über das Gesicht.
Ich konnte mich nicht wehren. Ich konnte keinen Widerstand leisten. Ich war wirklich schwach. Machtlos. Gebrochen.
"Vater-"
Er hielt inne und schaute in meine Augen. Wäre er wirklich so unfair und verprügelte einen Wehrlosen? Definitiv, ja.
"Du bist nicht mein Sohn!", brüllte er und schlug erneut auf mich ein, nur das er diesmal nicht aufhörte.
Etwas in mir regte sich. Ich wollte Wiederstand leisten. Ich versuchte mich aufzuraffen, wurde aber sofort wieder auf dem Boden fixiert. Doch ich hörte nicht auf mich zu wehren.
Verflucht nochmal ich war Sirius Black. Ich war ein Kämpfer. Ich hörte nie auf zu kämpfen.
Ich sammelte all meine Kraft, holte mit meiner Faust Schwung und-
wurde von meiner Mutter mit dem Crutiatus-Fluch angegriffen und diesesmal ausgenoggt."Du bist jetzt in Sicherheit, Sirius", murmelte Regulus.
Ich öffnete die Augen. Ich befand mich noch immer in dem dunklen, aber reichlich verzierten Gästezimmer. Immernoch konnte ich jede einzelne Verletzung genau spüren.
"Kannst du laufen?", fragte mein kleiner Bruder, was mich zum Lächeln brachte. Jetzt erst wurde es mir bewusst. Er hatte all das noch nie am eigenem Leib erfahren. Er war der Vorzeigejunge unserer Eltern. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass sie ihn liebten. Natürlich wollte Regulus nicht weg. Ihm ging es super hier. Vorallem weil ich alle negativen Stimmumgen unserer Eltetn auf mich ziehe und er so nie eine abbekam.
"Weg", flüsterte ich, da ich zu mehr nicht im Stande war, "ich muss hier sofort weg."
Ohne zu antworten verschwand Regulus. Mein Blick fiel auf die Blutlarche auf dem Boden und in meinem Kopf wurde es ganz ruhig. Ich dachte an nichts mehr. Ich musterte einfach nur mein Blut. Für wie lange wusste ich nicht.
"Hier", durchbrach Regulus Stimme die Stille. Er hielt mir meinen Zauberstab und Flohpulver hin. Ich gab mir alle Mühe, um die Gegenstände entgegenzunehmen und schaffte es letztendlich auch. Dann zündete Regulus das Feuer im Kamin dieses Zimmers an und half mir auf die Beine. Jedoch konnte ich ohne Hilfe nicht gerade stehen, weshalb mein Bruder mich weiterhin stürzte.
"Wohin willst du?", fragte er mich und platzierte mich im Kamin.
Ich wollte etwas sagen, wirklich, aber ich bekam keinen einzigen Ton heraus.
"Ich hoffe, dass wir uns wieder sehen werden, Sirius" murmelte Regulus traurig und verschwand. Es kostete seine Zeit bis ich wieder meine Stimme fand und die Adresse, die mir als erstes eingefallen war, sagte.
𝑁𝑜𝑡𝑖𝑧 𝑎𝑛 𝑖𝑐ℎ: 𝑁𝑖𝑒𝑚𝑒ℎ𝑟 𝑣𝑒𝑟𝑙𝑒𝑡𝑧𝑡 𝑚𝑖𝑡 𝐹𝑙𝑜ℎ𝑝𝑢𝑙𝑣𝑒𝑟 𝑟𝑒𝑖ß𝑒𝑛.
Sobald ich beim Zielkamin angekommen war, stürzte ich erneut zu Boden.
Ich liebte es hier. Es roch vertraut. Es war warm. Ich wusste, dass es hell eingerichtet war, obwohl es dunkel war.
Ich versuchte mich aufzurichten und schmiss bei diesem Versuch eine Vase von einem Regal um. Das laute Geräusch weckte meinen Freund auf und veranlasste ihn dazu das Licht anzumachen.
"Sirius? Was machst- Verfluchte Scheiße. Was ist passiert?", fragte James und kam auf mich zu. Er packte mich noch gerade rechtzeitig bevor meine Füße wieder nachließen.
"Sorry fürs Stören", murmelte ich und hustete anschließend. James setzte mich auf sein Bett.
Mein bester Freund sah schockiert und ängstlich aus. Kein Wunder, immerhin kam nicht jede Nacht ein Kerl halb tot durch den Kamin zu ihm.
Ich war frei. Erst jetzt wurde es mir klar. Ich war frei. Ich würde nie wieder von meinen Eltern gefoltert werden. Ich würde nie wieder den Erwartungen von irgendjemandem entsprechen müssen. Ich würde nie wieder auf jemanden hören müssen. Ich war jetzt mein eigener Herr. Ich war jetzt frei. Wenn ich wollte konnte ich die Welt bereisen. Ich konnte heiraten wen ich will. Ich konnte tun und lassen was ich wollte.________________________
Habe diese FF schon vor längerer Zeit geschrieben und hoffe sie gefällt dir :) wenn ja werde ich auf jeden fall weiterschreiben!
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Marauders Sammlung
FanficSirius Black flieht nach Jahren geprägt von Missbilligung aus seinem Elternhaus und sucht Zuflucht bei seinem besten Freund James Potter. Wolfstar ff