48. Kapitel: Das Opfer des Drachenkindes

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"Hey Rizu, du Obertrottel von Großvater! Schwing deinen fetten Hintern rüber!"

Mein Schrei schallte durch das gesamte Tal.

Während sich die Drachenreiter postierten, eilten die Tempelwächter an ihre Seiten. Wir hatten im Vorfeld vereinbart, dass sie die anderen Exodus-Mitglieder in Schach halten würden. Ich nahm mir meinen Großvater vor.

„Respekt hatte sie schon immer.", lachte Alit, der soeben Stellung auf einem Felsen bezog.

Respekt? Ich? Vor Rizu? Ja nee, schon klar - und die Erde war flach wie eine Scheibe.

Vor mir schlug ein Blitz ein. Dann stand mein Großvater direkt vor mir. „Hier bin ich, du Blindfisch."

„Wurde auch Zeit. Heute beenden wir es endgültig."

„Haben deine sogenannten Freunde Angst oder warum bist du alleine hier?" Er sah sich um.

„Meine sogenannten Freunde lässt du mal schön in Ruhe. Hier geht es nur um uns beide." Diesbezüglich hatte ich gewisse Befehle erteilt. Besonders Kaito hatte es nicht geschmeckt, aber diesmal ließ ich ihm keine Wahl. Dies war mein Kampf!

Rizu grinste fies, was seinem Gesicht einen verzerrten Ausdruck verlieh. Von der Unsicherheit, die ich vorhin zusehen geglaubt hatte, war nichts mehr zu sehen. Womöglich hatte ich mir das eingebildet, oder ich hatte etwas sehen wollen, das nicht da war. „Meine getreuen Untertanen werden sich um sie kümmern. Heute wird niemand von euch überleben. Auch die Menschen nicht, den du deine Geliebten nennst."

Nur-über-meine-Leiche!
Auch wenn es mich mein Leben kostete, bis zum bitteren Ende würde ich sie alle beschützen!

„Der Einzige, der hier nicht lebend rauskommt, bist du!"

Ich hob die Hand. Mit einem Brüllen stiegen die Drachen über mir auf. Ihre Schuppen glänzten im aufgehenden Licht der Sonne. Ihr Brüllen war noch weit zu hören. In ihren Augen funkelte die Mordlust. Auch wenn sie bei mir zahm wie Kätzchen waren, durfte man niemals vergessen, was wir waren. Bestien.

Mein Großvater zog unbeeindruckt eine Augenbraue nach oben. „Wir werden beide untergehen. Nicht nur ich allein. Das Band wird dafür sorgen, dass dein Liebster mit dir stirbt."

„Zu dumm für dich, dass ich einen Weg kenne, ihn von dem Band zu befreien." Das Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Es tat gut zu wissen, meinen alten Herren überraschen zu können. Offenbar wusste er doch nicht alles von mir. „So sehr du es dir wünschst - meinen Alcor wirst du nicht töten."

„Wir werden sehen!"

Schweigend sahen wir uns an.

Der Funke Hoffnung, den ich bis eben gehegt hatte, erlosch, als ich die Entschlossenheit in seinem Blick sah. Meine Worte hatten ihn berührt, doch er ließ sich davon nicht mehr von seinem Vorhaben abbringen. Somit war es unausweichlich, unser beider Ende. Ich würde heute sterben, doch er würde mit mir zugrunde gehen.

Und vielleicht war dies der Schlüssel, um ihn von dem Hass zu befreien, der ihn von innen zerfraß. Der Tod war eben doch eine Erlösung.

In meinen Händen materialisierten sich meine Schwerter. Die Klingen waren nicht nur mit Drachenblut bestrichen, sondern auch vom Drachenfeuer umhüllt. Diese Waffen waren ein Geschenk. Bevor ich zum Drachenkind herabstieg, erhielt ich sie von meinem Drachenkrieger. Seit jener waren sie meine stetigen Begleiter. Ich brauchte nur an sie zu denken und sie erschienen in meinen Händen. Das Metall wurde nie rosig und die Klinge niemals brüchig. Soviele Schlachten hatte ich mit ihnen gefochten, eben soviele Leben genommen und Blut gekostet. Meine Klingen hatten nichts von ihrer Schärfe und Tödlichkeit eingebüßt.

Drachenstern Saga - Part 1 - Die Legende der DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt