Kapitel 50

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Def Leppard - foolin'

Joe saß noch lange im Chevy, bevor sie aussteig und die Tür zum Trailer öffnete. Sie überlegte, was sie vorfinden würde und wie sie sich verhalten wollte. Was sie dann zu Gesicht bekam, ließ sie versteinern. Billy hatte nicht übertrieben, als er sagte, dass Eddie den Trailer auseinander nahm. Es lag nichts mehr auf seinem Platz. Alles stand kreuz und quer herum, als hätte ein Tornado hier gewütet. Langsam, auf jeden Schritt bedacht, um nichts kaputt zu machen, ging sie zu seinem Zimmer. Die Tür stand offen und Joe lugte hinein. Hier sah es noch schlimmer aus. Er hatte sogar die Poster von den Wänden gerissen. Es war ein einziges Chaos und Eddie saß mittendrin im Schneidersitz. Er wiegte vor und zurück und weinte. Er weinte so heftig, dass Joe Tränen in die Augen schossen. Solange sie mit ihm zusammen war, hatte sie Eddie niemals so heftig weinen sehen. Hastig durchquerte sie das Zimmer und ging vor ihm auf die Knie. Sie legte eine Hand auf seine Schulter und Eddies Kopf schoss in die Höhe. Sein Gesicht war nass von den Tränen und es schien, als könnte er sich nicht beruhigen, denn er atmete viel zu schnell, bekam beinahe keine Luft mehr. Joe griff nach seinen Schultern und zog ihn wortlos in eine Umarmung. Sie strich ihm über den Kopf und wiegte ihn vor und zurück. Eddie klammerte sich an ihrem Oberteil fest, als könnte Joe nur eine Erscheinung sein, die verschwinden könnte, sobald er losließ. Er krabbelte fast auf ihren Schoß und ließ sich kaum beruhigen.

"Ich dachte, ich sehe dich nie wieder." flüsterte er mit brüchiger Stimme. Joe strich ihm behutsam über den Kopf.

"Ich bin hier, Eddie. Ich bin da." antwortete sie und raffte ihre Arme fester um ihn. Wie konnte sie nur glauben, dass Eddie Chrissy Cunningham geküsst hatte?

"Ich hab nichts gemacht, Joe. Chrissy... Sie wollte wieder Zeug haben und reden und dann hat sie mich geküsst, als sie gehört hat, dass du kommst. Ich war so überrascht, dass ich nicht wusste, was ich tun soll. Joe, du musst mir wirklich glauben. Du darfst mich nicht verlassen. Bitte!" Eddie hob den Kopf und die Angst in seinen Augen ließ Joe noch weicher werden. Sie trocknete mit ihrem Ärmel seine Wangen und küsste ihn auf die Stirn.

"Ich gehe nirgendwo hin." sagte sie ruhig. "Vielleicht besuche ich Chrissy mal und rasiere ihr den Schädel, aber ich verlasse dich nicht." erklärte sie. Eddie sah sie fassungslos an und ein erschrockenes Glucksen schob sich seine Kehle hoch, auch wenn die Tränen noch nicht versiegt waren. Lächelnd nahm sie ihn wieder in den Arm und spielte mit seinen Locken. Eddie hielt sich immernoch an ihr fest. Sie konnte nicht fassen, dass Billy Recht hatte. Dass er ihr geholfen hatte und nicht zugelassen hatte, dass sie sich kopflos und hitzig, wie sie gerne war, von Eddie trennte.

"Es tut mir Leid." flüsterte Eddie in ihre Halsbeuge. Joe legte ihre Wange auf seinen Kopf.

"Es ist okay. Du hast nichts gemacht. Lass uns aufräumen, bevor Wayne nach Hause kommt, ja?" Joe richtete sich auf und hielt Eddie die Hand hin. Er schniefte laut und wischte sich die Rotznase an seinem Ärmel ab, nickte und griff dann nach ihrer Hand. In schweigsamer Eintracht richteten sie den vorderen Teil des Trailers wieder her. Es war noch sauberer als vorher. Joe und Eddie sprachen kein Wort, aber er warf ihr immer wieder sehnsüchtige Blicke zu. Joe nahm es wahr, tat aber so, als würde sie es nicht bemerken. Sie hing in ihren Gedanken fest. Eddie mit Chrissy zu sehen, tat höllisch weh und noch schlimmer für sie war, dass Eddie den Kuss nicht sofort abgebrochen hatte. Als sie den letzten Stuhl aufstellte, stemmte sie die Hände in die Hüften und sah Eddie an.
"Kommt Wayne heute Abend wieder?" fragte sie und Eddie schüttelte den Kopf. Er zog noch einmal geräuschvoll die Nase hoch.

"Nein, erst morgen früh. Wollen wir vielleicht einen Film zusammen gucken? Ich habe noch Lost Boys hier." fragte er verschämt und kratze sich am Kopf.

"Nein." meinte Joe und Eddie sackte in sich zusammen. Sie lief ohne ein weiteres Wort in sein Zimmer und zog die Handschellen vom Nagel an der Wand. Als sie wieder ins Wohnzimmer kam, saß Eddie auf dem Sofa. Den Kopf in die Hände gestützt. Er musste denken, dass sie ihre Tasche holte und gehen wollte. Leise legte sie die Handschellen auf den Küchentisch. Sie hockte sich vor ihn.

love like a hellfire [Eddie Munson]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt