Oskars Pakt mit dem Teufel (Das erste Sandkorn)

804 41 27
                                    

Nach „Die Mission des Sandmanns" kommt hier nun die direkte Fortsetzung zu dem kleinen Cliffhanger, den ich am Ende von Teil 3 hinterlassen habe. Wofür könnte man wohl ein paar vereinzelte Sandkörner aus dem Beutel des Sandmanns gebrauchen? Die Antworten lassen nicht lange auf sich warten: Denn das erste Sandkorn bahnt sich seinen Weg zu einem Mann namens Oskar.







„Du hast dir einen beeindruckenden Garten aufgebaut."

Überrascht ließ ich die Gartenschere sinken und wandte den Blick weg von den Mohnblumen über die rechte Schulter. Vor mir, lässig an einen Baum gelehnt, stand ein mir fremder Mann. Er sah eigenartig aus. Er hatte keine Haare und seine Haut war von seltsamen, hellblauen Linien überzogen. In einer Hand hielt er eine meiner Mohnblumen und betrachtete diese mit einem Schmunzeln. Sein Lächeln gefiel mir nicht.

„Verschwinde", fauchte ich. Wer auch immer er war, was auch immer er wollte, es war mir egal.

Vor ein paar Jahren hätte ich niemals so offen meine Ablehnung ausdrücken können. Manche würden sagen, dass mich das Leben gezeichnet und zu einem mürrischen Kerl gemacht hatte, aber ich würde es anders ausdrücken – ich war einfach ehrlich geworden. Heute war meine übertriebene Freundlichkeit nur noch ein Mittel zur Manipulation.

„Entspann dich. Ich bin ein Freund.", antwortete der Fremde mit einer Gelassenheit, die mich nur noch mehr in Rage brachte. Mit was für einem Gleichmut er hier in meinem Garten stand war unfassbar.

„Du bist nicht mein Freund", zischte ich, „Ich habe keine Freunde und ich will keine Freunde. Verzieh dich aus meinem Garten."

„Dann haben wir einiges gemeinsam.", erwiderte der Fremde unbeeindruckt und stieß sich federnd vom Baumstamm ab. „Ich habe auch keine Freunde. Ich hatte mal welche, aber das war vor vielen, vielen Jahren. Mittlerweile würde ich sie wohl als Feinde bezeichnen." Er lächelte.

Misstrauisch starrte ich den seltsamen Mann mit der Glatze an. Irgendwas an ihm war ungewöhnlich. Ich konnte nur nicht so wirklich ausmachen, was es war. Mich nervte, dass er meine Forderung gekonnt ignorierte.

„Was interessiert es mich, was wir gemeinsam haben?", entgegnete ich ungehalten. „Solange du nichts zu bieten hast, kannst du verschwinden."

„Das ist genau der Punkt", grinste der Fremde. „Ich habe sehr wohl etwas anzubieten." Mit einer leichten Handbewegung verschwand die Mohnblume auf magische Weise aus seiner Hand, nur um dann wie aus dem Nichts im Gras zwischen den anderen Mohnblumen wieder zu erscheinen. Wie als wenn sie nie gepflückt worden wäre.

Verblüfft starrte ich die Blume an. Mein Blick glitt langsam hoch zum Gesicht des Mannes, dessen dunkle Augen mich aufmerksam beobachteten.

Ich konnte nicht leugnen, dass mein Interesse geweckt worden war. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mein Gegenüber scharf.

„Was könntest du schon haben, was ich will?"

„Oh, so vieles", erwiderte der Mann ohne Umschweife, was mich erneut überraschte. „Macht, Einfluss. Ein klein wenig Magie. Und natürlich unser gemeinsames Ziel: Die Rettung der Erde. Die Heilung der Natur. Die Vernichtung der Menschheit."

Mein Interesse war so schnell wieder verflogen, wie es gekommen war. In mir brodelte die Wut wie ein Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. Wie konnte dieser räudige Hund sich nur anmaßen zu glauben, er wüsste, wer ich war?

„Ich weiß nicht, woher du von meinen Zielen weißt, aber dafür scheinst du etwas anderes völlig übersehen zu haben: Ich besitze bereits Macht und Einfluss. Ich habe hart dafür gearbeitet, aber nun besitze ich sie. Meine Masken tun alles, was ich ihnen sage. Nicht jeder schafft das. Vor allem, wenn man mit Nichts beginnt. Meine Gärtnerei und mein gesamtes Hab und Gut ist in Rauch aufgegangen, weil die Menschen nichts weiter als eine zerstörerische Plage sind! Also erzähl mir nichts von Dingen, von denen du keine Ahnung hast!"

Der Mann im Mond kehrt zurück / JCU (Julien Bam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt