Kapitel 54

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Elli

,,Nein, nein, nein, du lügst", wimmere ich atemlos und klammere mich an Wincents Armen fest, weil ich befürchte zusammenzubrechen. ,,Elli", murmelt er gequält und versucht mir den Halt zu geben, den ich gerade brauche. Ich hauche einfach immer wieder ,,nein, nein, nein". Wincent nimmt wieder sein Handy in die Hand und öffnet seine Mails und drückt es mir in die Hand. Anna hat ihm die Mails weitergeschickt, die sie von den Zeitungen bekommen hat. Als ich den Name Luisa lese, überkommt mich ein heftiger Schluchzer aber als Wincent die nächste Mail öffnet, bekomme ich keine Luft mehr. Ich habe das Gefühl zu ersticken, ich versuche Luft zu holen aber da kommt leider nichts. ,,Elli, du musst atmen", höre ich Wincents Stimme und versuche ihr zu folgen. ,,Schau mich an." Mit meiner allerletzten Kraft hebe ich den Kopf und versuche ihn anzuschauen. Plötzlich nimmt er mich und setzt sich mit mir zusammen auf den Boden. Ich sitze zwischen seinen Beinen und ich nehme wahr, wie er eine Nummer wählt und kurz darauf panisch sagt. ,,Kevin, bitte bring mir ihre Notfalltasche." ,,Elisa, komm versuche zu atmen. Atme mit mir", wendet er sich wieder zu mir und ich versuche mich auf seine Atmung zu konzentrieren, aber vergeblich. Ich bekomme es einfach nicht hin. Auf einmal höre ich jemanden reden und kurz drauf habe ich mein Asthma-Spray vor dem Mund. ,,Tief einatmen", murmelt Wincent und ich folge seiner Anweisung. ,,So ist es gut", flüstert er die ganze Zeit. Und endlich merke ich wie ich einen tiefen Atemzug nehmen kann. Erleichtert lasse ich mich gegen seine Brust fallen und fange wieder an zu weinen. ,,Was ist passiert Wince? Hast du mit ihr geredet?", fragt Kevin besorgt. ,,Ja, ich muss sie irgendwie rein bekommen. Dann erkläre ich es euch auch." ,,Schatz, nicht erschrecken. Ich trag dich jetzt rein okay?", flüstert er und streicht mir eine wirre Strähne hinters Ohr. ,,Okay", hauche ich leise und schon merke ich wie er aufsteht und mich hochhebt. Ich drücke mein Gesicht an seine Brust und lasse einfach meine Tränen laufen. ,,Pssh Elli, es ist alles gut", flüstert Wincent die ganze Zeit. ,,Wiwi", murmle ich einfach nur erschöpft. ,,Ich bin hier", murmelt er und drückt mir einen Kuss aufs Haar ,,Bitte bleib", wimmere ich einfach nur aus Angst. ,,Ich lasse dich nicht allein. Niemals", höre ich ihn sagen.

Kurz darauf merke ich etwas weiches unter mir. Wincent hat mich in unser Bett gelegt und deckt mich zu. ,,Nicht gehen", weine ich als ich merke, dass er aufsteht. ,,Ich bin hier. Ich mach nur schnell die Tür auf", antwortet er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Schon höre ich wie die Jungs unser Zimmer betreten. ,,Elli", höre ich Matti besorgt rufen. ,,Was ist passiert Wince? Es muss doch mehr sein als das eure Beziehung bekannt wurde", höre ich Philipp fragen. Im Unterbewusstsein höre ich wie Wincent die Situation erklärt. Bei jedem einzelnen Wort, spanne ich mich mehr an. ,,Und wer war es?", will Matti vorsichtig wissen. ,,Es waren zwei Personen. Die eine war Luisa, ihre beste Freundin", höre ich ihn leise antworten. ,,Und die andere Person?", will Kevin nun wissen. Ich spüre den besorgen Bick von Wincent auf mir. Als er Kevin sein Handy reicht, drücke ich meine Augen ganz fest zusammen und warte auf die Reaktionen der anderen. ,,Ihr Vater ?!", sagen plötzlich drei Stimmen total aufgebracht. Ich kann gar nicht anders, als schmerzerfüllt aufzuschluchzen. Schon spüre ich wie Wincent mich an seine Brust zieht und mich hin und her wiegt. ,,Pssh", flüstert er die ganze Zeit und hält mich ganz fest.

,,Warum? Ich verstehe es nicht? Wie kann ein Vater so etwas tun?", höre ich Konrad fragen. ,,Ich habe ihn angerufen. Er hat nur gesagt, Wincent ich will dich nicht an der Seite von Elisa sehen. Du tust ihr nicht gut. Elisa soll in Ruhe studieren und nicht auf Popsternchen tun. Das Leben, was sie gerade führt tut ihr nicht gut. Sie muss wieder zur Vernunft kommen", antwortet Wincent und klingt total niedergeschlagen. ,,Er mochte dich doch immer?", hakt Kevin aufgebracht nach. ,,Das dachte ich auch", flüstert er und drückt mir einen Kuss aufs Haar. ,,Leute, bitte redet jetzt nicht darüber wenn sie dabei ist. Sie muss erstmal zur Ruhe kommen", wirft Matti auf einmal ein. ,,Er hat recht. Wir lassen euch mal allein. Wenn etwas ist, wir sind oben", höre ich noch Kevin leise sagen, bevor die Tür zugeht. Ich spüre wie sich Wincent vorbeugt und Wasser in ein Glas einschenkt. ,,Schatz, trink mal bitte einen Schluck", flüstert er und hält mir das Glas vor den Mund. Ich schüttle einfach nur den Kopf und verstecke mein Gesicht in seinem Pullover. ,,Nur einen Schluck, bitte." Ich versuche mit zitternden Händen nach dem Glas, kann es aber nicht nehmen. Mit seiner Hilfe trinke ich doch das halbe Glas leer. ,,So ist es gut", sagt er leise und drückt mir einen Kuss auf die Schläfe. ,,Maus, kannst du dich kurz alleine hinlegen. Ich müsste mal schnell auf die Toilette." Gezwungenermaßen kuschle ich mich in die Decke und schaue ihm nach. Mein Handy auf dem Nachttisch bekommt meine Aufmerksamkeit, denn es leuchtet plötzlich auf. Es ist eine Nachricht von meinem Vater.

,,Elisa, ich musste das tun. Dir tut das alles nicht gut. Komm einfach wieder zur Vernunft. Zerreiß den Plattenvertrag und studiere einfach weiter. Und die Beziehung zu Wincent tut dir auch nicht gut. Komm einfach wieder zu uns in den Norden. Wir erkennen dich einfach nicht mehr wieder. Du bist nicht mehr die Tochter, die wir vor einem  Jahr hatten. Du lässt dich einfach nicht mehr bei uns blicken, ist das der Dank für all die Sorgen, die wir dein ganzen Leben über hatten. Deine Mutter hat extra ihren Job aufgeben um für dich da zu sein. Dann haust du nach dem Abitur einfach so ab und lässt dich nur alle paar Monate hier blicken und dann auch nur wenn du etwas brauchst. Und jetzt eine auf Popstar machen, jetzt sind wir dir eh egal. Ich stelle dir ein Ultimatum. Entweder kommst du nach Hause und machst dein Studium hier im Norden fertig. Vergisst Wincent, der ist eh nicht gut für dich. Schau doch mal was der für Geschichten mit den Weibern hatte. Wieviele Tränen hat's du in der Vergangenheit schon wegen dem vergossen. Kommst endlich zur Vernunft und siehst endlich ein, dass das nicht deine Zukunft ist oder du brauchst dich so schnell nicht mehr melden. Papa."

Augenblicklich fange ich wieder an zu schluchzen. Er kann das doch nicht von mir verlangen. Ich liebe mein Leben, so wie es ist. ,,Süße", seufzt Wincent und kommt wieder zu mir. Ich zeige ihm die Nachricht und kuschle mich wieder an ihn. ,,Er streicht mich einfach so aus seinem Leben. Wir hatten schon immer mal unsere Probleme aber jetzt", wimmere ich. ,,Jetzt stehe ich ganz allein da." ,,Rede so etwas nicht Elli. Ich bin da, meine Familie ist da, der Rest deiner Familie und deine Freunde", murmelt er und nimmt mich wieder fest in seine Arme. Wir kuscheln uns zusammen ins Bett und ich versuche es mich irgendwie zu beruhigen, aber es funktioniert einfach nicht. ,,Schatz, ich will dich jetzt nicht noch mehr belasten. Aber Anna meinte, wir sollen es am besten selbst Öffentlich machen. Das würde ein wenig Wind aus den Segeln nehmen." ,,Dann lass es uns einfach machen", flüstere ich. ,,Bist du dir sicher?" ,,Ja Wincent, ich liebe dich so sehr. Ich will nichts anderes." ,,Ich liebe dich auch. Elli, du bist mein Leben. Ich werde dich niemals wieder hergeben, da kann niemand etwas bewirken." Ich kuschle mich an seine Brust und sehe wie er Instagram öffnet und ein Bild von uns hochlädt. Dazu schreibt er einfach:

,,Ja es ist wahr. Dieses Mädchen hat mein Herz gestohlen. Bitte respektiert unsere Privatsphäre und seid uns nicht böse, dass wir es erstmal für uns gehalten haben. Und denkt immer daran, wenn ihr Menschen verletzt, die ich liebe, verletzt ihr auch mich."

Nach einem kurzen Blick zu mir, drückt er auf posten und legt sein Handy weg. Er dreht sich zu mir und streichelt meine Wange. ,,Wir schaffen das okay?", flüstert er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. ,,Ich habe Angst", murmle ich und muss wieder aufschluchzen. ,,Ich weiß, ich bin aber immer für dich da." Ich fange wieder an zu weinen und klammere mich hilfesuchend an Wincent. Dieser hält mich einfach nur ganz fest und redet beruhigende Worte auf mich ein. Irgendwann sind meine Tränen einigermaßen getrocknet und ich erlaube es mir ein wenig meine Augen zu schließen.

Müsste da nicht Musik seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt