WincentZur meiner Erleichterung ist Elli endlich eingeschlafen. Jetzt liege ich neben ihr und denke über alles nach. Wie soll es nur weiter gehen? Wie soll Elli das schaffen? Aber eins bin ich mir sicher, sie wird eine lange Zeit daran zu knabbern haben. Ich werde für sie da sein, dass ist jetzt meine größte Priorität. Ich schreibe eine Nachricht in unsere Gruppe, das sie jetzt schläft und ich mich auch hinlegen werde. Nachdem ich noch ein bisschen mit meiner Mama hin und her geschrieben habe, lege ich mein Handy zur Seite und versuche selbst ein bisschen zu schlafen. Am nächsten Morgen werde ich für meine Verhältnisse sehr früh wach. Ich übertreibe kein Stück wenn ich sage, dass die Nacht ein Horror war. Elli war gefühlt jede Stunde wach und hat geweint. Nur mit sehr viel Mühe habe ich sie wieder beruhigt bekommen. Gerade liegt sie noch schlafend neben mir und ich kraule ihr ein wenig den Rücken. Wir haben uns für in einer Stunde mit den Jungs verabredet. Sie möchte noch nicht nach Hause und die Woche wie geplant fertig machen. Ich entschließe mich dafür sie noch ein bisschen schlafen zu lassen und einmal unter die Dusche zu springen.
Vorsichtig löse ich meinen Arm von Elli und stehe leise auf. In dem Moment als ich aus der Dusche steige, höre ich ein Schluchzen aus dem Schlafzimmer. Schnell ziehe ich mir einfach eine Boxershorts über und gehe rüber. Als ich sie sehe, krampft mal wieder mein Herz. Es tut so verdammt weh sie so zu sehen und ich weiß einfach nicht was ich tun kann. ,,Hey, ich bin da. Alles ist gut", flüstere ich zum gefühlt tausendsten Mal und nehme sie vorsichtig in den Arm. Ich kann gar nicht mehr zählen wie oft wir so seit gestern Abend hier sitzen. Ich bin nur einfach so froh das sie mir verziehen hat. Mein Verhalten war der reinste Mist und ich könnte mich selber dafür Ohrfeigen, dass ich ohne ein Wort zu sagen einfach abgehauen bin. Mein Entschluss nach München zu Luisa zu fahren war einfach plötzlich da und ich habe einfach abgeschaltet. Ich wollte sie unbedingt zur Rede stellen.
Als ich den wahren Grund erfahren habe, dachte ich kippe jeden Moment um. Leider muss ich diesen auch noch Elli erklären, denn erfahren muss sie es wohl oder übel. Sie hat mir eiskalt ins Gesicht gesagt, dass sie sich in mich verliebt hat und schon seit einer längeren Zeit wahnsinnig eifersüchtig auf Elli ist. Sie kann einfach nicht verstehen warum Elli immer das bekäme was sie wolle. Fassungslos habe ich mich wieder in mein Auto gesetzt und bin wieder zurück hier her gefahren. Mit der Angst das ich Elli verloren habe. Ein gewimmertes ,,Winnie", reißt mich aus meinen Gedanken. ,,Ich bin da", flüstere ich und hauche ihr einen Kuss auf die Wange. Hilfesuchend krallt sie sich in meinen Arm und wie schon letzte Nacht wiege ich sie einfach hin und her. Gestern Nachmittag habe ich sofort meine Mama angerufen, denn ich musste mit jemanden darüber reden und sie war in dem Moment einfach die Richtige. Ich musste sie nur davon abhalten ins Auto zu steigen und wutentbrannt zu Ellis Eltern zu fahren. ,,Stehst du auf? Wir wollen rüber gehen zu den Jungs. Sie haben das Frühstück aufs Zimmer bestellt", flüstere ich leise und warte auf ihre Reaktion. Langsam schält sie sich aus meiner Umarmung und zieht sich einfach einen Hoodie von mir über und schlürft ins Bad. Mit einem traurigen Blick schaue ich ihr einfach hinterher. Wie gerne würde ich ihr all ihre Sorgen und Ängste abnehmen. Aber das geht ja leider nicht. Ich kann nur hier sein und ihr die Stütze geben, die sie braucht, in der Hoffnung sie nimmt sie auch an. Ich stehe auch mal wieder auf und ziehe mir die restlichen Klamotten an. Danach gehe ich zu Elli ins Badezimmer und stelle mich neben sie ans Waschbecken. Mit meiner Zahnbürste im Mund schaue ich sie durch den Spiegel an. Sie steht einfach nur mit einem leeren Blick da und eine lose Träne läuft ihr die Wange hinunter. Ich lege einen Arm um sie und sofort kuschelt sie sich an meine Seite.
Nachdem wir uns fertig gemacht haben, verlassen wir unser Zimmer und machen uns auf den Weg zu den Jungs. Gerade als ich ihre Hand nehmen will, entzieht sie ihre und schaut mich an. ,,Das dürfen wir doch jetzt. Es ist eh offiziell", lächle ich und stupse sie auf die Nasenspitze. ,,Stimmt", flüstert sie und nimmt lächelnd meine Hand in ihre. Das ist das einzige Gute, wir können uns endlich in der Öffentlichkeit wie ein normales Pärchen verhalten. Bei den Jungs angekommen werden wir mit besorgten Blicken begrüßt. Ich signalisiere ihnen, dass sie sich einigermaßen normal verhalten sollen. Kurz nach uns klopft der Zimmerservice und bringt uns unser Frühstück. Als ich mir meinen Teller voll gehauen habe, setze ich mich auf das Sofa. Elli nimmt sich einfach nur ein Glas Organgensaft und setzt sich neben mich. ,,Isst du bitte etwas?", frage ich sie vorsichtig. ,,Hab keinen Hunger", murmelt sie und schaut mich aus müden Augen an. ,,Aber später isst du bitte was okay?" Als sie zur Antwort nicke, seufze ich und ziehe sie wieder an mich. Den restlichen Tag verbringen wir alle zusammen und fangen an einen Song für mich zu schreiben. Elli hat den ganzen Tag über an mir gehangen und wollte mich am liebsten nicht los lassen. Jetzt liegen wir wieder in unseren Bett und versuchen einzuschlafen. Ich streichle vorsichtig ihren Rücken und singe ihr leise etwas vor. Nach gut einer Stunde, merke ich endlich ihren gleichmäßigen Atem und erlaube es mir auch meine Augen zu schließen.
Die nächsten Tagen sahen bei uns auch nicht anders aus. Heute haben wir Samstag und gerade sitzen wir im Auto und machen uns auf den Weg nach Hause. Elli sitzt ganz still neben mir und schaut die Stunde Fahrzeit aus dem Fenster. Auch die letzten Tage hat sie nicht viel gesprochen, nur das nötigste. Seufzend schaue ich auf die Straße und mache mir Gedanken um die nächsten Tagen. Eigentlich müsste ich weg. Ich habe einige Termine im Norden, unteranderem auch in Berlin und in Hamburg. Danach müsste ich nach Düsseldorf und nach Köln zu einer Aufzeichnung. Elli allein in München zu lassen ist eigentlich keine Option. Sie selber hätte nächste Woche zwei Interview Termine, diese hat Anna aber aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Ich muss wirklich mit ihr darüber reden, ich weiß auch gar nicht wie es mit der Uni weiter geht. Eine Stunde später parke ich vor Ellis Wohnung und steige aus. Verwundert schaue ich aufs Auto. Warum kommt sie nicht? ,,Kommst du?", lächle ich sie an, nachdem ich ihr die Tür geöffnet habe. Als wolle sie sich aus ihren Gedanken reißen, schüttelt sie ihren Kopf und wendet sich zu mir. ,,Mmh?" ,,Wir sind da?", sage ich halte ihr meine Hand hin. Von ihr kommt nur ein erstauntes ,,Oh", bevor sie meine Hand nimmt und aussteigt. Oben in ihrer Wohnung angekommen, verkriecht sie sich direkt wieder in ihr Bett. Seufzend schaue ich nach ihr. Wie soll das nur weiter gehen? Bekomme ich es überhaupt hin? Werden wir irgendwann mal glücklich und können unser Leben leben, so wie wir es möchten.
Gerade als ich die Waschmaschine anstelle, vibriert mein Handy in der Hosentasche. Als ich es raushole leuchtet Mamas Namen auf. ,,Hey Mum", begrüße ich sie gleich. ,,Na Schatz, wie geht es euch?", fragt sie als allererstes. ,,Naja wie soll es uns schon gehen? Elli ist am Ende. Ich weiße einfach nicht was ich noch machen soll. Sie redet nicht, isst fast nichts", erkläre ich ihr meine Sorgen. Ich lasse mich auf die geschlossene Toilette nieder und fahre mir durchs Gesicht. ,,Du machst genau das richtige Wince. Du bist da. Das ist gerade das aller wichtigste." ,,Aber ich muss doch irgendwas tun können. Ich fühle mich so scheiße, weil ich einfach nur da sitze und sie halte." ,,Denk doch so etwas nicht Schatz. Glaub mir, für sie ist das, dass allerwichtigste. DU bist derjenige der für sie da ist", redet sie auf mich ein. ,,Und jetzt weiß ich auch nicht, wie ich das nächste Woche machen soll? Ich kann sie doch nicht allein lassen", sage ich nachdem ich ihr den Plan für die nächsten Tage erklärt habe. ,,Was sagst du dazu, ihr kommt erstmal zu uns nach Hause. Kommt mal ein bisschen zu Ruhe und am Donnerstag kannst du dann nach Berlin fahren. Entweder geht sie mit oder sie bleibt bei uns. Es ist immer jemand da, entweder ich oder Shayenne. Und wenn es hart auf hart kommt, sind Oma und Opa auch noch da." Ich lasse mir das gerade durch den Kopf gehen und komme zu dem Entschluss, dass mir der Gedanke gefällt. ,,Das ist echt eine gute Idee. Ich rede gleich mal mit Elli. Dann melde ich mich gleich bei dir." ,,Ist gut, mach das. Hab dich lieb Wince und denk dran, du machst das ganz toll, ich bin wahnsinnig stolz auf dich", flüstert sie am zum Ende hin. Sofort schießen mir die Tränen in die Augen, sodass ich die Augen zukneifen muss. ,,Danke Mama, ich hab dich auch lieb."
Nachdem wir uns verabschieden haben, muss ich mich erstmal einen Moment fangen, bis ich wieder zu Elli gehe. Sie liegt auf dem Bett und schaut irgendeine Serie. ,,Maus, kann ich kurz mit dir reden?", frage ich und gehe auf sie zu. Sofort schaut sie mich panisch an und sagt hastig. ,,Du gehst aber nicht weg oder" und fängt an zu weinen. ,,Hey, hey, hey, ganz ruhig. Ich gehe nicht weg. Ich bin hier. Ich wollte nur mit dir über etwas reden", sage ich und setze mich neben sie. ,,Tut mir leid, ich habe nur so Angst", flüstert sie. ,,Wovor genau?", frage ich vorsichtig und nehme ihre Hand in meine. ,,Das du mich auch verlässt", murmelt sie kaum hörbar. ,,Hör mir mal zu Elli. Natürlich muss ich irgendwann wieder gehen, aber ich verlasse dich niemals okay? Und das wird auch noch dauern, die nächste Zeit bleibe ich bei dir. Für mich gibt es gerade nichts wichtigeres als dich." ,,Aber deine Termine." ,,Ich habe doch gerade gesagt, dass es im Moment nichts wichtigeres gibt", erwidere ich. ,,Und genau darüber wollte ich mit dir reden", ergänze ich noch. Aufmerksam schaut sie mich an und ich erkläre ihr genau das was Mum mir vorgeschlagen hat. ,,Ein paar Tage bei deiner Familie klingt schön", flüstert sie und schaut mich an. Daraufhin lächle ich sie an und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. ,,Ich würde sagen, wir fahren gleich morgen früh. Dann haben wir drei volle Tage", schlage ich vor. ,,Ist gut", antwortet sie leise und bekommt sogar ein kleines Lächeln zu Stande. ,,Soll ich einfach ein paar Sachen von dir einpacken oder willst du es selbst machen?", frage ich und stehe schon mal auf. ,,Kannst du einfach was einpacken?" ,,Ja, das mach ich." Ich schnappe mir eine große Tasche und packe ihr einfach ein paar Klamotten für die nächste Zeit ein. Dazu schmeiße ich meine wenigen Sachen und stelle sie schon mal raus in den Flur.
Den restlichen Tag haben wir einfach nur im Bett verbracht. Am Abend habe ich uns eine Kleinigkeit gekocht. Leider hat sie auch da wieder nicht viel gegessen. Jetzt liegen wir schon wieder im Bett und versuchen zu schlafen, denn morgen steht uns eine lange Autofahrt bevor. Leider kann ich nicht verhindern, dass ich vor Elli einschlafe.
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Müsste da nicht Musik sein
Fiksi PenggemarElli und Wincent sind seit Kindertagen beste Freunde und stammen aus dem malerischen Norden Deutschlands. Während Elli in München Lehramt studiert, hat Wincent als erfolgreicher Sänger seinen Traum verwirklicht. Als er sie fragt, ob sie ihn auf sein...