Halloween

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Das Monster von Gobblestone

„In einem kleinen Dorf, zwischen Bergen und Wäldern versteckt, lebte ein Mädchen. Sie benahm sich so wie jedes andere, sie sah nicht besonders aus, doch dennoch schauten die Leute auf, wenn sie an ihnen vorbei kam, und scharten sich um sie herum, wenn die Gemeinschaft Abends zusammen am Lagerfeuer saß.
Jeden Abend, wenn die Sonne hinter den Bergspitzen verschwand und das Tal mit dem kleinen Dorf und den noch kleineren Leuten in Dunkelheit getaucht wurde, entfachten die Dorfbewohner ein großes Feuer, schoben Bänke zusammen, aßen und unterhielten sich über die Ereignisse des Tages.
Und jedesmal, wenn die Gespräche sich langsam zu legen begannen, erhob sich das unscheinbare Mädchen.
„Nelya, Nelya, Nelya", schrien die Leute und rutschten eifrig zusammen, damit Nelya Platz hatte, um sich auf eine der Bänke zu stellen.
Als wieder so ein Abend kam, die Sonne verschwand und sich die Dorfbewohner versammelten, erhob sich Nelya bereits ganz zu Beginn, und das war Ungewöhnlich, denn sonnst wartete sie immer höflich, bis alle ihre Gespräche beendet hatten.
Sie stieg auf die Bank und schrie: „Dorfbewohner von Gobblestone, ich bitte um eure Aufmerksamkeit!"
Die Dorfbewohner gehorchten, warfen sich verwunderte Blicke zu und warteten darauf, wieder eine von Nelyas absurden aber zweifellos spannenden Geschichten zu lauschen.
„Etwas schreckliches ist geschehen!", sagte Nelya und ihre Stimme hallte wie ein Tonband, das wieder und wieder angespielt werden wollte, „In der Nähe des Gobblestone wurde ein Monster gesichtet!"
Getuschel brach aus, die Leute warfen ihr furchtvolle und ungläubige Blicke zu. „Das ist bestimmt eine weitere ihrer Lügengeschichten", flüsterte eine Frau zu ihrem Mann, welcher zustimmend nickte.
Nelya, die die Frau gehört haben musste, richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, was sie allerdings immer noch klein und schmächtig wirken ließ.
„Ich versichere euch, dass ich die Wahrheit spreche. Dies ist keine meiner sonstigen Geschichten! Ein Monster wurde gesichtet, von so gigantischer Größe, das es ein Wunder ist, dass es bis auf den einen Vorfall noch nie zuvor gesehen wurde."
„Wie sieht es aus? Wo lebt es, dass es sich für so lange Zeit vor uns verstecken konnte?", fragte ein Mann, der eine weiße Schürze trug.
„Es lebt im Gobblestone", antwortete Nelya, „Sicher erinnert ihr euch an die Geräusche, die dort immer zu hören waren, ich bin sicher, das war das Monster."
Die Leute erschauderten. Das knistern der Flammen erinnerte sie an das Kratzen und das Gebrüll, das oft aus der Höhle drang.
„Und", der Bäcker schluckte, „wie sieht das Monster aus?"
Das Licht des Feuers tanzte über Nelyas Gesicht. Kühler Wind strich ihr das lange Haar aus der Stirn. Ihre Stimme schien wie ein Hauch, der sich dem Wind anschloss und ein Bild um die Leute wirbeln ließ, das immer grauenvoller wurde, je weiter Nelya erzählte.
„Es ist gigantisch. Es hat zottiges Fell, das dem Sichter nach wie muffige Socken riecht. Es hat gelbliche, sehr lange Zähne, die aus dem Kiefer und bis zum Kinn ragen. An den Pranken und Füßen sind Krallen, die so spitz und scharf wie das Beste Messer, das Beste Schwert sein sollen. Das schlimmste sind die Augen - sie glühen rot, wenn du dem Monster gegenüber stehst."
Schweigen legte sich über die Versammelten. Einer Weile lang hing jeder seinen Gedanken nach, bis Nelya erneut zum sprechen ansetzte.
„Das Monster war zwar in den letzten Jahrzehnten ruhig, allerdings bin ich gewiss, dass es, nun, dass es gesichtet wurde, unser Dorf angreifen wird. Wir sollten uns also zum Kampf bereit machen, mehr Waffen schmieden und uns mit Kampfkünsten vertraut machen."
„Moment mal", sagte die Frau, die zuvor spöttisch über Nelyas Geschichten hergezogen war, „Warum sollen wir dir glauben? Wer sagt uns, dass das alles stimmt? Wer hat denn das Monster gesehen, wer ist denn der Zeuge?"
„Das spielt keine Rolle", sagte Nelya bestimmt, „wichtig ist nur, dass wir bereit sind, wenn es kommt."
Doch nun stellten mehr Dorfbewohner die Geschichte über das Monster in Frage und so sehr Nelya versuchte, sie zu überzeugen, so schaffte sie es nicht."

„Was ist dann passiert?"

Ich blickte in das Gesicht eines kleinen Jungen, der sich als Vampir verkleidet hatte. Überall um mich herum saßen Kinder, die gebannt meiner Erzählung lauschten. Bei der Frage des Jungen schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht.

„Nelya hatte Angst, ihre Familie an das Monster zu verlieren, von dem sie wusste, dass es bald kommen würde. Also ließ sie sich ein Schwert schmieden und brach noch in der selben Nacht auf, um sich dem Monster zu stellen. Sie kam nie wieder zurück."

„Ist das wahr?", fragte ein Mädchen misstrauisch.

Wieder lächelte ich. Die Geschichte war nicht wahr, natürlich war die das nicht. Aber Nelya, meine wunderbare Schwester, war trotzdem eine Heldin gewesen.

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@darkwriting_queen ich hoffe, es gefällt dir^^

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 03, 2022 ⏰

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