!TW!Wincent
Ich zittere am ganzen Körper als ich erstmal das Buch zur Seite lege. Leider weiß ich gar nicht was ich spüren soll. Auf den ersten Seiten steht nur grob was in ihrer Vergangenheit passiert ist. Aber es deutet schon auf etwas hin und wenn das wahr sein sollte, muss ich mich richtig zusammenreißen. Elli neben mir bewegt sich und sucht unter der Decke nach meiner Hand. ,,Winnie", murmelt sie schlafgetrunken . ,,Ich bin hier Elli", flüstere ich und streichle ihren Handrücken. Als ich sicher bin das sie wieder schläft, nehme ich ihr Tagebuch wieder in die Hand und lese weiter. Gerade schreibt sie etwas über mich. Sie schreibt über einen Tag im Dezember 2018, als sie mich in Köln besucht hat. Damals hat sie mich im Hotel mit einer jungen Dame erwischt. Schon damals hat sie komisch reagiert als ich die Hotelzimmertür geöffnet habe und sie meine Begleitung erblickt hat. Leider wollte ich Idiot meine Gefühle für sie nicht eingestehen. Wenn ich daran denke, dass wir das hier schon viel früher hätten haben können, könnte ich mir in den Hintern treten. Gerade muss ich lesen, wie verletzt sie war, wenn sie mich immer wieder von anderen Frauen reden gehört hat. Kurz lege ich das Buch weg um etwas zu trinken. Auf den nächsten Seiten schreibt sie wieder von ihrem Vater. Doch diesmal ist es anders. Mein Herz fängt bei den folgenden Sätzen an heftig zu schlagen. Neben mir nehme ich eine Bewegung wahr. Ich schaue zu ihr rüber und stelle fest, dass sie sich gerade auf meiner Brust bequem macht. Ich hauche ihr einen Kuss aufs Haar und beobachte lächelnd, wie sie sich daraufhin mehr an mich kuschelt. Ich wende mich wieder dem Buch zu und lese gespannt weiter. Auch wenn mir die Erkenntnisse mehr als weh tun.
Die komplette Nacht liege ich einfach da und lese. Gegen 6:00 Uhr kann ich nicht mehr einfach so im Bett neben ihr liegen. Vorsichtig löse ich mich von ihr und stehe auf. Schnell schmeiße ich mir einen Hoodie über und verlasse leise das Zimmer. In der Küche mache ich mir erstmal einen Kaffee, denn die letzten schlaflosen Stunden hinterlassen schon Spuren. Ich schnappe mir noch eine Decke vom Sofa und öffne leise die Terassentür. Gerade brauche ich nichts mehr als frische Luft. Ich setze mich an den Gartentisch und wickle die Decke um mich, denn es ist schon ganz schön frisch. Gerade schreibt sie von einem Tag im November von vor zwei Jahren. Da war sie hier zu besuch. Ich war zu dem Zeitpunkt für Dreharbeiten in Köln. Meine Hand fängt bitterlich an zu zittern, als ich lese was für Ängste und Schmerzen sie durchleben musste. Gleichzeitig mache ich mir Vorwürfe. Warum habe ich nie was geahnt? Warum habe ich nichts gemerkt? Hätte ich was merken müssen? Hätte ich sie beschützen können? Hätte ich etwas gemerkt, wenn ich öfter für sie da gewesen wäre? Dann bin ich wütend. Am liebsten würde ich jetzt ins Auto steigen und zu ihren Eltern fahren. Aber dann kann ich für nichts garantieren. ich spüre da aber auch ein bisschen Wut auf Elli. Warum hat sie nichts gesagt? Warum hat sie mich nicht eingeweiht? Warum hat sie mir nicht vertraut? Aber sie schreibt immer wieder, dass sie Angst hat etwas zu sagen und das sie sich dafür schämt. Obwohl es dafür überhaupt keinen Grund gibt. Er ganz allein, sollte sich schämen.
,,Was machst du denn bitte so früh hier?", nehme ich plötzlich Mums Stimme hinter mir wahr. Erschrocken drehe ich mich und sehe sie in ihrem Morgenmantel in der Tür stehen. ,,Oh du bist schon wach?", stelle ich als Gegenfrage. ,,Ich hatte nichts zum Trinken oben und dann hab ich hier Licht brennen sehen. Also was machst du um kurz nach halb 7 hier draußen", fragt sie mich einfühlsam und setzt sich mir gegenüber. Kurz überlege ich ob ich es ihr sagen soll. Entscheide mich aber sehr schnell dafür. Ich kann es einfach nicht mit mir allein ausmachen. ,,Er hat sie über die Jahre hinweg immer wieder geschlagen", flüstere ich und schiebe ihr seufzend das Buch rüber. Genau mit der Seite offen, auf der es wieder steht. Geschockt liest sie die Zeilen und schaut zu mir hoch. ,,Wince", murmelt sie einfach nur fassungslos. ,,Das erklärt auch einige Verhaltensweisen von ihr", sage ich leise und stehe auf. Ich laufe im Garten hin und her und raufe mir die Haare. ,,Was machen wir jetzt?", frage ich verzweifelt und schaue zu Mum. Die sitzt total geschockt auf dem Stuhl und schaut mich an. ,,Wir müssen erstmal mit Elli darüber reden", sagt sie nach einer Weile. Ich stimme ihr zu und schaue auf die Straße. So langsam geht die Sonne auf und es wird ein bisschen heller. ,,Hey", hören wir auf einmal Ellis leise Stimme. Überrascht drehen wir uns zur Tür. Sie steht in ihrem Schlafshirt in der Terassentür und schaut uns aus müden Augen an. Ihr Blick geht zu ihrem offenen Tagebuch, dass vor Mum auf dem Tisch liegt.
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Müsste da nicht Musik sein
FanfictionElli und Wincent sind seit Kindertagen beste Freunde und stammen aus dem malerischen Norden Deutschlands. Während Elli in München Lehramt studiert, hat Wincent als erfolgreicher Sänger seinen Traum verwirklicht. Als er sie fragt, ob sie ihn auf sein...