𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙 17 - 𝐴𝑛𝑡ℎ𝑒𝑙𝑖𝑎

772 24 0
                                    

Was mache ich hier nur? Wieso habe ich mich darauf überhaupt eingelassen? Seit längerer Zeit stelle ich mir schon diese Frage, um genauer zu sein, seitdem ich das erste Mal heute die Augen aufgeschlagen habe. Fast hätte ich laut geschrien, als ich direkt in das friedliche Gesicht eines Mannes gesehen habe, von dem ich dachte, er würde mich noch immer töten wollen.

Kurzzeitig hatte ich während der Nacht die Befürchtung gehabt, er würde mich nur bei sich haben, um mich dann umzubringen. Niemand könnte ihn zu solcher Stunde davon abhalten, mich zu zerfetzen. Jetzt scheint die Sonne hell am Himmel und die Vögel zwitschern um das Schloss herum. Aber am wichtigsten ist, dass ich noch am Leben bin und nun direkt auf Xaviers Brust liege.

Wie auch immer diese äußerst unangebrachte Stellung zusammengekommen ist, sie muss noch vor seinem Erwachen gelöst werden. Wenn es doch nur auch so einfach wäre. Immer wenn ich mich aus seinen Armen winden will, verfestigt sich sein Griff um meinen Körper.

Wie eine Schlange hält er mich gefangen. So beobachte ich ihn nun, denn so habe ich vermutlich die einzige Chance ihn so zu sehen, wie ich ihn gerne sehen würde. Friedlich und unbeschwert. Mir ist bewusst, dass sich das ändern wird, sobald er die Augen aufschlagen wird. Es ist naheliegend, dass er mich aus seinem Bett werfen wird, nur um mich wieder anzuschreien und zum Teufel zu jagen.

Wäre ich seiner Bitte doch nur nicht nachgekommen. Einen weiteren Schnitt in mein Herz ertrage ich nicht mehr. Nicht von ihm. Er ist der Einzige, der mich so verletzten kann. Niemand sonst könnte mir solche Schmerzen zufügen, wie er sie mir zufügt. Das ist erniedrigend.

Diese Schwäche ihm gegenüber wird er ausnutzen. Als Frau werde ich mich niemals gegen ihn stellen können, selbst wenn ich es wollte. Es ist verboten sich einem Mann entgegenzustellen. Der Mann hat das Sagen und so wird es womöglich immer sein.

Was hätte ich auch anderes erwarten können? Dass ich mich einem so kräftigen und dominanten Mann wie Xavier entgegenstellen könnte? Das ist eine Sache der Unmöglichkeit und das hat er mir mehrfach und auf schmerzhafte Weise deutlich gemacht. Leise seufze ich auf und sinke meinen Kopf auf Xaviers warme Brust herab.

Das Pochen seines Herzes hat eine verwirrend beruhigende Wirkung auf mich, die mich sowohl ängstigt, als auch erfreut. Was tue ich nur hier? Ich sollte hier nicht liegen und mich bei ihm wohlfühlen. Es ist falsch! Doch warum fühlt es sich dann so befreiend an? So...wunderschön? Himmel, was denke ich nur schon wieder? Allmählich scheine ich wirklich meinen eigenen Verstand zu verlieren.

"Guten Morgen!" Erschrocken zucke ich heftig zusammen, reiße meinen Kopf hoch und starre mit riesigen Augen in das erwachende Gesicht von dem Prinzen. Seine Augen sind noch dabei sich zu öffnen, doch das breite Grinsen auf seinen Lippen strahlt dafür wie die Sonne draußen, und entblößt seine hellen weißen Zähne.

"Ähm...gu-gut-...also...ähm...ich meine...Gu-" Rau fängt er unter mir an zu lachen. Seine Brust vibriert unter meinen zarten kleinen Händen. "Mache ich dich schon so nervös, dass du keinen vernünftigen Satz zustande bekommst? Das tut mir wirklich leid, Anthelia." Es ist nicht das Gesagte, was mich erzittern lässt.

Sondern seine tief rauchige Stimme. Ich weiß, dass er seine Worte nicht ernst meint. Alleine sein immer noch anhaltendes Grinsen sagt es mir, doch versuche ich mir nichts anmerken zu lassen. Nur leider scheitert dieses Vorhaben schon an meinen entflammten Wangen. Wie Lava fangen sie mit einem Mal an zu brennen.

Vor lauter Scham senke ich meinen Kopf, um seinem intensiven Blick auszuweichen. Das alles fühlt sich nicht echt an. Eher wie ein Traum. Ein Albtraum. Ich will nicht hier sein und mich wieder so von ihm demütigen lassen wie letzten Abend. Ich will nicht sein Spielzeug sein, dass er herumschubsen kann, wann und wie es ihm passt.

Human Mate - Das Verlangen eines AlphasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt