Der große Sturm (Teil 1)

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Endlich ein OneShot aus der Sicht des Osterhasen! Hat sehr viel Spaß gemacht ihn zu schreiben; ich hoffe ihr habt genauso viel Spaß beim Lesen.

Dies ist erst Teil 1 von „Der große Sturm". Teil 2 wird in Kürze folgen, und voraussichtlich wird es auch noch Teil 3 geben. Mal schauen wie es sich so entwickelt. :)















Wir schreiben das Jahr 1703. Die vier Wächter und der Mann im Mond versammeln sich am Nordpol in Santas Versteck zu einer Krisensitzung. Der erste große Sturm zieht auf.





Ich war noch nie ein Fan von diesen Treffen gewesen. Sie langweilten mich. Meine Brüder laberten unnützes Zeug, so wie immer, und der Mondmann tat es ihnen gleich. Immer wieder dasselbe, anstrengende Thema: Mischen wir uns in das Weltgeschehen ein oder nicht? Nie konnten wir uns einigen.

Santa war der Meinung, dass wir uns nicht einmischen sollten, sondern nur als gutes Vorbild vorangehen mussten. Zahnfee glaubte, dass wir uns vollständig bedeckt halten sollten, und Sandmann war ähnlicher Meinung (auch wenn er nicht ganz abgeneigt war, die Träume der Menschen ein wenig zu manipulieren). Der Mond dagegen glaubte, dass nur durch unser direktes Einwirken die Erde zu einem besseren Ort werden konnte. Was meine Meinung war, wollt ihr wissen? Wen interessierte schon meine Meinung?

„Die Menschen finden immer wieder neue Gründe, um sich zu bekriegen!", rief der Mann im Mond frustriert aus. Er war schon wieder auf 180 und lief in Santas Versammlungszimmer auf und ab, während ich und meine Brüder noch ganz gechillt an dem runden Tisch saßen und uns Plätzchen in die Münder schoben. „Interessiert euch das denn überhaupt nicht?"

„Wie oft denn noch", entgegnete Santa genervt. „Das interessiert uns sehr wohl. Aber wir können nichts gegen die Launen der Menschen unternehmen. Wenn sie sich bekriegen, bekriegen sie sich halt. Das ist ihr Ding, und nicht unseres."

„Ihr habt doch keine Ahnung", schnaubte der Mond und seine Augen glühten gespenstisch weiß, wie immer, wenn er wütend war.

Ich nahm mir einen weiteren Keks. Er war mit Schokolade und rosa Herzchen verziert. Zufrieden knabberte ich daran.

„Jeden Tag sehe ich von meinem Felsen aus, was auf der Erde los ist. Auf der ganzen Erde. Ich kann das nicht länger mit ansehen. Dieser Planet ist so ein wunderschöner, schützenswerter Ort und ihr redet nur davon, dass die Menschen halt tun, was sie tun. Das geht mir tierisch auf die Nerven." Der Mann im Mond blieb verärgert vor dem Tisch stehen und starrte mit finsterer Miene auf uns herab. Er war immer so unfassbar unentspannt.

„Setz dich hin und iss Kekse, Mondchen. Dann geht's dir besser.", sagte ich und kassierte dadurch einen sehr bösen Blick vom Mann im Mond. Er mochte den Spitznamen nicht. Mich mochte er auch nicht.

„Wir können deinen Frust sehr wohl verstehen.", schaltete sich Zahnfee mit seiner ruhigen Art dazu. „Ich sehe auch jeden Abend den Schrecken, der auf dieser Welt passiert; mit welchen Problemen und Qualen die Kinder zu kämpfen haben. Aber genau dafür sind wir hier. Wir bringen Hoffnung. Wir sind ein Licht in der Dunkelheit. Und du gehörst genauso dazu, mein Freund. Dein Licht macht die Nacht einen kleines Stück freundlicher."

„Das reicht nicht aus", entgegnete der Mondmann mit geballten Fäusten. „Ihr glaubt, ein paar Münzen unter dem Bett, schöne Träume in der Nacht, Geschenke zu Weihnachten und Eier zu Ostern würde die Menschen zur Besserung inspirieren? Nun, ich muss euch leider eure Illusionen nehmen und sagen, dass sich die Menschheit in den letzten 700 Jahren NULL verändert hat. Sie sind ebenso egoistisch, kaltherzig, gierig und verschwenderisch wie eh und je. Und ihr belohnt sie auch noch dafür mit euren kindischen Hirngespinsten!"

Der Mann im Mond kehrt zurück / JCU (Julien Bam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt