Fangirlträume

218 24 72
                                    

„Ela! Lis! Kommt runter, wir haben Besuch!"
Meine Stimme schallte durch das Treppenhaus und kurz später kam die Antwort von Lis, welche aus einem der oberen Stockwerke herab rief: „Was schreist du denn so?"
„Kommt einfach runter!", schrie ich zurück. Es war besser, wenn sie unsere Besucher mit eigenen Augen sahen.
Ich drehte mich um und stapfte zurück in das Eingangszimmer.
Die Mittelerdler sahen sich mit großen Augen um.
„Seid ihr eine Tochter von Fürsten?", fragte Gandalf mich. Doch ich schüttelte nur lachend den Kopf, „Nein, nur ein ausreichendes Erbe. Fürsten gibt es bei uns nicht."
Mein Blick glitt über die Gruppe, die noch immer tropfnass in unserer Eingangsdiele stand. „Gebt mal eure Mäntel her, wir sollten sie zum Trocknen besser in den Keller hängen.", wies ich sie an und streckte meine Hand in Richtung Haldir aus, der mir am nächsten stand.
Nach kurzem Überlegen öffnete der Elb die Brosche, die seinen dunkelgrauen Umhang zusammen hielt, und übergab ihn mir.
„Es ist sehr freundlich von dir, uns Quartier zu gewähren.", sagte er, „Was können wir tun, um es dir und deinen Schwestern zu vergelten?"
Fußgetrappel erklang auf den Treppen, als ich eben die Mäntel von Bilbo und Tauriel in Empfang nahm.
Die Antwort blieb ich Haldir schuldig, denn die Tür wurde geöffnet und Lis trat ein.

„Was ist...?", setzte sie an und blieb wie vom Schlag getroffen im Türrahmen stehen. Zittrig tastete sie nach der Tür, während sie mit offen stehendem Mund die Versammlung in der Diele anstarrte.
„Lydia?", brachte sie dann mit hoher Stimme hervor, die hellgrünen Augen, die sie und Ela von unserer Mutter geerbt hatten, weiteten sich vor Entsetzen.
Ich befürchtete schon einen Hyperventilationsanfall, wie vorhin bei mir, wuchtete die klatschnassen Mäntel ohne Kommentar Thorin in die Arme und trat vorsichtig auf meine Schwester zu.
Deren Blick glitt von Gandalf über die Zwerge und blieb bei Kili hängen.
„Oh mein Gott!", quietschte sie, „Lydia, was...? Wie? Ist das wirklich Fili?"
Die Blicke aller Mittelerdler hingen voller Verwirrung und Faszination an Elisabeth, die sich gerade als deutliches Filifangirl zu erkennen gab.
„Was will sie von mir?", zischte Fili seinem Bruder zu.
„Ich weiß es nicht...", gab dieser mit einem Schulterzucken zurück, „Frag sie?"

Doch bevor ich den Neffen Thorins die Bedeutung von Elisabeths Begeisterung erklären konnte, wurde die Tür erneut geöffnet, oder eigentlich aufgerissen, und Elanor stürmte herein.
„Was für Besuch?", rief sie und sah sich um.
Doch sie hatte nicht mit der Pfütze auf dem Boden gerechnet. Es riss ihr die Füße weg, als sie eben gerade unsere Besucher erkannte.
Mit einem spitzen Aufschrei wedelte sie mit den Armen, stieß dabei Lis um, die unsanft zu Boden stürzte und traf mich, die ich es noch gerade schaffte, beiseite zu springen und gottseidank durch Tauriels rasches Zupacken vor einem Sturz bewahrt wurde.
Ela schlitterte über den glatten Boden, bis sie als zusammengekrümmtes Häuflein direkt vor Kili liegen blieb.
Mit knallrotem Gesicht blickte sie zu ihm empor.
„Hi...", hauchte sie, die Augen riesig weit aufgerissen.
„Hi?", machte Kili zurück und wechselte einen sehr verwirrten Blick mit Bruder und Onkel.

Ich vergrub das Gesicht in den Händen. Einen besseren Auftritt hätte unser Wirbelwind Elanor wirklich nicht hinlegen können.
„Alle, das sind meine Schwestern Elisabeth und Elanor.", begann ich die Vorstellung, „Ela, Lis, das sind... Nun, ihr seht es ja, Gandalf, Haldir, Tauriel, Bilbo, Thorin, Fili und Kili. Nein, fragt nicht, ich weiß es auch nicht. Ich habe nur eben Bilbo auf der Landstraße fast umgefahren und vermute eigentlich immer noch, dass ich mir das hier alles nur einbilde."
„Wir sind keine Einbildung!", wand Bilbo liebenswürdig ein.
„Sprach die Fata Morgana...", murmelte ich und sah Ela zu, die sich unter Gandalfs Hilfe aufrappelte und bemüht war, Kili nicht zu offensichtlich anzustarren, während sie versuchte, ihre dunkelblonden Locken ein klein wenig zu bändigen.
„Elanor?", fragte Haldir da, „Warum tragt ihr den Namen einer unserer Blumen?"
Auch Tauriel musterte Elanor sehr interessiert.
„Ach...", warf ich ein, „das erklären wir mal wann anders. Ich hab doch gesagt, dass wir euch aus Büchern kennen. Unsere Eltern kannten die halt."

Von Weltenportalen, Zwergencocktails, strickenden Zauberern und ElbendatingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt