In der Wohnung

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Ich schloss die Tür auf und ging als erste herein. Ich zog die Schuhe aus und Phil tat das selbe. 'Möchtest du gerne was trinken?' fragte ich ihn und er nickte. 'Ich bring unsere Taschen eben in mein Zimmer und danach komm ich auch in die Küche. Geh du doch schonmal hier entlang.' sagte ich mit einer freundlichen und ermutigenden Stimme und zeigte ihm, mit meinen Fingern, wohin er musste. Ich lief schnell in mein Zimmer und stellte die Taschen ab. Nachdem das erledigt war, streichelte ich nochmal meine Katze, die auf meinem Bett lag und ging wieder heraus. Ich lief in die Küche und sah wie Phil dort einfach nur stand. 'Du kannst dich ruhig setzen, wenn du magst.' sagte ich zu ihm und fand das eigentlich ganz süß, dass er gerade so schüchtern herum gestanden hatte. 'Soll ich dir irgendwo bei helfen?' fragte er mich und ich spürte, wie seine Blicke mir auf jeden Schritt folgten. 'Ach nein, brauchst du nicht. Mir geht es schon besser. Was willst du trinken?' antwortete ich ihm und zeigte ihm den vollen Kühlschrank. Er zeigte auf die Fanta. Ich holte die Fanta und die Cola zero heraus und stellte sie auf der Arbeitsplatte ab. Ich drehte mich um und jetzt sahen wir uns genau in die Augen. Ich verharrte für einen Augenblick so und nach einiger Zeit rührte ich mich wieder. Ich lief zum Schrank und holte zwei Gläser heraus. Ich schüttete die Getränke in die Gläser und reichte ihm sein Glas mit Fanta. Ich nahm ein Schluck von der Cola zero und sagte dann 'Lass uns doch in mein Zimmer gehen. Oder wolltest du Fernseh schauen?' Phil trank auch einen Schluck und sagte dann zu mir 'Nein, ich würde lieber in dein Zimmer gehen.' Mochte er keine Fernseher? Oder wollte er bloß jetzt nichts schauen? Er war irgendwie so.. Abwesend. Ja, abwesend und kühl. Ich lief in mein Zimmer und Phil im Schlepptau. Als er sich auf mein Bett und ich mich auf meinen Teppich setzte fragte ich nach langem zögern 'Phil, ist irgendwas?' sagte wendete er sein Blick von seinem Glas ab und schaute mich mit seinen Saphir blauen Augen an. Mir stockte der Atem. Er war so schön. Schon bei unserer ersten und etwas peinlichen Begegnung im Bücherladen fand ich das. Hätte ich ahnen können, dass er mich irgendwann vor so einem komischen Kerl retten würde? Nein. Ich muss zugeben, bei unserer Begegnung war ich ziemlich.. Ich war ziemlich genervt und blöd zu ihm. Plötzlich riss mich seine Stimme aus meinen scheinbar endlosen Gedanken. 'Nein.. Es ist nur.. Heute morgen, da warst du so.. Wie soll ich sagen? Du warst ziemlich scheisse zu mir und dann? Dann umarmst du mich plötzlich vier Stunden später. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.' Ich schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an und staunte darüber, dass er so ehrlich zu mir war. Viele würden jetzt lügen oder nichts sagen, aber er, er sagte es einfach so wie es ist. Und er hatte recht. Ich senkte mein Blick und schaute auf meine Beine. Ich saß im Schneider Sitz auf dem Teppich und beobachtete die aufsteigenden Bläschen im Glas. 'Ja da hast recht. Es.. Es tut mir echt leid. Weißt du, ich muss mir seid Jahren anhören, wie sie auf mir rumhacken. Mich kritisieren und mir meine Sachen wegnehmen. Und auf einmal sah ich dich heute morgen zwischen ihnen. Das war einfach echt.. Niederschmetternd. Auch im Buchladen war ich so komisch zu dir. Das passiert mir halt oft, dass so arrogante Leute zu mir kommen und mich irgendwie fertig machen wollen. Und dann rempel ich auf einmal einen gutaussehenden Jungen an, der sehr verdächtigt wirkt. Ich denke, dass ist einfach nur eine richtig doofe Angewohnheit.' Erneut stiegen mir schneller und schneller die Tränen in die Augen. Mein Herz pochte wie verrückt und ich zitterte. Ich war aufgeregt, auf seine Antwort. Was würde er jetzt sagen? Würden wir richtig Streit bekommen? Bitte nicht. Meine Tränen konnten sich nicht mehr halten und flossen an meinem Gesicht herunter. Ich zog die Nase hoch und wischte mir die Tränen mit dem Handrücken weg. Als ich mich langsam beruhigte und einen Blick nach oben riskierte sah ich ihn ganz langsam an. Er sah mich mit weit aufgerissenen Augen an und ich wartete auf eine Antwort. 'Das dachtest du? War das auch der Grund warum du mir keine Antwort auf meine SMS gabst?' fragte er mich mit zittriger Stimme. Ich nickte und stimmte alldem zu. Ich wollte am liebsten im Erdboden versinken und nie wieder auftauchen. Er stand auf und stellte sein Glas neben meinem Bett ab. Wollte er jetzt gehen? Hatte ich etwas falsch gemacht? Vielleicht hätte ich es nicht so gerade heraus sagen sollen. Aber genau so war es, es war die Wahrheit. Ich schaute auf und sah wie er sich neben mich setzte. Nun saß er genauso wie ich und sein Knie berührte meins leicht. Mein ganzer Körper kribbelte und ich bekam auf meinem ganzen Körper eine Gänsehaut. Er sah mir tief in die Augen und ich tat es ihm gleich. 'Es ist schon ok. Ich denke, ich verstehe was du meinst. Ich hätte so wahrscheinlich auch reagiert. Darf ich denn jetzt offiziell wieder neben dir sitzen?' sagte er und fing an zu grinsen. Ich schaute auf mein Glas und nickte. Gerade wo ich das Glas hoch nehmen wollte, um was zu trinken umarmte er mich. Für einen Moment erschrak ich und wusste nicht wie ich reagieren sollte, doch dann erwiderte ich die Umarmung. Sie war schön und warm. Die Umarmung war sehr herzlich und es gefiel mir sehr in seinen Armen zu sein. Wir lösten uns langsam und ich zitterte vor Aufregung. Heute war so viel passiert. Ich musste das erstmal ordentlich verdauen. 'Wer war eigentlich dieser Typ?' fragte mich Phil und ich antwortete 'Ich habe keine Ahnung. Ich habe ihn noch nie in meinem Leben gesehen, geschweige denn mit ihm geredet. Du weißt, ich rede mit niemandem in der Schule.' scherzte ich auch ein wenig. Er grinste und schaute mich an. Das Grinsen stand ihm wirklich sehr. Ich mochte es, wenn er lachte oder mich generell anschaute. Als es schon spät genug war ging Phil nach Hause. Wir hatten eine Menge Spaß und morgen früh wollte er mich sogar abholen, damit wir zusammen zur Schule gehen konnten. Als er draußen war, saß ich auf meiner Fensterbank und wank ihm nochmal zu. Dann holte ich das Buch und fing an es weiter zu lesen. Ich konnte den Rest des Tages nicht mehr aufhören zu grinsen.
Ich war wirklich glücklich.

Das unsichtbare Mädchen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt