Kapitel 62

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Wincent

Ich sehe überall die Fotos von heute Nachmittag. Aber nicht nur Fotos von den drei Mädels und mir, nein auch Fotos von Elli. Ich habe wirklich nicht gemerkt, dass sie Fotos von ihr gemacht haben. Man sieht deutlich ihr blaues Auge und die Pflaster in ihrem Gesicht. Und wenn man genauer hinschaut, erkennt man auch ihre verfärbten Handgelenke. Im Allgemeinen sieht sie auf den Fotos sehr mitgenommen aus. Verdammte Scheiße, die Bilder gehen gefühlt schon im gesamten Fandom herum. Fast schon alle Fanseiten haben die Fotos repostet. Schnell finde ich das Profil von einem der Mädels und begehe wohl den größten Fehler. Ich öffne die Kommentare und sofort stockt mir der Atem. ,,Wie sieht Elli bitte aus?"  ,,Hat sie eine Schlägerei hinter sich?" ,,Vielleicht war sie ja beim BeautyDoc, nötig hätte sie es jedenfalls." ,,Was ist bei denen bitte passiert?" ,,Hat Wincent womöglich etwas damit zu tun?" ,,Hat ihr mal jemand gezeigt, dass sie niemand möchte." ,,Schade, dass sie immer noch da steht." ,,Voll verdient!" ,,Ihh, wie kann Wincent sie überhaupt noch anfassen." Und dann hat auch eines der Mädels kommentiert. ,,Vor allem, sie hat überhaupt nicht geredet. Wincent hat komische Andeutungen gemacht. Sie hat sich total seltsam verhalten. Irgendwas stimmt da ganz und gar nicht." Vorwiegend lese ich solche Nachrichten, aber es gibt auch noch andere. ,,Geht es ihr gut? Ich mache mir Sorgen?" ,,Sagt mal! Tickt ihr noch ganz sauber, hört mal auf Wincent zu beschuldigen." ,,Irgendwas stimmt da nicht. Er meldet sich auch seit Tagen nicht mehr auf Instagram. Aber eins ist wichtiger, alles gute Elli." ,,Uns kann es egal sein was passiert ist. Alles Gute an Elli."

Schnell schließe ich wieder die App und raufe mir die Haare. Gerade will ich mein Handy ausschalten, sehe ich das ich jede Menge Nachrichten von unseren Freunden und Bekannten bekomme. Unter anderem von Kevin, Amelie, Johannes und vielen mehr. Ich entschließe mich ihnen zu antworten, sodass sie sich keine Sorgen machen. Natürlich schreibe ich nicht direkt was passiert ist. Das muss Elli selbst entscheiden, ob sie es sagen möchte. Nachdem ich den wichtigsten Personen geantwortet habe, lege ich das Handy beiseite und schnappe mir meinen Laptop. Elli hat vorhin den Wunsch geäußert einmal nach Amerika zu reisen. Also google ich nach Hotels und fasse den Entschluss einen Roadtrip zu machen. Insgesamt sitze ich über zwei Stunden hier und durchforsche das Internet. Zufrieden schaue ich meinen Plan an: Die ersten Tage werden wir in New York verbringen, danach geht es die Ostküste runter. Ich hoffe einfach das wir in diesen zwei Wochen einfach mal abschalten können. ,,Warum bist du noch wach", reißt mich Ellis Stimme plötzlich Stimme aus dem Schlaf. ,,Ich hab noch etwas geschaut", lächle ich sie an und stelle meinen Laptop auf den Boden. ,,Nachts um zwei", kichert sie leise. ,,Ups", grinse ich und lege mich neben sie. ,,Jetzt wird aber geschlafen", flüstert sie und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Ich ziehe sie eng an mich und diesmal brauche ich auch nicht lange bis ich eingeschlafen bin.

Die nächsten Tage verlaufen ähnlich, Elli geht es aber Tag für Tag besser. Ihre Wunden am Körper verheilen auch so langsam. Jeden verdammten Tag fragt sie mich, wo wir hinfliegen aber zu meinem eigenen Erstaunen, habe ich mich noch nicht ausgeplaudert. Es sind nun knapp zwei Wochen  her und seit gestern sind wir wieder in München, denn sie hatte nicht genug Kleider dabei um so lange wegzufliegen. Irgendwie hatte ich das Gefühl das sie jede Minute entspannter wurde, in der wir weiter weg fuhren. Sie war letzte Woche auch nochmal beim Arzt und nun kann sie endlich wieder ohne Krücken laufen. Zudem hat sie auch nur noch eine Bandage die sie anziehen kann, wenn sie Schmerzen hat oder viel unterwegs ist.  Gerade liege ich noch im Bett und beobachte wie sie durch die Wohnung flitzt. Wir beide sind ausgeschlafen, denn die Nacht war echt gut. Es war die erste Nacht, in der sie durchgeschlafen hat. ,,Ich hasse Überraschungen", murmelt sie heute schon zum gefühlt tausendsten Mal. ,,Ich weiß", grinse ich sie an. ,,Ich hasse dich", brummt sie und verlässt wieder das Schlafzimmer. ,,Tust du nicht. Du liebts mich", rufe ich lachend hinterher. ,,Gerade nicht", erhalte ich als Antwort. Lachend stehe ich mal auf und fange auch mal an meinen Koffer zu packen. Irgendwie habe ich das Gefühl hier zu wohnen. Ich war schon ewig nicht mehr in der WG und meine kompletten Sachen sind fast hier. ,,Wann geht eigentlich der Flug morgen?", fragt sie und streckt den Kopf durch die Tür. ,,Ehm um 8:00 Uhr", antworte und kratze mich am Hinterkopf. Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher und muss nochmal nachschauen.

Nachdem wir beide fertig gepackt habe, lassen wir uns erschöpft aufs Sofa sinken. ,,Was machen wir jetzt noch", frage ich und beobachte sie, wie sie auf Instagram unterwegs ist. Die Gerüchte um Elli haben sich einigermaßen beruhigt. Ich habe vor ein paar Tagen eine Story gemacht in der ich einfach gesagt habe, dass bei uns privat etwas passiert ist und ich nicht näher darauf eingehen werde. Aber das es Elli soweit wieder gut geht und das wir jetzt erstmal in den Urlaub fliegen werden und mich danach wieder melden werde. ,,Vielleicht bisschen spazieren gehen und dann etwas kochen?" ,,Klingt gut", lächle ich. Gesagt getan, laufen wir eine halbe Stunde später händchenhaltend durch München und genießen das schöne Wetter. Heute scheint zum ersten Mal so richtig die Sonne. Irgendwann bemerken wir zwei Mädels die uns beobachten. Leicht amüsiert unterhalten wir uns darüber, ob sie sich trauen werden her zu kommen. Doch irgendwann kommen sie doch auf uns zu. ,,Entschuldigung, wir wollen echt nicht stören. Aber könnten wir vielleicht ein Foto machen?", fragt die ältere von den beiden schüchtern. ,,Na klar", antworte ich direkt. Schnell mache ich Fotos und unterschreibe ihnen einen Zettel. ,,Du machst bestimmt noch keine Fotos oder?", fragt die jüngere plötzlich Elli unsicher. ,,Wenn ihr wollt, können wir eins machen", lächelt diese und bekommt ein Strahlen von den Mädels geschenkt. Lächelnd nehme ich das Handy und schieße die Fotos. ,,Danke Elli, das bedeutet uns jetzt echt viel. Wir lieben dich so sehr, deine Musik berührt uns so sehr und hat eine wichtige Bedeutung", sagt das ältere Mädchen als sie das Handy entgegen nimmt. ,,Oh ehm danke, aber eigentlich müsste ich mich bedanken. Das bedeutet mir jetzt echt viel", stammle Elli und umarmt die zwei. Leicht amüsiert beobachte ich die Situation.

Als die Mädels sich verabschieden haben, kann ich mich nicht mehr halten und muss laut los lachen. Es ist einfach so witzig wie Elli gerade hier steht. Total verpeilt starrt sie den Mädels hinterher. ,,Oh man bist du süß", lache ich und lege einen Arm um sie. ,,Das war, wow", stammelt sie vor sich hin. ,,Gewöhn dich dran", grinse ich und drücke ihr einen Kuss auf die Schläfe. Unterwegs springen wir noch in den Supermarkt und holen uns die Zutaten für unser Abendessen. Zurück in der Wohnung verzieht sie sich sofort in der Küche und ich mache es mir auf dem Sofa bequem. ,,Hey, wir wollten zusammen kochen", lacht sie und kommt ins Wohnzimmer. ,,Ich kann doch nicht kochen", sage ich und schmunzle. ,,Du kannst doch wohl schnippeln und etwas rumrühren. Jetzt komm endlich", antwortet sie nun strenger. Seufzend stehe ich auf und folge ihr. Ungefähr eine halbe Stunde später lassen wir uns die Gemüsepfanne mit Reis schmecken. Nachdem wir uns bettfertig gemacht haben, kuscheln wir uns noch ein bisschen vor den Fernseher, bis wir gegen 22:00 Uhr müde ins Bett fallen.

,,Sagst du mir jetzt endlich wo wir hinfliegen", jammert sie am nächsten Morgen als wir im Auto sitzen und zum Flughafen fahren. ,,Nö", grinse ich sie einfach nur an. ,,Du bist so blöd", murmelt sie vor sich hin und verschränkt trotzig ihre Arme. Eine halbe Stunde später parke ich auf dem Parkplatz und hole unser Gepäck aus dem Kofferraum. ,,Du glaubst gar nicht wie sehr ich mich auf diesen Urlaub freue", sagt sie und schmiegt sich kurz an mich. ,,Ich freu mich auch. Wir brauchen diese Auszeit so sehr", antworte ich und küsse sie kurz. Gerade will sie ihren Koffer nehmen, doch ich schüttle bloß den Kopf. Augenverdrehend nimmt sie ihren Rucksack und schaut mich grimmig an. Lachend schultere ich auch meinen Rucksack, nehme die beiden Koffer und folge ihr ins Gebäude. Kurz darauf geben wir schon das Gepäck auf und checken ein. Als sie endlich checkt wohin es geht, schaut sie mich geschockt. Ich kann einfach nicht anders als sie anzugrinsen. ,,Wir fliegen nach New York?", qietscht sie und fällt mir um den Hals. ,,Aber nur die ersten drei Tage." Verwirrt schaut sie mich an. ,,Wir fliegen doch für 14 Tage weg." ,,Nach drei Tagen geht es mit dem Mietwagen die Ostküste runter", lächle ich sie an. ,,Du bist doch bekloppt. Weißt du wieviel das kostet", stammelt sie. ,,Nimm es einfach an okay?" ,,Ich liebe dich", flüstert sie und küsst mich kurz. ,,Ich liebe dich auch." Eine Stunde machen wir uns auf den Weg zum Flugzeug. Strahlend lässt sie sich auf dem Fensterplatz nieder. Ich mache es mir neben ihr bequem und sofort kuschelt sie sich an mich. Nachdem wir in der Luft sind, machen wir uns einen Film an und machen uns für den knappen 10 Stunden Flug bequem. Auf in den Urlaub...

Müsste da nicht Musik seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt