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Als Luntac sich wieder gefangen hatte, stürmte sie mit wutentbranntem Gesicht auf ihn zu. Dieser blieb ruhig und gelassen in der Mitte des Raumes stehen und starrte sie lachend an. Ein angehöriger der Rabrat, vom Planeten Cladrak' his, der sich bisweilen hinter der Tür versteckt gehalten hatte, kam mit einer unfassbaren Geschwindigkeit auf Luntac zugerast und hielt sie mit so starken Armen fest, dass es aus seinem festen Griff kein Entkommen gab.

„Lass mich los, du widerlicher Drecksack!", schrie sie ihn an, doch der Rabrat zeigte keine Reaktion. Steven hingegen schon. Es war der selbe Rabrat, der ihn auf Cladrak' his aufgegabelt hatte, als er in den Straßen saß und ihn die Furcht darüber, er müsse den Rest seines Lebens dort verweilen, überkommen hatte. Es war nun unverkennbar auch selbiger, der das Pärchen auf der Straße erschossen hatte, als Steven dem König, besser, seinem Chef, zum ersten mal auf Nemolonia begegnet war. Er war es auch gewesen, der ihn zusammen mit Luntac bewusstlos geschlagen und nach Klebades verschleppt hatte.

Nun begann Steven einiges klar zu werden. Niemand durfte nach Klebades, nicht weil es gefährlich war oder die Stadt unter Quarantäne gesetzt worden war oder dergleichen, sondern, weil in dieser Stadt der König von Nemolonia lebte, der um jeden Preis unentdeckt bleiben wollte.

„Lass sie los", befahl Carlos Kulutak dem Rabrat, der Luntac daraufhin unverzüglich aus seinem Griff befreite. „Aber pass auf, dass sie nicht schon wieder Dummheiten anstellt. Wenn doch, dann töte sie."

Ohne zu zögern zog der Rabrat wortlos seine Waffe hervor, lud das Magazin und stellte sich aufrecht erhoben hinter Luntac, die langsam wieder zu Kräften kam.

„Was willst du verdammtes Arschloch hier?", fauchte sie in dem schärfsten ihr möglichem Ton.

„Was ich will? Ich will eure Fragen beantworten. Ich will, dass ihr mich kennenlernt. Wir hatten alle schon das Vergnügen miteinander, Steven etwas mehr als du, aber du kamst auch nicht zu kurz."

Luntac schnaubte wieder verächtlich. „Wegen dir bin ich hier gelandet, wegen dir und deinem Schrottteil von einem LT-270. Wärst du nicht, wäre ich fast drauf gegangen, als mir das Teil abgestürzt ist."
„Oh, das tut mir leid. Ich hatte das Ding selbst erst kürzlich erworben gehabt und hatte keine Zeit es selbst auszutesten. Ich wollte es loswerden und du warst die erste Interessentin, die sich angeboten hat es zu kaufen. Es war nicht mein Plan gewesen, dich über Nemolonia abstürzen zu lassen, ich hatte eigentlich gedacht, du würdest irgendwo in der Galaxis explodieren oder auf einem X-beliebigen Planeten abstürzen und dabei umkommen. Ich hatte nicht gedacht das wir uns wiedersehen und gehofft hatte ich es ebenso wenig."
Er lief durch den Raum und setzte sich an seinen Schreibtisch, von wo er die beiden herablassend anschaute. Erst jetzt fiel ihnen auf, dass auf dem Schreibtisch eine große Flasche stand. Eine Flasche Itruk's Bjao. Er hatte ihren Blick wohl bemerkt und griff unter den Tisch, wo er drei Gläser hervorholte.

„Kommt her und trinkt einen mit mir."

Luntac und Steven schwiegen. Luntac ließ sich nicht auf dieses Spiel ein und Steven war noch immer zu schockiert, als dass er etwas hätte sagen können. Herr Kulutak seufzte und rief: „Melasla, komm her."

Die Tür an der Seite des Zimmers schwang auf und ein weiterer Rabrat kam hereingelaufen.

„Bring unseren Gästen ein Glas hiervon." Er hielt dem Rabrat die zwei Gläser hin, die er sofort entgegennahm und sie Luntac und Steven überreichte.

Steven hatte mittlerweile wieder genug Kraft gesammelt um einen Schluck zu nehmen. Es schmeckte genau so, wie bei Sharik an der Bar. Dieser Mistkerl hat wirklich an alles gedacht, dachte Steven und drückte das Glas in seiner Hand fest zusammen. Herr Kulutak erhob sich wieder von seinem Platz und stellte sich mit dem Rücken zu ihnen ans Fenster, blickte hinaus auf die Stadt und erfreute sich an dem Anblick, den ihm seine Kreation bot. „Ich glaube jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem der Böse seinen Plan erzählt und alle übrigen Fragen beantwortet, bevor er euch beide erschießen lässt."

Nemolonia - Planet der ungezähmten LüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt