Der große Sturm (Teil 3)

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Teil 3 von „Der große Sturm".
(1703, Nordpol)

Im vorherigen Teil hat der Mann in Mond die Wächter dabei erwischt, wie sie einen Plan schmieden, ihn von der Erde zu verbannen. Der große Sturm erreicht nun seinen Höhepunkt.

(Über Feedback freue ich mich wie immer sehr!)














Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen. Mein Herz schlug mir so hart gegen den Brustkorb, dass ich es im ganzen Körper spürte.

„Moon, bitte lass uns die Lage erklären", setzte Zahnfee vorsichtig an.

„Oh, ich glaube, da gibt es nichts zu erklären", erwiderte der Mann im Mond mit leiser Stimme, die auf eine Weise gefährlicher klang, als jeder Wutausbruch. Seine Augen funkelten in Richtung der Zahnfee. „Mir ist völlig klar, was hier passiert."

Die Stille war zum Zerreißen gespannt. Ich spürte, wie sich meine Fellhaare aufstellten. Wie gebannt starrte ich zum Mond hin, der langsam die Arme von seiner Brust löste.

„Ich muss sagen, ich bin nicht überrascht." Die Stimme des Mondes klang so beiläufig; es beunruhigte mich zutiefst. Ich wünschte fast, er würde uns anschreien, damit könnte ich wenigstens umgehen. „Ich wusste schließlich schon, dass ihr euch gerne ohne mich trefft. Und auch über mich redet. Aber dass ihr mir so in den Rücken fallt – ich bin schon ein wenig enttäuscht."

Mir war völlig bewusst: Er war nicht nur enttäuscht, er war voller Zorn. Ich konnte es an seinen Augen erkennen, die so hell und kalt leuchteten, dass sie eine unangenehm kühle Atmosphäre im Zimmer verbreiteten.

„Wir wollten mit dir reden, Bruder.", setzte Santa an, doch der Mann im Mond unterbrach ihn sofort. Sein Arm schnellte in die Höhe und er deutete drohend in Santas Richtung.

„Nenn mich nicht Bruder!"

Seine Stimme schnitt mir durch Mark und Bein. In meinem ganzen, unsterblichen Leben hatte ich den Mann im Mond noch nicht so erlebt.

„Ich bin nicht euer Bruder", fuhr der Mond fort und ließ langsam den Arm wieder sinken. „Ich war nie euer Bruder. Ich war nur eine Randfigur, die sich mit euren Plänen abfinden musste. Gebt es zu, ihr habt nie etwas auf meine Meinung gegeben!"

„Das ist doch Schwachsinn!", rief Sandmann entrüstet aus. Er und der Mond hatten immer ein gutes Verhältnis zueinander gehabt, da sie durch Ähnlichkeiten in ihrer Magie miteinander verbunden waren. Anhand seiner Stimme konnte ich erkennen, wie sehr es ihn entrüstete, dass dieses Verhältnis jetzt zerbrach. „Du bist unser Freund, wir haben deinen Rat immer gebraucht! Ja gut, wir haben auch gerne Streit provoziert – ich ganz besonders, das geb ich zu, aber das waren doch immer nur dumme Witze."

„Hör auf zu lügen!", fauchte der Mann im Mond und starrte mit funkelnden Augen zum Sandmann hin. „Tut nicht so, als wäre diese Konversation nie passiert, die ich hier gerade mit angehört habe!"

„Du hast die Konversation gehört, alles klar", startete die Zahnfee einen weiteren Versuch den Wind aus den Segeln zu nehmen, „Dann hast du auch gehört, dass es immer unser Ziel war, erst mit dir zu reden, bevor wir irgendetwas anderes tun. Wir wollen uns mit dir versöhnen!"

„Nein.", erwiderte der Mann im Mond kalt. „Ihr wollt euer eigenes Ding durchziehen. Was ich will, ist euch scheißegal. Und ihr vertraut mir nicht."

„Wir trauen deinen Methoden nicht." Santas Stimme klang dumpf und ruhig wie eh und je, trotz der brenzligen Lage. „Du weißt, dass wir es nicht gut heißen, dass du deine Magie auf die Menschen ausübst. Du wusstest, dass wir dagegen vorgehen würden."

Der Mann im Mond kehrt zurück / JCU (Julien Bam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt