Chapter 5

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Der ohnmächtige Bilbo wurde in einen Sessel, abseits des Trubels verfrachtet und nachdem er sein Bewusstsein wiedererlangt hatte, drückte ihm Lyra eine Tasse mit kräftigem Tee in die Hand.

Dankbar schlürfte er an dem, ihm unbekannten Gebräu, das ihm langsam neue Kraft einflößte und seine schwachen Glieder aufwärmte.

Die Wächterin selbst verzog sich in Gestalt einer Katze an den wärmenden Kamin im Nebenzimmer und rollte sich genüsslich davor zusammen. Nur wenige Zwerge saßen dort, sie hatten sich nach Bilbos Schwächeanfall über das Haus verteilt und unterhielten sich irgendwie selbst. Die meisten hielten sich von der Katze fern, das alles war ihnen zu neu und befremdlich um etwas mit ihr anfangen zu können.

Nur Fili und Kili schien es kein bisschen zu stören, sie saßen mit ihr im gleiche Raum und spielten, immer wieder lautstark fluchend ein Kartenspiel.

Zuerst sah sie ihnen mit halb geschlossenen Augen zu, die Wärme des Kamins genießend, doch nach einer Weile wurde sie dessen müde und ohne es zu wollen lauschte sie mit geschlossenen Augen Gandalfs Gespräch, das er mit Bilbo führte.

"Sag mir, wann sind Spitzendeckchen und das Porzellan deiner Mutter dir so wichtig geworden? Ich erinnere mich an einen Hobbit, der immer auf der Suche nach Elben durch die Wälder rannte. Der lange draußen blieb, erst in der Dunkelheit nach Hause kam. Bedeckt von Schlamm und Zweigen, gefolgt von Glühwürmchen."

"Du schwelgst eindeutig zu viel in Erinnerungen, Gandalf", klinkte sich jetzt Lyra in das Gespräch ein. "Ich glaube kaum, dass es ein Kind gibt, das Mal nicht stinkend wie ein Troll, mit einer meterdicken Schicht Dreck nach Hause gekommen ist. Sogar ich bin mal beim spielen in einen Misthaufen gefallen und dabei bin ich Fürstin."

Sie hörte Bilbo belustigt auflachen, bevor er wieder eine todernste Miene aufsetzte. Gandalf sprach ohne auf sie zu achten weiter. "Ein junger Hobbit, der nichts lieber getan hätte, als zu erkunden was hinter den Grenzen des Auenlandes liegt. Die Welt liegt nicht in deinen Büchern und Landkarten."

Bilbo umklammerte seine Tasse fester, ernst sah er zu dem Zauberer auf, der ihm aufmunternd zunickte und zum Fenster deutete. "Sie liegt da draußen."

Der Hobbit starrte aus dem runden Fenster. Gandalf hatte Recht, er wollte dort hinaus und etwas erleben, doch der vernünftige Teil in ihm wehrte sich starrsinnig dagegen.

Kurz blieb es still, bis auf ein leises Tapsen, dem Lyra aber keine große Beachtung schenkte, sie hatte die Augen geschlossen und schnurrte leise und zufrieden. Wenn sie Bilbo wäre, wenn sie die Wahl zwischen einem geborgenem Zuhause und einem Abenteuer hätte, dann würde sie nicht zusagen. Noch ganz genau erinnerte sie sich an die schon so weit zurückliegende Zeit , in der sie sich nichts sehnlicher gewünscht hatte als Abenteuer zu erleben. Jetzt hing es ihr förmlich zum Hals raus, doch nichts konnte sie davon befreien, nichts konnte sie von ihrer Pflicht losbinden. Trotzdem nahm ihr dieses schwere Los nicht die Träumereien von einem gemütlichen, friedlichen Leben wie Bilbo es hatte.

Wie aufs Stichwort friedlich, ertönte hinter ihr plötzlich ein lauter Knall und ein ohrenbetäubendes Knurren und Bellen schmerzte höllisch in ihren empfindlichen Ohren.

Ohne nachzudenken sprang sie panisch auf und kletterte den nächstbesten Sessel hoch um sich in Sicherheit zu bringen. Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen, sah sie sich schwer atmend um, bereit in sekundenschnelle anzugreifen.

Doch sie konnte weder einen Hund noch irgendeine andere Gefahr ausmachen, dafür kugelten sich die zwei jungen Zwergenbrüder vor Lachen auf dem Boden.

"Seid ihr noch ganz bei Sinnen? Ihr habt mich zu Tode erschreckt! Ich hätte euch ausversehen angreifen können!", fauchte sie ihnen wütend in Gedanken zu.

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