Fluchtplan
Ich saß bereits vor meinem Doubleshot white mocha, als Hoseok durch die Tür geplatzt kam. Gerade fühlte ich mich relativ sicher und ich wollte auch nicht, dass bei Hoseok sofort die Alarmglocken läuteten, wenn er mich sah. Er wirkte auch so abgehetzt, lächelte aber und ließ sich mir gegenüber in den Stuhl fallen.
„Hey, alles klar?", fragte er atemlos.
Ich löffelte etwas Schaum von meinem Glas und nickte ihm zu. „Das wollte ich dich gerade fragen. Du wirkst, als wärst du auf der Flucht."
„Kein bisschen", er grinste und zog die Nase kraus. „War nur ein wenig spät dran."
„Sag bloß – konnte sich da jemand nicht losreißen?"
Seine Wangen bekamen einen Hauch von Farbe und er riss die Getränkekarte aus der Halterung. „Möglich", nuschelte er, während er angestrengt das Angebot studierte – als ob er je etwas anderes als seinen heißgeliebten Blonde Vanilla Latte bestellen würde.
„Gott!" Ich schnaubte leise und riss ihm die Karte aus den Händen um damit nach ihm zu schlagen. „Elender Angeber. Ja, reib es mir unter die Nase."
Die Bedienung rettet ihn – für den Moment – und Hoseok bestellte, wie üblich, einen Blonde Vanilla Latte und dazu ein Schokomüsli. Ich orderte einen Frischkäsebagel und einen Obstsalat und als die Bedienung außer Hörweite war, lehnte ich mich auf den Tisch.
„Also los, erzähl schon, mach mich neidisch."
Er bedeckte das Gesicht mit beiden Händen, lachte leise und schüttelte den Kopf, als er die Hände wieder sinken ließ. Aber sein Gesicht hatte noch ein bisschen mehr Farbe.
„Oh Mann", raunte ich und schüttelte ebenfalls amüsiert den Kopf. „Du musst gar nichts sagen, ich sehe es auch so."
„Was soll denn das heißen?!" Hoseok lachte, wirkte aber immer noch etwas verlegen dabei, also verkniff ich mir jeden zweideutigen Kommentar. In der Zwischenzeit brachte die Bedienung unsere Bestellung und während Hoseok zufrieden in seinem Müsli rührte, beobachtete ich ihn still. Irgendwann sah er auf, legte den Kopf schief und lächelte. „Was?"
„Du bist richtig glücklich, hm?", stellte ich leise fest und ja, es mochte durchaus sein, dass ein wenig Wehmut dabei mitschwang, dennoch hielt ich seinem Blick stand und als Hoseok erneut dieses verschmitzte Grinsen zeigte, war es überdeutlich. Er atmete tief durch, nickte und murmelte endlich ein kaum hörbares „Ja."
Es versetzte meinem Herz einen kleinen Stich, dennoch war es gut und ich lächelte. „Das freut mich für dich", murmelte ich, verdrehte die Augen und grinste schief. „Für euch", korrigierte ich.
Diese Mal schenkte Hoseok mir dieses verschmitzte Grinsen mit krauser Nase, sodass er aussah wie ein Erdhörnchen. Wir lachten beide, was meine eigene Anspannung etwas reduzierte und er wollte wissen, was mir auf der Seele brannte.
Ich knibbelte ein wenig an meinem Bagel, stopfte mir stückchenweise das Essen in den Mund, bevor ich mich dazu durchringen konnte, von Suga zu erzählen. Ich wusste, dass es Hoseok nicht gefallen würde, das hatte er beim letzten Mal schon deutlich gemacht. Es würde ihm sicher noch weniger gefallen, wenn ich ihm erzählen würde, dass ich ihn erneut getroffen hatte, dass er mich angelogen hatte und wie dieses Treffen ausgegangen war. Am Ende meiner – zugegeben etwas geschönten Berichterstattung – ich wollte nichts dramatisieren, nur weil meine Nerven blank lagen – seufzte Hoseok deutlich hörbar und sah mich an.
„Was hab ich gesagt?"
„Sag's nicht."
Das überhörte er großzügig. „Er ist nicht gut für dich", wiederholte Hoseok und wies mit dem Löffel auf mich. „Er verdreht dir den Kopf, das verstehe ich, das spürt man, wenn du über ihn sprichst. Trotzdem, Taehyung. Er ist nicht gut für dich. Und er lügt – das ist ja offensichtlich. Vermutlich auch nicht zum ersten Mal."
DU LIEST GERADE
Blood, sweat and tears [Taegi]
Fanfiction[BTS-AU] Schon als Kind waren Taehyung Dinge aufgefallen, für die niemand eine Erklärung hatte. Damit begann eine jahrelange Odyssee, die ihn selbst als jungen Erwachsenen noch brandmarkte, weil es keinen Menschen gab, der ihm glaubte. Und auch wenn...