Höllentrip
Ich hatte ihn vergessen wollen, wirklich, aber dass ich mir dabei selbst im Weg stand, war für mich bis dahin nicht ersichtlich gewesen. Nach meiner Auszeit sah die Sache schon anders aus. Ich trug das Armband - ständig - und erklärte es jetzt zu einer Mahnung, nicht wieder leichtgläubig auf den nächstbesten hübschen Kerl reinzufallen. Aber eigentlich war es ein Strohhalm, mein Anker, meine Verbindung zu etwas, das im Nachhinein betrachtet, unwirklich schien. Und natürlich war es auch ein Stück weit Hoffnung. Eine, die immer in mir geschwelt hatte und die von den Worten meiner Schwester wieder ein wenig bestärkt wurde. Ein letzter, ernsthafter Versuch? Ich hatte mich noch nicht dazu durchringen können, irgendwas zu unternehmen, wollte mir erst beweisen, dass ich auch ohne ihn ein Leben haben konnte, auch wenn das vorerst mehr schlecht als recht funktioniert. Konkret bedeutete das, dass ich abends allein im Bett lag, während sich meine Gedanken beständig um ein und denselben Mann drehten.
Nach gut einer Woche ging ich mir damit selbst so auf die Nerven, dass ich nach drastischeren Mitteln griff. Es war Samstag, ich hatte zwei Stunden im Bad verbracht, um mein bestes Ich zu unterstreichen und startete meine Jagd inmitten der Schwulenszene. Mein Vorsatz war, mit dem erstbesten Typen mitzugehen, der genug Interesse zeigte. Ich wollte gevögelt werden, sonst nichts. Ich brauchte keine Liebe, keine Gefühle, das war doch alles für'n Arsch, keiner interessierte sich wirklich dafür. Sex - hart, schnell, anonym, das würde mir schon reichen. Wenigstens würde das bedeuten, dass ich noch lebte. Okay, zugegeben, das mit der Jagd war Verhandlungssache, ich war auch bereit die Beute zu sein - kam nur darauf an, wer schneller war.
Normalerweise, wenn man mit so einem Vorsatz in einen Club ging, dauerte es auch nicht lange, bis man angequatscht wurde. Männer, die Sex wollten, hatten eine bestimmte Ausstrahlung und ich gab mir wirklich keine große Mühe, zu verbergen, wie meine Ziele aussahen. Ich flirtete hemmungslos mit jedem hübschen Gesicht, das meinen Weg kreuzte und es war mir sogar egal, ob die Typen in Begleitung waren oder nicht. Ich wäre auch mit einem Pärchen mitgegangen. So zog ich von Tür zu Tür gewissermaßen, bis die nächste unangenehme Sturmböe mich durch die Tür der nächsten Bar beförderte. Mist. Ich hatte nicht vorgehabt mich ausgerechnet dem Wetter zu beugen, aber jetzt war ich hier und die Tür war noch nicht zugefallen, da begann es zu regnen. Seufzend beschloss ich, es auszusitzen. Die Nacht war noch jung.
Dann fiel mein Blick jedoch auf einen Kerl, der offenbar allein an der Bar saß und meine Laune hob sich wieder. Schlanke Beine in hautengen schwarzen Jeans, dazu abgewrackte Boots und das wiederum kombiniert mit einem taillierten Sakko, als hätte er es nötig, sich derart zur Schau zu stellen. Ein Fuß war um das Bein des Barhockers geklemmt und ruhte auf der Metallstange, der andere stand auf dem Boden und tippte leicht zur Musik auf das Holz. Er hatte dunkles Haar, allerdings schimmerten die Strähnen im künstlichen Licht in einem warmen, dunklen Rot, fast mahagonifarben. Rothaarig, mhm. Also das war... ungewöhnlich für einen Mann und auf eine sehr spezielle Weise durchaus attraktiv. Die Würfel fielen zugunsten des Jägers und ich machte mich auf den Weg.
Der Platz links von ihm war frei und ich schob mich grinsend näher und beanspruchte den Sitz für mich. Leider konnte ich sein Gesicht nicht sehen, weil er mir den Rücken zuwandte, aber was ich sah, war auf alle Fälle einen Versuch wert.
„Hey", rief ich halblaut über den Geräuschpegel der Musik hinweg, damit er mich überhaupt hörte und berührte ihn gleichzeitig an der Schulter.
Er reagierte nicht sofort, doch als er sich etwas aufrichtete, war ich irritiert. Etwas an seiner Art sich zu bewegen war seltsam vertraut.
„Ich bin...", begann ich trotzdem und stockte, als er sich herumdrehte, dabei das Handy auf den Tresen legte, auf welchem er eben wohl noch geschrieben hatte. Eine Vielzahl silberfarbener Armkettchen rutschten unter dem Jackettärmel hervor und baumelten glitzernd und funkelnd vor meinen Augen.
DU LIEST GERADE
Blood, sweat and tears [Taegi]
Fanfiction[BTS-AU] Schon als Kind waren Taehyung Dinge aufgefallen, für die niemand eine Erklärung hatte. Damit begann eine jahrelange Odyssee, die ihn selbst als jungen Erwachsenen noch brandmarkte, weil es keinen Menschen gab, der ihm glaubte. Und auch wenn...