Kapitel 17 - Kreaturen

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Hallo zusammen,

auf dieses Kapitel habe ich mich besonders gefreut und deswegen bin ich gespannt, wie es bei euch ankommt. :) Na mal sehen.

Ich widme dieses Kapitel außerdem meiner lieben Nick für: ausufernde Gespräch, verrückte Ideen und immer die passende Musik – danke dafür.

Die bekommt ihr im verlinkten Video auf die Ohren um ein bisschen passende Stimmung zu verbreiten (man beachte den Text ;)).


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Kreaturen

Am Ende machte ich das Einzige was ich in dieser Situation als sinnvoll erachtete. Ich rief ein Taxi, bugsierte Suga hinein und weil ich ihn in diesem Zustand auf keinen Fall alleine lassen wollte, umrundete ich den Wagen, stieg ebenfalls ein und nickte dem Fahrer seufzend zu.

„West Penn", raunte ich. Und gab damit das nächstgelegene Krankenhaus an.

„Hey, wenn Ihr Kumpel mir in den Wagen kotzt, kostet das extra, verstanden?"

Ich nickte, winkte ab, dann fuhr der Wagen an und Sugas Kopf sank schwer auf meine Schulter.

„Mir geht's gut", nuschelte er. „Kein Krankenhaus."

Ich sah weg, biss die Zähne zusammen und kämpfte damit, meine widersprüchlichen Gefühle irgendwie im Zaum zu halten. Am liebsten hätte ich ihn geschüttelt, weil er so ein Idiot war, den Wagen angehalten und wäre geflohen, weil ich mit so einem Mist gar nichts zu tun haben wollte und dann war da noch dieses Schwanken zwischen Mitleid und Angst, dass ihm etwas passieren könnte. Ich hielt mir vor Augen, dass ich ihn doch gar nicht kannte, dass er im Grunde ein Fremder war und mich seine Probleme nichts angingen, aber so einfach war es leider nicht. Ich griff seine Hand, die zwischen uns gerutscht war, seine Finger waren eiskalt. Verdammt.

Wie immer in solchen Situationen, schien die Fahrt ewig zu dauern. Trotz der mitternächtlichen Stunde hatten wir offenbar eine rote Welle erwischt und schleppten uns von einer Verkehrsampel zur anderen. Hätte sich Suga neben mir noch bewegt, wäre das wahrscheinlich nicht so beängstigend gewesen, aber seit zwei Stopps reagierte er überhaupt nicht mehr und seine Hand lag kraftlos in meiner. Ich rieb seine kalten Finger, blickte nervös aus dem Wagen, um mich zu orientieren und einzuschätzen, wie weit es noch war, als das Taxi erneut an einer Kreuzung hielt.

„Fünf Minuten", sagte der Fahrer mit einem Blick in den Rückspiegel, als hätte er meine bange Frage geahnt und ich nickte. Sugas Finger in meiner Hand zuckten leicht, sodass ich hinsah und mit einem Mal flog die Tür auf seiner Seite auf und er schoss aus dem Wagen, wie von allen Furien gejagt. Viel zu schockiert, um überhaupt zu begreifen, warf ich mich auf die Seite, versuchte noch nach ihm zu greifen, aber er war längst weg. Fassungslos starrte ich ihm hinterher und weitere wertvolle Sekunden verstrichen, während der Fahrer lauthals zu schimpfen begann.

Endlich befreite ich mich aus dem Wagen, kam stolpernd auf der Straße zum Stehen und wollte gerade los, aber nun hielt mich das Brüllen des Taxifahrers auf.

„Hey! Mein Geld! Soll ich die Bullen rufen?" Mit einem Augenrollen kramte ich nach meinem Geld, warf dem immer noch keifenden und wild gestikulierenden Fahrer die Scheine durch das geöffnete Fenster auf den Beifahrersitz.

„Warten Sie", bat ich, die Hand auf der Tür, aber ich hätte es besser wissen sollen.

Während das Fenster hochfuhr und die Verriegelung klickte, hörte ich: „Vergiss es." Dann fuhr der Wagen mit quietschenden Reifen an und ich drehte mich fluchend einmal um mich selbst. Gerade hatte ich keinen blassen Schimmer, wo ich war, aber das war auch nicht so wichtig, ich hatte nämlich ebenfalls keine Ahnung wohin Suga verschwunden war. Die Häuserblocks die sich vor mir auftaten waren dunkel und schäbig, das nächste beleuchtete Geschäft, ein Chinarestaurant mit defekter, blinkender Leuchtreklame, war eine Querstraße entfernt, vor mir taten sich zwei Seitengassen auf, die durch die Häuserschluchten führten und ich konnte wohl nur auf gut Glück eine davon wählen.

Blood, sweat and tears [Taegi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt