Es dauerte nicht lange, bis Hatfield mit dem Polizisten, der die Leute nach dem Raubüberfall im Duck befragt hatte und auch dort logierte, zurückkam. Aber alles, was der Polizist feststellte, war, dass der junge Mann vor mehreren Stunden erschlagen worden war, und es keine Mordwaffe gab.
Samantha hatte Richard einmal von der Einzigartigkeit von Fingerabdrücken erzählt und von wissenschaftlichen Methoden, mit denen die Polizei in der Zukunft arbeitete, aber diese Mittel standen ihnen jetzt noch nicht zur Verfügung. So konnte der Polizist, so bemüht und diensteifrig er auch war, nichts anderes feststellen, als dass das Opfer erschlagen wurde. Er nahm Wilkins Aussage auf und ging wieder, um einen Bericht zu verfassen.
Richard veranlasste, dass man den Toten nach Ferywood in sein Elternhaus brachte, und ging selbst dorthin, um mit den Eltern des Jungen zu sprechen. Der Schmied war im Dorf bekannt für seine donnernde, laute Stimme, seine Kraft, aber auch seine Gutmütigkeit. Von seiner Kraft zeugten muskelbepackte Schultern und Hände, groß wie Bratpfannen. Die Gutmütigkeit spiegelte sich in einem paar sanfter Augen, die in einem groben, rußgeschwärzten Gesicht unter buschigen Brauen saßen.
Richard glitt bei der Schmiede aus dem Sattel und wickelte die Zügel um einen Pfosten, während der Tote ins angrenzende Wohnhaus getragen und auf ein Bett gelegt wurde. Er zog den Hut vom Kopf und folgte den Trägern ins Haus, blieb aber respektvoll am Eingang stehen und fragte sich, was er den verzweifelten Leuten zum Trost sagen sollte. Der Schmied war gebrochen. Er saß neben dem schmalen Bett, auf dem sein toter Sohn abgelegt worden war, auf einem Schemel, der aussah, als würde er unter dem großen Mann jeden Augenblick zerbrechen. Die kräftigen Schultern bebten vor unterdrücktem Schluchzen. Seine Frau warf sich in lautem Wehklagen und mit zum Himmel anklagend erhobenen Händen auf ihren Sohn und schrie und schluchzte in die Falten des blutigen Leinenhemdes, das der Tote noch immer trug. Dem Schmied war der Ausbruch seiner Frau in Gegenwart Seiner Lordschaft unangenehm und er versuchte sie, mit sanfter, aber bebender, Stimme zu beruhigen. Da trat Richard näher und legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Lassen Sie sie."
Der Schmied wandte sich um und die sanften Augen in dem groben Gesicht schwammen in Tränen. Verstohlen wischte er sie mit dem Handrücken fort und blickte zu Seiner Lordschaft auf.
Richard bemühte sich, äußerlich seine kühle Ruhe zu bewahren, wie man dies von ihm erwartete. Seine militärische Disziplin half ihm dabei, aber am liebsten hätte er mit den Eltern geweint. Er dachte an Arthur.
„Warum?", formten die bebenden Lippen des Schmieds.
Richard schüttelte den Kopf und fühlte sich mit einem Mal persönlich verantwortlich, als gälte das Warum ihm und nicht Gott oder dem Schicksal oder einer Laune des Universums oder einer Bande Strauchdiebe. Richard fühlte die Schuld, als hätte er den Jungen selbst erschlagen.
Er machte zwei Schritte zurück, damit der Schmied nicht sah, wie seine kaltblütige Fassade zu bröckeln begann. „Die Schuldigen werden gefasst werden", versprach er und hoffte, dass seine Stimme fest und sicher klang. In den Augen des Schmieds blitzte etwas auf.
Es war wie damals bei Waterloo, als er den Soldaten Zuversicht gegeben hatte, damit sie durchhielten und das Unerträgliche ertrugen, aber er eigentlich das Gefühl gehabt hatte, als wären sie alle dem Tode geweiht. Hätte er damals die ruhige, stoische Maske sinken lassen, dann wäre sie alle gestorben. Sie wären von der Kavallerie überrannt und niedergemetzelt worden wie Schafe, die einem Wolfsrudel zum Opfer fielen. Nur jetzt war das Gefühl der Hilflosigkeit schlimmer, die Fassade schwerer aufrecht zu erhalten. Vielleicht lag es daran, dass der Feind nicht offen angriff, sondern im Verborgenen agierte und er nicht wusste, wie er damit umzugehen hatte.
Samantha traute ihm noch immer zu, aus fahrenden Kutschen zu springen. Seit dem Attentat auf den Herzog von Wellington in Paris war dies zum geflügelten Wort zwischen ihnen geworden, und sie hatte recht. Sein Körper funktionierte in brenzligen Situationen einfach. Sein Verstand arbeitete dann auf Hochtouren und er war nach wie vor in der Lage, schnelle Entscheidungen zu treffen, wenn es darauf ankam. Es war wie der Bewegungsablauf beim Fechten. Aktion verlangte eine Reaktion. Es war wie ein Tanz, den er im Schlaf beherrschte.
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Die Schatten von Ferywood
Tiểu thuyết Lịch sử~ Teil 2 der Ferywood-Saga ~ 1818 - Über 2 Jahre sind seit der schicksalhaften Schlacht von Waterloo vergangen. Richard und Samantha leben als Lord und Lady Velton in Paris. Sie glauben, die Vergangenheit und die Zukunft hinter sich gelassen zu habe...