ElliMal wieder habe ich Wincent angelogen, mal wieder habe ich ihm so etwas wichtiges verschwiegen. In den letzten Tagen sind noch einige Briefe angekommen, manchmal sogar mehrere am Tag. Ich habe aber so panische Angst ihm davon zu erzählen. In den Briefen wird mir damit gedroht, dass ihm etwas passieren wird, wenn ich zur Polizei gehe. Die Angst raus zu gehen wird für Tag zu Tag immer schlimmer. An dem Tag als Wincent nach Hause gekommen ist, stand unten an der Straße ein Auto mit laufendem Motor. Es stand bestimmt 2 Stunden dort und als ich die Klingel gehört habe, bin ich einfach zusammengebrochen. Natürlich war der Brief heute Abend nicht von meinem Nachbar, immer wieder gehen mir die Zeilen durch den Kopf:
,,Na ist dein Schätzchen kümmert sich ja rührend um dich. Obwohl du die letzte bist, die dies verdient hat. Zu meiner Enttäuschung geht es dir ja wieder gut. Aber ich werde nicht aufgeben, dir das Leben zur Hölle zu machen....Und wie ich heute Mittag gesehen habe, lässt sich dein Schnuckelchen auch mal alleine und dann..... "
Gerade sitze ich im Badezimmer auf dem Boden, denn ich kann Wincent nicht in die Augen schauen. Ich weiß das es falsch ist, ihm nichts zu sagen. Aber meine Angst ist so groß, dass ich schon fast keine Luft mehr bekomme. ,,Elisa, wo bist du?", höre ich plötzlich Wincents wütende Stimme. Sofort sitze ich kerzengerade da und kann mir schon denken, was passiert ist. Warum musste ich den Brief auch zu den anderen tun. ,,Elisa, komm sofort hier her", schreit er durch die Wohnung. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und gehe ins Wohnzimmer. Dort erwartet mich ein wütender Wincent, der die ganzen Briefen der letzten Tage in der Hand hat. ,,Verdammte Scheiße, was soll das", ruft er aufgebracht und wirft mir die Briefe vor die Füße. ,,Es tut mir leid", murmle ich und spüre schon die Tränen aufsteigen. In Wincents Gesicht ist die blanke Wut zu erkennen.
,,Ich dachte du liebst mich? Ich dachte, du kannst immer mit mir reden?", murmelt er nun niedergeschlagen und schaut mich verletzt an. ,,Ich hatte Angst." ,,Da draußen läuft so ein kranker Mensch herum und du sagst mir kein Wort. Weißt du in welche Gefahr du dich, uns gebracht hast? Diese scheiß Pizza hätte noch sonst was enthalten können, auch meine", wird er wieder lauter. ,,Wir müssen damit zur Polizei", erwidert er noch. ,,Nein, hast du nicht gelesen was da steht?", sage ich nun stärker. ,,Es könnte sonst was passieren Elisa." ,,Wince", murmle ich und die Tränen laufen mir über die Wange. Ich gehe vorsichtig auf ihn zu, aber er weicht von mir zurück. Diese Geste lässt mein Herz zerbrechen. ,,Nichts Wince, ich bin so enttäuscht Elli", flüstert er verletzt. Es tut weh zu sehen, mit welch einem Blick er mich anschaut. ,,Ich liebe dich. Es tut mir alles so leid", schluchze ich verzweifelt. ,,Sorry, das sagt mir was anderes", murmelt er kopfschüttelnd und deutet auf die Briefe am Boden. ,,Ich hätte es dir noch gesagt." ,,Wann ? In fünf Jahren", sagt er und hebt die Briefe vom Boden auf. ,,Was machst du damit?", frage ich leise. ,,Ich nehme sie mit und gehe zur Polizei", antwortet er und tut die Briefe in seinen Rucksack. Ich kann einfach nichts darauf erwidern.
Er stellt den Rucksack in den Flur und geht ins Schlafzimmer. Ich folge ihm und sehe wie er zu seiner Bettseite geht. ,,Wincent?", sage ich leise. ,,Mmh", murmelt er einfach nur und schenkt mir keinen Blick. ,,Ändert das etwas zwischen uns?", frage ich ängstlich. Seufzend setzt er sich aufs Bett und fährt sich mit der Hand übers Gesicht. ,,Elli, ich bin gerade wahnsinnig enttäuscht, das musst du verstehen. Lass uns bitte jetzt erstmal darüber schlafen. Ich muss das jetzt erstmal verdauen", sagt er leise und schaut mich mit einem traurigen Blick an. Ich nicke einfach nur und hauche ein leises ,,okay." Gerade als ich mich ins Bett lege und darauf warte, dass er auch ins Bett kommt, nimmt er sich seine Decke und sein Kissen und verlässt mit einem leisen ,,Gute Nacht" das Schlafzimmer. Mit offenen Mund schaue ich ihm nach und stehe schnell auf und folge ihm ins Wohnzimmer. Dort sehe ich wie er sich das Sofa herrichtet. ,,Was machst du da?", frage ich leise. ,,Ich kann jetzt nicht neben dir liegen. Ich brauche mal einen Moment für mich", antwortet er und legt sein Kissen hin. ,,Wincent", schluchze ich alarmiert auf und gehe auf ihn zu. Ich lege meine Hand auf seinen Arm und schaue ihn ängstlich an. Ihn jetzt zu verlieren, verkrafte ich nicht.
,,Versteh mich bitte Elli. Geh jetzt bitte schlafen, wir brauchen beide den Schlaf", flüstert er und haucht mir einen zarte Kuss auf die Stirn. Ich drehe mich einfach um und schlürfe ins Bett. Dort lasse ich mich ins Bett fallen und vergrabe mein Gesicht im Kissen. Weinend falle ich irgendwann in den Schlaf. Am nächsten Morgen werde ich um 5:30 Uhr wach. Die Nacht war der reinste Horror aber ich bin ja selbst schuld. Ich habe aber einen Entschluss gefasst, ich muss es klären. Ohne, werden wir nie glücklich werden. Schnelle checke ich die Bahnverbindungen, buche mir ein Ticket und schmeiße das Nötigste in meinen Rucksack. Schnell ziehe ich mich an, schreibe Wincent einen Zettel. Ich lege ihn neben ihn und hauche ihm zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. In der Hoffnung, dass ich es nicht noch schlimmer mache, verlasse ich eine Stunde später meine Wohnung. Ich habe keine andere Wahl, ich muss es einfach klären...
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Müsste da nicht Musik sein
FanfictionElli und Wincent sind seit Kindertagen beste Freunde und stammen aus dem malerischen Norden Deutschlands. Während Elli in München Lehramt studiert, hat Wincent als erfolgreicher Sänger seinen Traum verwirklicht. Als er sie fragt, ob sie ihn auf sein...