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Den Tag über hatte Finya gemeinsam mit Rebecca in der Bibliothek abgestaubt, während Aaron in seinem üblichen Sessel gesessen hatte, um zu lesen.
So angespannt Rebecca anfangs durch die Anwesenheit ihres Herren gewesen war, desto mehr hatte sie sich durch die Arbeit entspannt und Aaron für den Moment vergessen.
Als es schließlich klopfte und eine Sklavin einen Servierwagen herein brachte, blickte Aaron zu Rebecca und Finya. „Ihr könnt eine Pause machen. Kommt zu mir." sprach er dann zu ihnen. Rebecca erstarrte, doch Finya nickte ihr aufmunternd zu. „Knie dich einfach nur neben ihn." erklärte sie leise, nicht ahnend, dass ihr Herr sie dennoch hören konnte.
Zögerlich ging Rebecca auf Aaron zu. Als er auf seine rechte Seite wies, schluckte sie und ging zitternd und mit gesenktem Kopf neben ihm auf die Knie. Aaron musterte sie kurz, sah dann aber zu Finya, die unterdessen die Schale und den bereits gefüllten Kelch auf einem kleinen Tischchen bereit gestellt hatte und dann links von Aaron auf die Knie ging. Immer wieder huschte ihr Blick verstohlen zu Rebecca die verkrampft und zittern neben dem König kniete. Zu gerne hätte sie ihr beigestanden, doch jetzt war es ihre Aufgabe, ihren Herren zu bedienen. Sogleich kam auch schon seine Hand in ihr Blickfeld. Trotz ihrer Angst beobachtete Rebecca neugierig aus dem Augenwinkel, was Finya tat. Als Aaron ihrer Freundin nach einer Weile etwas zwischen die Lippen schob und diese es auch noch bereitwillig entgegen nahm, weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen und sie japste leise auf. Amüsiert wandte Aaron ihr den Blick zu. „Hast du auch Hunger, Rebecca?" fragte er sie dann freundlich. Ruckartig hob die junge Frau den Blick und sah Aaron direkt an. Nur um sofort wieder panisch den Blick zu senken. „Nein" kam es fast zu schnell von ihr. Aaron seufzte. „Sieh mich an, Rebecca" Nur zögerlich hob sie den Kopf und war sichtlich erstaunt, als sie in ein freundlich blickendes Gesicht sah. „Du hast wirklich keinen Hunger?" hakte er nach. Als Rebecca begann, unruhig hin und her zu rutschen, nickte er nur. „Also doch." Ohne sich von Rebecca abzuwenden richtete er das Wort an Finya. „Hol mir bitte einen kleinen Teller vom Wagen."
Finya nickte und reichte Aaron kurz darauf den Teller, kniete sich wieder hin und hielt ihm, ahnend was er vorhatte, die Schüssel empor. Aaron schmunzelte, legte ein paar der süßen Teigkugeln auf den Teller und reichte ihn Rebecca. „Ich erwarte nicht, dass du mich so bedienst, wie Finya es tut." erklärte er Rebecca, die ihn sichtlich überrascht ansah. „Aber ich erwarte, dass du ehrlich bist, wenn ich dich etwas frage." „Danke, Herr." stammelte sie und nahm den Teller entgegen. Doch erst, als er ihr zunickte, begann sie zu essen.
Aaron lehnte sich zurück und seufzte innerlich. Wie von selbst wanderte seine Hand auf Finyas Kopf und er begann, ihr gedankenverloren durch das Haar zu streichen.
Er bezweifelte, dass Rebecca ihm je so ergeben sein würde wie Finya. Bereits jetzt hatte er daher entschlossen, sie nicht ebenfalls zu seiner persönlichen Sklavin zu machen.
Sie sollte sich an ihn gewöhnen und ihre Panik ihm gegenüber ablegen. Danach würde er es Dimitri überlassen, sie für entsprechende Dienste einzuteilen.
Seine Gedanken wurden von einem Klopfen an der Türe unterbrochen. Unwillig blickte er auf und winkte eine Sklavin zu sich, die auf einem Tablett einen Brief zu ihm brachte.
Bereits als er das Siegel sah, blitzten seine Augen auf. Mit einer raschen Bewegung riss er den Umschlag auf und überflog den Text. Augenblicklich fingen seine Augen an, tiefrot zu leuchten. Nur mühsam schien er sich zu beherrschen. „Finya! Bring Rebecca in ihr Zimmer und dann komm wieder zu mir." fuhr er sie so scharf an, dass sie leicht zusammenzuckte. Finya sprang auf und zog Rebecca, die angefangen hatte, leise zu wimmern, eilig mit sich mit.
Sie beeilte sich, schnell zu ihrem Herrn zurück zu kommen und betrat nur wenige Minuten später erneut die Bibliothek.
Aaron saß noch immer, den Zettel in der Hand, mit tiefroten Augen in der Bibliothek.
Sie wollte sich gerade hinknien, als er leise grollte . „Ich brauche Blut. JETZT. Hol mir einen Becher aus der Küche." knurrte er, mühsam beherrscht. Finya blickte ihn an, schien kurz zu überlegen und strich dann ihre Haare zur Seite. Aaron knurrte nun deutlich lauter. „Ich sagte aus der Küche" fuhr er sie scharf an. „Wenn ich jetzt von dir trinke, werde ich mich nicht beherrschen können und es wird sehr schmerzhaft für dich werden. Also hör auf meine Selbstbeherrschung zu strapazieren, indem du mir deinen Hals darbietest." Finya schluckte leicht. Doch dann trat sie noch einen Schritt weiter auf ihren Herren zu und legte den Kopf zur Seite.
Ein tiefes, beinahe animalisches Grollen, entwich Aaron's Kehle, als er seine Sklavin grob an sich zog. „Du hast es nicht anders gewollt" knurrte er noch und versenkte im nächsten Moment seine Zähne in Finyas Hals.
Finya zuckte zusammen. Ihr Körper wollte zurückweichen, doch Aaron hielt sie unerbittlich fest. Hatte sie wirklich gedacht, Aarons erster Biss wäre schmerzhaft gewesen?
Finya keuchte auf. Ihr Hals, ihr ganzer Körper fühlten sich an, als würden tausend Schläge auf sie einprasseln. Harutos Schläge hatten nur geringfügig weniger geschmerzt. Finya schloss die Augen und versuchte, sich zu entspannen. Langsam, ganz langsam ließ der Schmerz schließlich nach. Als Aaron sich schließlich von ihr löste, drohten ihre Beine nachzugeben. Finya fühlte sich wie erschlagen.
Sanft fing Aaron seine Sklavin auf und setzte sie auf den Sessel. Kopfschüttelnd sah er sie an. „Was hast du dir dabei gedacht, Finya?" fragte er streng. Finya lächelte schwach und blickte in die dunklen Augen ihres Herren. „Ihr habt Blut gebraucht, Herr." Aaron knurrte leicht. „Aber doch nicht so. Ich war gänzlich unbeherrscht. Du hast dich in große Gefahr begeben. Von den Schmerzen ganz zu schweigen."
Finya sah ihn unverwandt an. „Ich vertraue Euch, Herr. Ich wusste, dass Ihr mir nicht schaden würdet...Und die Schmerzen..." Finya zuckte die Schultern. „Die Schmerzen habe ich in Kauf genommen." erklärte sie dann.
Aaron schüttelte nur ungläubig den Kopf und griff dann nach der Schüssel, die noch zur Hälfte gefüllt war. „Iss, Finya. Dein Körper braucht das jetzt."
Im gleichen Augenblick öffnete sich die Türe und Kjell betrat eilig den Raum. In der Hand hielt er eine Karaffe mit Blut.  Aaron blickte auf. Seine Mundwinkel zuckten und er begann zu grinsen. „Du bist zu spät, mein Freund."
Kjell legte fragend den Kopf schief. Dann sah er Finya, die mehr als nur erschöpft in ihrem Sessel lag. Sofort stand er neben ihr. „Was hast du getan?" anklagend sah er seinen König an. Seine Augen blitzten für einen Moment rot auf. Aaron schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Übertreib es nicht, Kjell."
Finya richtete sich ein Stück auf. „Ich wollte es, Kjell." Kjells Blick war immer noch finster. „Aber er hat dir bestimmt nichts von den Schmerzen gesagt. Er hätte sich Blut bringen lassen können anstatt derart über dich herzufallen." Aarons Blick verfinsterte sich. „Ich bin immer noch dein König, Kjell." Immer noch zittrig stellte Finya die Schüssel zur Seite, ohne etwas gegessen zu haben. „Doch das hat er. ER wollte, dass ich ihm Blut aus der Küche hole. Aber das hätte zu lange gedauert. Ich wusste um die...Folgen...wenn er mich so beißt"
Aarons Blick legte sich mit Stolz auf seine Sklavin. Finya verteidigte ihn vor seiner Wache und merkte nicht einmal, dass Kjell dies umgekehrt ebenfalls tat.
Mit Erstaunen blickte Kjell die Sklavin an. Sie war fast nicht wieder zu erkennen mit ihrem Kampfgeist. Er nickte ihr zu und beruhigte sich wieder. Dann wandte er sich jedoch seinem König zu und ging auf beide Knie. „Ich bitte Euch untertänigst um Verzeihung, mein König. Ich war einen Moment nicht Herr meiner Sinne."
Aaron trat vor ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Es sei dir verziehen. Steh auf, mein Freund." sein Blick wanderte schmunzelnd zu Finya. „Verstehst du jetzt, was ich heute morgen gemeint habe? Dass du bei meiner Garde einen Stein im Brett hast?"  Finya nickte langsam. „Ich glaube schon, Herr."
Aaron nickte, blickte dann aber leicht missbilligend auf die Schale. „Hatte ich nicht gesagt, du sollst etwas essen?"fragte er streng. Finya seufzte leise. Sie hatte nicht wirklich Appetit. Dennoch griff sie gehorsam nach einer der Teigkugeln und begann sie langsam zu essen.
Aaron seufzte. „Kjell...? Könntest du für Finya einen Saft holen?"
„Natürlich." Im nächsten Moment hörte sie die Türe und Kjell war verschwunden - nur, um eine Minute später mit einer ganzen Karaffe voll Saft und einem Becher wieder vor Finya zu stehen. Sichtlich verlegen nahm sie den gefüllten Becher entgegen und leerte ihn in einem Zug.  Zufrieden setzte sich Aaron wieder hin.
„Woher wusstest du eigentlich um meinen...Zustand, Kjell?"
Kjell grinste, wie so oft. „Rebecca" erklärte er schließlich, als ob das alles erklären würde.  „Kjell..." sprach sein König mahnend. „Wir hörten sie wimmern und panisch gegen die Türe schlagen und sind deshalb zu ihr. Sie schien in diesem Moment nicht einmal Angst vor uns zu haben. Ihre Schilderung war ziemlich verworren. Wir konnten aber genug heraus hören. Arvid ist bei Rebecca geblieben um sie zu beruhigen und ich bin zu Euch gekommen." fuhr er dann fort und goss Finya einen zweiten Becher ein. Finya seufzte und sah fast schon flehend zu Aaron. „Entweder du isst etwas oder du trinkst noch etwas."
Finya stöhnte leise, trank dann aber gehorsam den Becher leer. Als Kjell ihn erneut auffüllen wollte, zog sie den Becher weg. „Bitte nicht mehr. Ich kann nicht mehr und mir geht es schon viel besser." Aaron nickte Kjell zu. „Ich denke, für den Moment reicht es. Lass die Karaffe einfach da." Kjell verneigte sich vor seinem Herren und noch einmal leicht vor Finya und verließ dann den Raum. Finya seufzte sichtlich überfordert auf. „Er mag dich wirklich." wandte Aaron sich schmunzelnd an sie. „Vielleicht erzähle ich dir bei Gelegenheit, mit was er mir fast täglich in den Ohren liegt." sprach er dann, bevor er sichtlich ernster wurde. „Aber jetzt gibt es erst einmal etwas anderes zu besprechen. Komm mit in meine Gemächer."

Finya 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt