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Seit einem Monat bestand Finyas einzige Aufgabe nun darin, ihren Herren zu bedienen oder ihm Gesellschaft zu leisten. Inzwischen langweilte sie sich fürchterlich. Selbst der Aufenthalt im Garten bereitete ihr keine große Freude mehr. Lustlos ließ sie ihre Beine in den kleinen Teich hängen und blickte auf die Wellen, die ihre Füße verursachten.
Erst, als sie ein Geräusch hörte, sah sie auf. Rebecca setzte sich neben sie. Inzwischen durfte auch sie sich frei in der Burg bewegen. Inzwischen hatte sie auch ihre schlimmste Angst vor ihrem neuen Herren abgelegt und diente ihm bereitwillig.
„Hallo Finya" Finya lächelte ihr zu. „Unser Herr möchte dich im Besprechungszimmer sehen." Finya nickte erleichtert und zog ihre Schuhe an. Hoffentlich hatte Aaron eine Aufgabe für sie. „Danke, Rebecca, ich mache mich gleich auf den Weg."
Kurz darauf stand sie vor dem Besprechungsraum, in dem Aaron mit ihr damals über die Nachbarländer gesprochen hatte. Sie klopfte und betrat nach einem kurzen Moment den Raum. Neben Aaron befand sich die gesamte Garde im Raum. Aaron diskutierte gerade mit Arvid und Kjell, die in der Vampirsprache auf ihn einredeten. Immer wieder schüttelte er den Kopf.
Erst, als sich die Türe hinter Finya schloss, bemerkte er sie. Sofort wollte Finya auf die Knie sinken, doch Aaron hielt sie mit einem unzufriedenen Brummen davon ab. „Lass den Unsinn, Finya. Meine Garde weiß längst, dass ich das von dir genauso wenig verlange wie von ihnen." Finya nickte ergeben. „Rebecca hat gesagt, dass Ihr mich sprechen wollt?" Aaron nickte. „Das ist wahr." erwiderte er leicht genervt. Finya blickte ihn zwar fragend an, doch ließ sich von dieser Stimmungsschwankung nicht irritieren. Sie war sich nicht bewusst, etwas falsch gemacht zu haben. Und selbst wenn es so wäre, würde sich seine Stimmung bestimmt bald aufklären.
Aaron winkte ihr zu, näher zu kommen. Er wartete, bis sie vor ihm stand. „Meine Garde ist der Meinung, dass du zu wenig gefordert bist. Dass du dich langweilst. Ist das so?" Verlegen blickte Finya zu Boden, sah Aaron aber dann wieder an. „Irgendwie schon, Hoheit. Seit ich keine anderen Aufgaben mehr habe..." setzte sie an. „Also manchmal weiß ich mit meiner freien Zeit einfach nichts anzufangen."
Arvid und Kjell grinsten triumphierend und auch die Anderen konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Aaron seufzte.
„Vermisst du es immer noch, die Burg nicht verlassen zu dürfen?" fragte er weiter. Finya überlegte einen Moment. „Nicht mehr so wie am Anfang. Aber manchmal...." Finya brach ab und seufzte. „Ich bin hier wirklich glücklich, Hoheit. Aber manchmal wäre es doch schön, einfach mal hinaus zu können." Aaron nickte. Erneut grinsten sich Arvid und Kjell an. Verwirrt blickte Finya zu den beiden, wandte sich aber dann an Aaron. „Warum fragt Ihr das, Hoheit?"
Aaron seufzte. „Weil meine gesamte Garde sich in den Kopf gesetzt hat, dich glücklich zu machen, dabei aber sehr... ungewöhnliche... Vorstellungen hat."
Finyas Blick wanderte zwischen Aaron und der Garde hin und her.
Schließlich trat Kjell einen Schritt nach vorne. „Wir wollen, dass du versuchst zu fliehen." grinste er sie an.
Nun gänzlich irritiert blickte Finya ihren Herren an. „Ich verstehe nicht so ganz....warum wollt Ihr, dass ich versuche zu fliehen?"
Aaron brummte leicht. „ICH will das auch nicht. Nur wurde ich...sagen wir...von meiner Garde überstimmt..."
Leicht hilflos sah Finya zu Arvid und Kjell, doch es war schließlich Dimitri, der das Wort ergriff. „Was die beiden meinen...wir wollen dich zu einem Spiel einladen. Du versuchst zu entkommen und wir versuchen, dich möglichst schnell wieder einzufangen. Du kommst aus der Burg raus und kannst Zeit im Wald verbringen und wir bleiben in Übung."
Sichtlich zweifelnd blickte Finya erneut zu ihrem Herren. „Du hast natürlich keine Strafe zu befürchten. Wenn ich dir die Erlaubnis zu diesem...Spiel...gebe, ist es schließlich kein Fluchtversuch."
„Aber du musst schon versuchen, wirklich zu entkommen." warf Kjell eifrig ein.
Überfordert strich sich Finya über das Gesicht und ließ sich auf einen Stuhl sinken. „...ich weiß nicht so recht..." wandte sie sich dann zweifelnd an die Garde und sah hilfesuchend zu Aaron.
„Das ist ja das gute an der Idee." warf Eric gutgelaunt ein. „Du kannst dir Zeit lassen, dich zu entscheiden. Das macht es umso spannender, wenn wir nicht wissen ob und wann du es tust."
Finya seufzte ergeben. „Ich werde darüber nachdenken..."

Finya 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt