Die nächsten Tage wurden für alle Beteiligten anstrengend.
Finya war stets an der Seite ihres Herren. Selbst, als Aaron noch einmal gemeinsam mit Kari zu Jaro ging, nahm er sie dieses Mal mit.
Kari hatte darum gebeten, selbst noch einmal mit dem Gefangenen sprechen zu dürfen.
Jaro hatte seine Lektion in der Silberkammer gelernt und war weiterhin kooperativ geblieben.
Doch wirklich neue Erkenntnisse konnte auch der Jarl nicht von Jaro erhalten.
Jede freie Minute trainierte die Garde gemeinsam mit den Kriegern des Jarl.
Schließlich war der Tag vor Vollmond gekommen.
Ein letztes Mal aßen alle gemeinsam zu Abend und begaben sich dann für eine letzte Besprechung in den Besprechungsraum.
Finya war die ganze Zeit an Aaron's Seite und bediente ihn und den Jarl wie selbstverständlich.
Hatte der fremde Herrscher ihr anfangs noch Angst gemacht, verhielt sie sich ihm gegenüber inzwischen völlig entspannt aber gleichzeitig zutiefst respektvoll.
„Gut. Dann wäre für morgen alles geklärt." schloss Aaron die Besprechung.
Jarl Kari nickte. „Meine Schattenkrieger werden sich schon vor Sonnenaufgang um die Burg herum verbergen." bestätigte er.
Nachdenklich blickte der Jarl auf Finya. „Ich weiß, ihr hättet Eure junge Sklavin am liebsten weit weg von hier..." wandte er sich schließlich an Aaron. „Allerdings könnte es durchaus von Vorteil sein, wenn sie morgen an Eurer Seite steht. Auch wenn es lange her ist.... Ich kenne meinen Bruder. Er wird sich von ihrer Anwesenheit blenden lassen und sich seines Sieges sicher sein. Die Chancen stehen gut, dass er sich zu Fehlern hinreißen lässt."
Aaron knurrte unwillig.
Freundschaftlich klopfte Kari ihm auf die Schulter. „Ihr kann im Grunde nichts geschehen. Aegir will sie lebend. Er wird ihr nichts tun."
Ruckartig erhob sich Aaron und begann, im Raum auf und ab zu tigern.
Finya hob den Blick und sah ihn an. Aaron lächelte, als er ihren Blick auffing, strich ihr zärtlich über den Kopf und zog sie nach oben.
Sofort wirkte er deutlich entspannter.
Prüfend sah er sie an. „Bist du bereit, dieses Risiko einzugehen, Finya?"
Finya lächelte. „Das bin ich, Herr. Das war ich von Anfang an."
Langsam neigte Aaron den Kopf. „Dann sei es. Du wirst dich allerdings stets hinter uns halten."
Respektvoll verneigte sich Finya. „Das werde ich, Herr."Am nächsten Morgen trafen sich alle schon vor Sonnenaufgang am Burgtor und nahmen kurz darauf ihre Posten ein. Lediglich Karis Schattenkrieger fehlten, da sie bereits ihren Posten eingenommen hatten. Und auch Kari selbst hielt sich noch im Burghof verborgen.
Kurz darauf standen nur noch Aaron, Dimitri und Finya am Burgtor. Finya stand direkt neben ihrem Herren, der seinen Arm besitzergreifend um sie gelegt hatte, und suchte, wie Aaron und Dimitri, den Horizont ab.
„Finya, hinter mich." befahl Aaron auf einmal unvermittelt. Obwohl sie selbst noch nichts sehen konnte, kam Finya dem Befehl ohne zu zögern nach.
Einige Minuten später konnte auch sie die Gruppe an Männern ausmachen, die aus dem Dunkel des Waldes hervorbrachen.
Aegir ritt an der Spitze auf einem prächtig aufgezäumten Pferd, während ihm etwa achzig Mann zu Fuß folgten. Neben dem Pferd her lief Haruto, in eiserne Ketten gelegt. Das Ende der Kette hatte Aegir sich um das Handgelenk gewickelt und zog den erschöpften Sklaven so mit sich mit.
Rund 100 Meter vor der Burg sprang der Imperator von seinem Pferd und reichte einem der Krieger die Zügel.
„König Aaron..." begann er ohne Umschweife mit kraftvoller Stimme zu sprechen.
„Wie ich sehe, habt Ihr mir mein Eigentum bereits mitgebracht. Übergebt mir Eure Sklavin und ich werde friedlich wieder von dannen ziehen."
Aaron unterdrückte ein Knurren und trat einen Schritt nach vorne. „Finya ist nicht Euer Eigentum. Sie gehört allein mir und so wird es auch bleiben. Dreht um und kehrt in Euer Land zurück, solange Ihr noch könnt."
Aegir begann überheblich zu lachen.
„Dann bleibt mir nur eine Wahl. Ich fordere Euch zu einem Ehrenduell auf Leben und Tod heraus." Ein Großteil der Krieger hinter Aegir stimmte in das Lachen ein. Doch plötzlich verstummten die meisten von Ihnen wieder. Nicht Wenige wichen mit blanker Panik in ihrem Blick zurück und einige versuchten gar, im Wald zu verschwinden. Sie würden nicht weit kommen. Auch Aegir selbst stockte sichtlich und blickte ungläubig hinter Aaron. Er bemerkte nicht einmal, dass ihn etwa die Hälfte seiner Leute im Stich gelassen hatte.
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Finya 2
VampireBitte zuerst Teil 1 lesen! Finya hat ihren Platz als Sklavin an König Aaron's Seite letztendlich akzeptiert. Dennoch sieht sie sich immer wieder neuen Herausforderungen gegenüber. Wird sie Aaron weiterhin vertrauen oder wird sie doch scheitern?