Allnächtliches
Das demonstrative Verbarrikadieren meiner Zimmertür hätte ich mir sparen können, denn Suga kam nicht. Er klopfte nicht, holte mich nicht und solange ich das Zimmer nicht verließ, hätte ich mich genauso gut in einem Hotel aufhalten können, so unpersönlich fühlte es sich an. Zwei Stunden verbrachte ich also damit, das gesamte Zimmer und auch das Bad vollkommen auf den Kopf zu stellen und jeden Winkel zu untersuchen. Ich wusste nicht, nach was ich suchte und nach zwei Stunden erfolglosen Schnüffelns gab ich es auch auf. Weitere 30 Minuten verbrachte ich damit, auf dem Balkon zu stehen und in den dunklen Garten zu starren. Ich fragte mich natürlich, warum er nicht wollte, dass ich in den Garten ging, endete bei der Einsicht, dass – Jimin oder wer auch immer – in der Nähe sein konnte und er vermutlich nicht wollte, dass ich wie ein Lockvogel im Gras herumhüpfte. Das konnte ich sogar zähneknirschend akzeptieren. Ich kehrte zurück ins Zimmer, warf mich grummelnd auf das Bett und starrte an die Decke. Unzählige Gedanken rasten durch meinen Kopf, doch keiner blieb lange genug, dass ich mich wirklich damit hätte beschäftigen können. Es waren zu viele Eindrücke, viel zu viele Informationen und dabei hatte ich mehr Fragen als je zuvor. Das Einzige was geschah war, meine Unruhe nahm wieder zu. Ich hatte mich selbst in diesem Zimmer eingeschlossen und dass das, was ich erwartet hatte nicht eintraf, setzte mir noch mehr zu, als alles bisherige.
Es war gegen Mitternacht, als mich der Hunger doch aus dem Zimmer trieb. Im Dunkeln schlich ich in Socken die Treppe hinab, um nur ja kein Geräusch zu machen, tappte in das Wohnzimmer, weil dort noch Licht brannte, aber der Raum war verlassen. Es fühlt sich an wie ein Déjà-vu. Schon einmal war ich in dieses Wohnzimmer geschlichen und was dann passiert war... Ich würgte den Gedanken gewaltsam ab und lief weiter durch den Raum. Von dort huschte ich zum Durchlass in die Bibliothek und blieb an der Schwelle stehen. Suga lag auf der kleinen Ledercouch. Eine Schirmlampe auf dem Beistelltisch am Kopfende tauchte den Raum in ein warmes Dämmerlicht, welches sich schimmernd auf dem schwarzen Haar brach, das glänzte wie Rabenflügel. Ein Buch lag aufgeschlagen auf seiner Brust, seine linke Hand lag auf dem Buchrücken, die rechte war hinabgerutscht und seine Finger streiften beinahe den Boden. Es wirkte, als würde er tatsächlich tief und fest schlafen und für einen Moment verharrte ich wo ich war, lehnte den Kopf an das Holz und betrachtete ihn. Gerade war nichts an ihm furchteinflößend und die Vorstellung, was hinter der Fassade lauerte, hatte etwas Surreales. Ich seufzte, dann wandte ich mich wieder ab, schlich zurück in den Flur und steuerte die Küche an. Es war eine hochmoderne Küche mit Edelstahl, schwarzen Lackoberflächen und weißen Marmorplatten – eine Küche die niemals benutzt wurde, was für ein Hohn. Im Moment standen allerdings mehrere Verpackungen unterschiedlicher Lieferdienste auf der Kochinsel und ich öffnete eine Box nach der anderen, um zu sehen, was sich darin verbarg. Mein Magen knurrte laut und vernehmlich und ich angelte zwei Stückchen Fleisch mit den Fingern aus der geöffneten Box, bevor ich nach Besteck suchte. Und ich fummelte gerade die Gabel aus ihrer Plastikumhüllung, als Sugas Stimme die Stille durchbrach.
„Doch Hunger, hm?"
Ich erschrak so sehr, dass ich augenblicklich herumwirbelte, die Plastikgabel umklammert wie einen Dolch und unsanft gegen den Tresen stieß.
„Oh Mann", raunte ich, meine Schultern sanken hinab und ich atmete aus. „Du... hast geschlafen, ich wollte dich nicht wecken."
Das quittierte Suga nur mit einem nachdenklichen Blick, bevor er sich abwandte und an mir vorbei zu einem Weinkühlschrank ging. „Ich schlafe selten", erklärte dabei. „Und wenn dann nicht besonders tief. Meistens ruhe ich mich nur aus. Sortiere meine Gedanken", eine vage Geste unterstrich das, „meine Erinnerungen." Er öffnete den Schrank und nahm eine Flasche heraus.
„Willst du Wein?" Ohne meine Antwort abzuwarten öffnete er die Flasche mit routinierten Handgriffen, dann erst sah er mich abwartend an.
Ich nickte knapp, öffnete dabei eine der Boxen und begann im Stehen zu essen. Es war mittlerweile kalt, schmeckte aber trotzdem. „Du kannst also normal essen und trinken?", fragte ich.
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Blood, sweat and tears [Taegi]
Fiksi Penggemar[BTS-AU] Schon als Kind waren Taehyung Dinge aufgefallen, für die niemand eine Erklärung hatte. Damit begann eine jahrelange Odyssee, die ihn selbst als jungen Erwachsenen noch brandmarkte, weil es keinen Menschen gab, der ihm glaubte. Und auch wenn...