Ich öffnete langsam meine Augen. Vorsichtig schaute ich mich in dem abgedunkelten Raum um. Schwere Vorhänge hingen an den Fenstern, die nur wenig Sonnenlicht durchscheinen ließen. Neben dem Bett stand ein kleiner Nachttisch, auf dem nicht ein einziges Staubkorn zu sehen war. Am gegenüberliegenden Ende des Raums stand eine Kommode, links daneben ein großer Schreibtisch mit einer Glasplatte. Ansonsten konnte ich erstmal nichts erkennen. Ich setzte mich auf und wollte gerade schon aufstehen, da murmelte es neben mir: "Noch nicht aufstehen.". Erst jetzt merkte ich, dass quer über mir ein Arm lag, der definitiv nicht mir gehörte. Ich schaute neben mich und zwei müde Augen blinzelten mich an. "Nur noch ein paar Minuten, okay?", sagte Minho mit verschlafener Stimme. Irgendwie hatte ich komplett vergessen, dass er ja auch in diesem Bett lag. "Minho, ich will aufstehen, lass mich los.", jammerte ich leise. Dann wurde ich mit einem mal nach hinten umgeworfen und lag unmittelbar neben ihm. Wie kann man am frühen Morgen schon so viel Kraft haben? "Nur noch kurz kuscheln, ja?", sagte er und schloss seine Augen. Da ich keine Lust hatte, schon zu diskutieren, gab ich mich schließlich meinem Schicksal hin. Auch ich schloss meine Augen und stellte fest, dass es schon irgendwie ziemlich schön war, so dicht neben ihm zu liegen und wachgekuschelt zu werden. In meinem Bauch kribbelte es und ich wurde etwas nervös. Lag ich gerade wirklich neben meinem Mitbewohner und lies mich von ihm umarmen? Ich schlug meine Augen wieder auf und drehte meinen Kopf nach links, um mich noch einmal zu vergewissern. Ja, ich kuschelte mit meinem gutaussehenden Mitbewohner. Mein Hals wurde schlagartig trocken, auf meiner Stirn bildeten sich ein paar einzelne Schweißtropfen. Ich merkte, wie Minho sich neben mir bewegte. Vorsichtig legte er seine Hand auf meinen Kopf und begann, mich zu kraulen. Seine Fingerspitzen fuhren sanft durch mein Haar. Ich genoss diesen Moment einfach. Dann kam mit leiser Stimme erneut etwas von ihm: "Soll ich uns einen Kaffee ins Bett holen?". Keine schlechte Idee. Da ich aber echt dringend aufs Klo musste, sagte ich: "Ich mach das, warte kurz.". Ich krabbelte unter der Bettdecke hervor und ging zur Küche. Ich stellte schnell zwei Tassen unter den Kaffeevollautomaten, wählte das richtige Programm aus und drückte auf 'Start'. Der verdammte Automat schredderte laut die frischen Kaffeebohnen, weshalb ich schnell ins Badezimmer flüchtete. Als ich wieder in der Küche war, fielen die letzten Tropfen heißer Kaffee in die Tassen. Ich nahm sie und ging wieder in Minhos Zimmer. Als er mich kommen hörte, setzte er sich langsam auf und rieb sich schnell den Schlaf aus den Augen. Ich hielt ihm eine der Tassen hin und er nahm sie mit den Worten "Du bist der Beste!" entgegen. Mir war ziemlich kalt geworden und ich hatte eine leichte Gänsehaut auf den Armen, was ihm nicht entging. "Willst du wieder mit unter die Decke kommen?", bat er mir an. Ich nickte, nahm einen großen Schluck aus der Tasse und stellte sie langsam auf dem Nachttisch ab. Dann hob ich die Decke an und rutschte weiter zu Minho. "Können wir einfach den ganzen Tag im Bett liegen bleiben?", fragte er mich und ich war mir komischerweise sicher, dass er das wirklich ernst meinte. Auch er stellte seine Tasse auf dem Nachttisch auf seiner Seite ab, dann lies er sich halb auf mich fallen. Er zog die Decke weit nach oben, schlüpfte dann mit seinem Arm darunter und begann, meinen Arm zu streicheln. "Wenn uns jetzt einer sehen würde, würde er denken, wir sind ein frisch verliebtes Paar.", merkte ich an. "Könnte ich gut mit leben.", bekam ich von links als Antwort. Ich war mir nicht ganz sicher, wie ernst er das meinte, aber es fühlte sich unglaublich gut an, das zu hören. Ich hätte mich schon fast wieder in meine Fantasie hineingesteigert, da unterbrach er mich: "Hast du gut geschlafen?". Ich nickte einfach nur, sagte dann aber doch lieber noch etwas: "Ja, ich habe schon ewig nicht mehr so gut geschlafen!". Durch Minhos Gesicht zog sich ein Lächeln, dann sagte er lachend: "Dann musst du jetzt wohl jede Nacht hier schlafen.". Nichts lieber als das, aber das traute ich mich nun wirklich nicht, auszusprechen. "Wann musst du zur Arbeit?", wollte ich wissen. "Erst Mittwoch wieder. Morgen ist mein letzter freier Tag.". Irgendwie hatte ich mich schon daran gewöhnt, dass Minho immer zuhause war. Es würde komisch werden, nach so vielen Tagen mal wieder allein zu sein. Ich streckte mich und stieß dabei mit meinen Händen an das gepolsterte Kopfende des Bettes. Da fiel mir ein, dass ich noch immer nicht genau wusste, was der Mann mit seinem alten Bett angestellt hatte, dass so tiefe Kerben in das Metall gekommen waren. Meine Neugier lies mich tatsächlich fragen: "Sag mal, was hast du eigentlich mit deinem alten Bett gemacht, dass da so viele Kratzer reingekommen sind?". Er schmunzelte und fragte mich in einer seltsamen Tonlage: "Soll ich es dir zeigen?". Wie war das denn gemeint? "Erklären hätte mir auch gereicht, aber wenn du es mir unbedingt zeigen willst, dann zeig' es mir eben.". Ich war nicht vorbereitet auf das, was jetzt passierte. Niemand wäre auf das vorbereitet gewesen, was jetzt passierte. Minho kniete sich neben mich und ich merkte, dass er wieder diese komische Aura ausstrahlte. Etwas beunruhigt öffnete ich meine Augen, da sah ich nur, wie er nach meinen Handgelenken griff. Noch bevor ich den leisesten Hauch einer Chance hatte, sie wegzuziehen, hatte er sie schon fest umklammert und drückte sie fest in die Matratze über meinen Kopf. Sein ganzes Gewicht ruhte auf unseren Händen und ich war mehr als überfordert mit der Situation. "Minho, was soll das?! Lass mich los!", sagte ich etwas lauter, als geplant. Er schaute mir tief in die Augen, zog eine Augenbraue nach oben und sagte grinsend: "Bettel darum, dass ich dich loslasse." Erst jetzt begriff ich, was er damit gemeint hatte und ich verstand auf Anhieb auch, wieso das Bettgestell so aussah. Mit großen Augen schaute ich ihn an, woraufhin er sich von meinen Handgelenken löste und sich neben mir ins Kissen fallen ließ. Er lachte und sagte: "Sorry, aber das konnte ich mir irgendwie nicht nehmen lassen. Geht's dir gut?" Ich stützte mich auf meine Unterarme und sah zu ihm rüber. "Mal abgesehen davon, dass du gerade echt gruselig warst, ja.". - "Und wie aufregend war das Ganze?", fragte er. Ich hielt inne und merkte erst jetzt, wie schnell mein Puls war. Ich gab zu, dass es auf jeden Fall irgendwas mit mir angestellt hatte. "Naja, mein Herz explodiert gleich, anscheinend war es aufregend. Aber das muss ja nicht unbedingt was Gutes sein.". Minho hatte mich bei einer zweiten Tasse Kaffee dazu überredet, ihn erneut beim Einkaufen zu begleiten. Nachdem er mir versprach, auch dieses mal dicht bei mir zu bleiben, wenn wir im Laden waren, stimmte ich dem Ganzen auch tatsächlich zu. Meine Süßigkeiten neigten sich sowieso dem Ende und so konnte ich mir noch rechtzeitig Nachschub holen. Minho hatte als erstes bezahlt und räumte schon hilfsbereit meinen ganzen Kram in den Einkaufswagen. Die Kassiererin nannte mir den zu zahlenden Preis und ich sagte ihr, dass ich mit Karte zahlen wollte. Ich hielt meine Karte an das Gerät und steckte sie zurück in mein Portemonnaie, was ich dann schnell in meine Hosentasche stopfte, da piepste das Ding komisch und sie sagte: "Karte abgelehnt. Sie müssen wohl nochmal.". Ich holte etwas genervt mein Portemonnaie erneut raus, hielt die Karte ein zweites mal auf die markierte Stelle und wartete ab, bevor ich sie wieder wegsteckte. Wieder dieses Piepen und ein komischer Blick von ihr. "Karte angelehnt. Sind Sie sicher, dass Sie noch genug Geld auf dem Konto haben?" Noch peinlicher hätte sie mich nicht dastehen lassen können. "Ja, ich bin mir ziemlich sicher..", sagte ich zögernd. Minho stellte sich direkt neben mich und sagte: "Schon okay, ich zahle das erstmal für dich und wir schauen zuhause in Ruhe, was da los ist.". Ich nickte und tauschte mit ihm die Plätze. Seine Karte wurde problemlos angenommen. Minho wünschte der Kassiererin einen schönen Tag und folgte mir dann nach draußen. Ich zerbrach mir die ganze Fahrt über den Kopf, was mit meiner Karte los war. "Vielleicht ist sie ja einfach nur zerkratzt und das Lesegerät konnte sie deswegen nicht mehr erkennen.", versuchte Minho mich zu beruhigen. Irgendwie hatte ich das ungute Gefühl, dass hier irgendwas ganz und gar nicht stimmte. Alles, was ich brauchte, bestellte ich mir im Internet, meine Bankkarte sah quasi aus wie neu, weil ich sie schlichtweg nie benutzte. Als ich so vor mich hin grübelte, warf ich einen Blick auf mein Handy und sah, dass ich einen verpassten Anruf von meiner Mutter hatte. Das hatte mir jetzt noch gefehlt. Ich hatte echt keine Lust darauf, dass sie mich am Telefon damit vollsülzte, wie sehr sie ihren "kleinen Schatz" doch vermissen würde.
Zuhause angekommen trug ich die Einkaufstaschen nach oben und räumte wieder alles ein. Dieses mal wusste ich ja auch, wohin ich die Taschen legen sollte. Ich war irgendwie schon stolz, dass ich mir das gemerkt hatte. Ich trug mein Knabberzeug in mein Zimmer, da fiel mir der Anruf meiner Mutter wieder ein. Lust mit ihr zu reden hatte ich zwar nicht, aber so konnte ich ihr gleich Bescheid sagen, dass ich eine neue Bankkarte brauchte. Ich holte mein Handy aus der Tasche und wählte im Telefonmenü ihren Kontakt aus. Ein paar mal klingelte es, dann nahm sie ab. "Jisung, mein Schatz!", begrüßte sie mich freudig, während sich bei mir wieder alles zusammenzog. "Ja, was gibt's?", wollte ich einfach nur von ihr wissen. "Du hast doch bestimmt noch Geld auf deinem Konto, oder?". Als sie das sagte, war ich sehr beunruhigt. Meine Mutter hatte mich nie danach gefragt, ob ich noch Geld hatte, deshalb sagte ich ihr: "Also um ehrlich zu sein, hab ich keine Ahnung. Beim Einkaufen eben wurde meine Karte abgelehnt.". Es folgte Stille. Dann ging es endlich weiter: "Ja, das ist echt witzig, also ... Gut, eigentlich ist es nicht witzig, also pass auf, es ist folgendes passiert...". Ich hörte ihr gespannt zu und je mehr sie sagte, desto nervöser wurde ich. Ich legte schließlich auf und schaute einfach nur vor mich an die Wand. Das konnte nicht wahr sein. Es klopfte an meiner Tür und ohne dass ich geantwortet hatte, kam Minho rein. Er schaute mich fragend an und sagte. "Und? Hast du es klären können?". Ich drehte mich langsam zu ihm um und wusste nicht ganz, wo ich anfangen sollte. Ich startete erstmal mit dem Wichtigsten: "Ich habe ein ziemliches Problem...". Danach gab ich einfach kurz wieder, was meine Mutter mir soeben am Telefon gesagt hatte. Das Bankkonto meiner Eltern wurde von irgendwelchen Typen gehackt und zum Glück noch halbwegs rechtzeitig von der Bank gesperrt. Das hieß also, dass sie mir kein Geld überweisen konnten. Natürlich hatte sie vergessen, mir das Ganze früh genug mitzuteilen, es war nämlich schon letzten Monat nichts auf meinem Konto eingegangen. Da ich aber nie einkaufen ging, hatte ich davon einfach nichts mitbekommen. Ich kannte es ja eh nur, dass ich mir um meinen Kontostand keine Sorgen machen musste, weshalb ich auch nie meine Bankingapp benutzte. Als ich diese nun öffnete, sah ich schon eine rote Zahl aufleuchten. Ich wollte gar nicht wissen, wie viel ich im Minus war, also loggte ich mich einfach ganz schnell wieder aus. Wie konnten meine Eltern vergessen, mir etwas so dermaßen Wichtiges zu sagen?! Wütend drehte ich mich in die Richtung von Minho und noch bevor ich ihn anschaute, fiel mir ein, wie seine Reaktion war, als ich ihm meine Miete einen Tag zu spät überwiesen hatte. Da war sie wieder. Seine bedrohlich wirkende Aura. Wäre unsere Wohnung hoch genug gelegen gewesen, hätte ich mich lieber einfach aus dem Fenster geworfen. ___________________________________________________________________
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"Be a good boy." - Minsung -
Fanfiction"Da stand ich nun vor seinem riesigen Bett und überdachte all meine bisherigen Lebensentscheidungen. Vor mir lagen ein schwarzes Top, ein sehr kurzer schwarzer Faltenrock, kniehohe Strümpfe mit Spitzenrand und ein Haarreif mit einer überdimensional...