"Die schwarze Schachtel"

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Ich will es nur ungern zugeben, da ich Minhos Plan anfangs so dermaßen skeptisch gegenüberstand, aber meine Rolle als Sub tat mir wirklich gut. Endlich begriff ich viele der Dinge wirklich, die er mir damals erklärt hatte. Natürlich war das Gejammer groß, wenn ich keine Süßigkeiten essen durfte, aber ich lernte mit jedem weiteren Tag so viel über mich selbst. Wieso ich so war, wie ich nun mal war, wieso ich auf manche Dinge komisch reagierte, aber vor allem, was ich tun konnte, um mich besser zu fühlen. Meine täglichen Aufgaben halfen mir, mich ständig neu zu motivieren und endlich war mal so etwas wie Struktur in mein Leben gekommen.

Heute mittag hatte ich eine Nachricht von Minho bekommen: "Ich komme heute leider erst spät nach Hause, ich bringe uns aber Essen mit. Habe eine Überraschung für dich <3". Gut gemacht. Ich platzte fast vor Neugier, weil ich keine Ahnung hatte, was die Überraschung sein könnte. Ich hatte ihm gegenüber nie geäußert, dass ich mir etwas wünsche. Ich grübelte und grübelte, kam aber einfach nicht drauf. Die einzig richtige Antwort auf seine Nachricht konnte nur sein, dass ich ihm ein Foto von mir schickte, auf dem ich die Handfesseln um hatte. Nun hatten wir beide etwas, auf was wir gespannt warten würden. Ich war mit meinen Aufgaben für den Tag schon fertig und wusste nicht, was ich mit der übrigen Zeit anfangen sollte, bis Minho endlich nach Hause kommen würde. Ich konnte selbst nicht glauben, dass ich den Kühlschrank komplett ausräumte, ihn von oben bis unten einmal sauber machte und wieder einräumte. Meine Eltern wären so stolz auf mich gewesen, wenn sie davon erfahren hätten - ich würde ihnen aber niemals auch nur ein Sterbenswörtchen darüber erzählen, was hier vor sich ging. Ich beschloss, dass ich schon einmal den Tisch fürs Abendbrot decken würde. Ich stellte auch ein paar Kerzen auf den Tisch und holte zwei Weingläser aus dem Schrank. Die restliche Zeit nutzte ich, um mir im Internet Anleitungen für Nackenmassagen durchzulesen, denn ich wollte Minho nachher noch etwas Gutes tun. In letzter Zeit kam es öfter vor, dass er spät von der Arbeit kam und er wirkte angespannter als sonst. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn darauf ansprechen sollte, aber ich machte mir schon irgendwie Sorgen. Ich hörte durch das offene Fenster ein Auto kommen und freute mich total, als ich sah, dass es seins war. Ganz hibbelig hüpfte ich in den Flur, kniete mich auf den Boden, legte den Kopf ab und wartete darauf, dass die Tür endlich aufging. "Ich habe mich schon den ganzen Tag auf diesen Anblick gefreut!", begrüßte er mich. Ich schaute freudestrahlend zu ihm auf. Ich hatte ihn den ganzen Tag lang so vermisst, dass ich ihn viel länger und fester umarmte, als normal. Ein Kuss durfte auch nicht fehlen, bevor ich ihm das mitgebrachte Essen abnahm, um es in der Küche aufzutun. Während Minho sich auszog, zündete ich schon einmal die Kerzen an und er machte ein freudig überraschtes Gesicht, als er reinkam. "Wenn ich das so sehe, kann ich dir das provozierende Foto von vorhin fast vergeben.", lachte er und ich wusste genau, dass er mich trotzdem gern so sehen wollte. Ich hielt meine Aufregung über seine angekündigte Überraschung noch bis nach dem Essen zurück. Endlich kam Minho von selbst darauf zu sprechen: "Willst du wissen, was ich dir mitgebracht habe?", fragte er, woraufhin ich strahlend in die Hände klatschte und auf meinem Stuhl hin und her rutschte. Er stand auf und holte eine relativ große, schwarze Schachtel, die er mit einem Zwinkern vor mich stellte. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde, für normalen Schmuck war die Schachtel zu groß, aber was sollte dort anderes drin sein? Ich öffnete vorsichtig den Deckel und zum Vorschein kam ein Lederhalsband. Nein, kein dünner Choker wie die, die zur Zeit bei den Mädels total angesagt waren. Vor mir lag ein breites Halsband mit Schnalle und einem stabilen Ring in der Mitte. Ich schaute Minho an, der aufstand und es aus der Schachtel nahm. Er stellte sich hinter mich, legte das Halsband sachte auf meine Haut und verschloss es. Er küsste meinen Nacken, stellte sich vor mich und sagte: "Es steht dir ausgesprochen gut!", wodurch mein Gesicht etwas rot wurde. Er steckte seinen Zeigefinger durch den Ring, beugte sich leicht vor und zog mich an dem Halsband an sich heran, um mir einen Kuss zu geben. Dann erklärte er mir: "Ich wünsche mir, dass du das Halsband tagsüber trägst.". Ich schaute ihm tief in die Augen, nickte und dachte mir: "Wer braucht schon einen Ring, wenn er ein Halsband geschenkt bekommt!?". Stolz lief ich ins Badezimmer, um mich im Spiegel zu betrachten. Dann ging ich zurück zu Minho und bedankte mich mit den Worten: "Ich liebe es! Vielen Dank."


Wir machten es uns auf dem Sofa gemütlich und ich setzte mich irgendwann hinter Minho, um ihm den Nacken so zu massieren, wie ich es gelesen hatte. Seine Verspannungen in den Schultern konnte selbst ich als absoluter Laie fühlen. Ein paar mal zog er sich zusammen, wenn ich offensichtlich die richtige Stelle gefunden hatte. Ich genoss es, ihm etwas Gutes zu tun. Er tat ständig irgendetwas für mich, da war es für mich einfach nur schön, ihm etwas zurückzugeben. Als seine Haut irgendwann völlig gerötet war, hörte ich auf. Er setzte mich so auf seinen Schoß, dass wir einander zugewandt waren und ich legte meine Arme um seinen Hals. Ich wollte keinesfalls die Stimmung runterziehen, aber es lag mir wirklich schwer auf dem Herzen, dass er in letzter Zeit so angespannt von der Arbeit war. Ich schaute ihm tief in die Augen und sagte vorsichtig: "Willst du dir nicht mal wieder ein paar Tage freinehmen?". Er überlegte und sagte dann: "Tut mir leid, im Moment ist echt viel los gewesen und ich musste einfach viele Dinge regeln. Vermisst du mich sehr?" - "Ich vermisse dich unglaublich doll, aber ich mache mir vor allem Sorgen. Du bist in letzter Zeit ziemlich angespannt und ich glaube, dass dir ein paar freie Tage echt gut tun würden.". Er lies sich meine Worte durch den Kopf gehen und nickte stumm vor sich hin. Dann sagte er schließlich: "Ich sehe zu, dass ich morgen allen möglichen Leuten meine Arbeit aufdrücke und bleibe auf jeden Fall den Rest der Woche zuhause.". Ich war beruhigt über seine Entscheidung. Ich würde schon irgendwas finden, wie ich ihm helfen konnte, runterzukommen. Minho schob sich mit mir auf dem Schoß zur Sofakante und stand mit mir im Arm auf. Dann trug er mich zum Bett und warf sich auf mich. "Lass uns heute früher schlafen, ich bin total hinüber.", bat er mich und ich willigte ein. Wir machten uns schnell fürs Bett fertig und kuschelten uns unter der Bettdecke aneinander. "Über dein Foto bin ich noch immer nicht so ganz hinweg.", sagte er auf einmal aus dem Nichts und ich musste vor Verlegenheit lachen. "Morgen zeigst du mir genau, wie du das Foto gemacht hast, ja?", sagte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Es war einige Tage her, dass wir das letzte mal miteinander geschlafen hatten, für heute wollte ich es aber auch gut sein lassen, ich wusste, dass Minho einen langen Tag hatte. Ich kraulte ihm den Rücken, bis ich sicher war, dass er eingeschlafen ist. Dann drehte auch ich mich um und schloss meine Augen.

&quot;Be a good boy.&quot; - Minsung -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt