Triebe
Wie oft hatte ich in den letzten drei Tagen das Thema angeschnitten? Zu oft sicherlich und mir war klar, dass ich Suga damit auch wütend machte, allerdings war es auch ein Stück weit Selbsterhaltungstrieb. Nur verstand er das wohl nicht. Denn während er lamentierte, dass ich erneut sein Gift in mir tragen würde, sah ich nur, wie das Tier, als das er sich so gerne bezeichnete, jeden Tag ein Stück weiter an die Oberfläche kam. Was, wenn er den Punkt erreichte, wo er es nicht mehr kontrollieren konnte? Würde er mich dann töten... aus dem Impuls heraus, mich zu beschützen? Der Gedanke war grotesk, aber nicht so abwegig. Auch das brachte ich immer wieder zur Sprache, doch Suga wiegelte ab. Die anderen wären gefährlicher, war seine Erklärung. Womöglich unterschätzte ich die Gefahr, die von den anderen ausging, aber mir machte der Vampir, mit dem ich hier eingeschlossen war, mehr Sorgen.
Und an diesem Morgen eskalierte unsere Diskussion erneut. Einmal, dreimal, hundert Mal hatte ich mir jetzt angehört, dass er mich nicht beißen wollte, dabei verfolgte er an diesem Morgen jeden meiner Schritte mit glasigem Blick, vielleicht dem Drink in seiner Hand geschuldet, womöglich aber auch dem nagenden Hunger.
„Und ohne zu beißen?"
Suga raufte sich die Haare. „Fängst du schon wieder damit an?"
„Ich sag doch nur", beharrte ich trotzig, drehte mich dabei um und griff verstohlen nach einem der Messer auf dem Tisch. „Ich könnte auch..." Ohne nachzudenken zog ich die Klinge über meinen Unterarm, fluchte im gleichen Moment, weil es tatsächlich richtig wehtat und prallte in der nächsten Sekunde schmerzhaft gegen die Wand. Der Arm war vergessen. Über mir war eine fauchende und kreischende Bestie und einen Moment lang glaubte ich wirklich, er würde mir den Arm aus der Schulter reißen. Er fletschte die Zähne, hielt mich in einem eisernen Griff, bevor sich sein Mund mit einem letzten wütenden Knurren auf die Wunde legte.
Doch kaum benetzte mein Blut seine Lippen, schien er noch wütender zu werden. Ich wurde regelrecht von der Wand weggerissen, zu Boden gestoßen und während ich mich schreiend und zappelnd zu wehren versuchte, hockte Suga auf mir und schenkte mir ein blutiges Lächeln.
„Dummer Junge", raunte er heiser, hielt mich in seinem stählernen Griff und beugte sich langsam herab. Wieder senkte sich sein Mund auf den Schnitt und ich konnte spüren, wie er daran saugte, was verdammt nochmal richtig wehtat, dann drang auch noch seine Zungenspitze in die Wunde und ich biss die Zähne zusammen, während ich versuchte meinen Arm zu befreien.
Suga hob den Kopf, leckte sich die Lippen und im nächsten Moment war ich frei. Mit nur einem Satz war er von mir herunter und bis zum Sofa zurückgewichen. Mit dem Handrücken fuhr er sich über den Mund. „Mach das nie wieder", grollte er mich an.
Hatte ich nicht vor, nicht so... unkontrolliert, aber das hatte ich doch nicht ahnen können. Ich rappelte mich mühsam auf, taumelte gegen die Wand und presste meine Hand auf die Verletzung an meinem Arm.
„Tut mir leid, ich wusste nicht..."
„Natürlich nicht!", fauchte Suga. „Nichts weißt du. Spielst mit dem Tod."
Zum ersten Mal begriff ich tatsächlich, dass das, was ich mir so einfach vorstellte, womöglich bei weitem schwieriger werden würde, als gedacht. Ich sah zu Suga hin, der hinter dem Sofa auf und ab tigerte und mich lauernd betrachtete. Hatte es überhaupt irgendwas gebracht oder hatte ich seinen Hunger jetzt erst recht angestachelt? Womöglich letzteres, denn seine Unruhe war beinahe greifbar.
Zwei Tage später geschah das undenkbare und Suga willigte zähneknirschend in meinen Vorschlag ein. Vor mir auf dem Sofa saß ein Wrack, anders konnte man es nicht beschreiben. Ein hilfloses Wesen, das mit aller Macht versuchte ein Gefühl zu unterdrücken, das mit jeder Minute stärker wurde. Das und nichts anderes hatte ihn die Knie gezwungen. Ich schwankte zwischen Aufregung und aufkeimender Panik, jetzt, wo ich zu meinem Angebot stehen musste und blinzelte überrascht, als er mich mit dem nächsten Detail konfrontierte.
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Blood, sweat and tears [Taegi]
Fanfiction[BTS-AU] Schon als Kind waren Taehyung Dinge aufgefallen, für die niemand eine Erklärung hatte. Damit begann eine jahrelange Odyssee, die ihn selbst als jungen Erwachsenen noch brandmarkte, weil es keinen Menschen gab, der ihm glaubte. Und auch wenn...