26. Kapitel

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„S-Sag das nicht!", Fünf strich mir eine Haarsträhne hinter mein eines Ohr, und legte seine Hand an meine Wange.

„Wieso sollte ich nicht? Es ist eben die Wahrheit", antwortete ich gleichgültig, „Ich würde gut erzogen, im Gegensatz zu dir. Man brachte mir bei, nicht zu lügen, oder ähnliches, denn ich bin ein normaler Mensch, und kein psychisch krankes Arschloch!"

Fünf drückte an meinen Handgelenken, was mich schmerzerfüllt auf zischen ließ.

„Ich war friedlich bis jetzt!", erklärte Fünf, was mich die Augen verdrehen ließ, „Aber das hat jetzt auch ein Ende!", damit packte er grob meinen Oberarm und zerrte mich auf die Beine. Aggressiv zog er mich durch die Tür, wo uns Klaus verwundert anblickte, allerdings stehen blieb und nichts tat.

„Fünf!", meckerte ich und versuchte mich zu befreien, was ihn jedoch nur dazu veranlagte seinen Griff zu verstärken, „Fünf, hör auf! D-Das tut weh!"

Nach einer Weile des Herumzerren und Herummeckern, waren wir in einem Keller angekommen, wo mich mein Entführer in ein kleines Zimmer steckte und die Tür abschloss.

„Stopp!", schrie ich, als er ging und mich alleine in der Dunkelheit ließ, „Fünf, komm zurück. Ich habe Achluophobie. Fünf! F-Fünf!"

Schweigen. Nichts als Schweigen antwortete mir.

Wimmernd tastete ich mich an der Wand entlang, als ich etwas kühles, dünnes berührte und aufschrie. Panisch rannte ich davor weg, berührte allerdings kurz darauf nur die eiskalte Wand mit meinem Rücken, was mich noch aufgewühlter machte. Schlußendlich kauerte ich mich in eine Ecke und brüllte umher, wobei ich aggressiv mit meinen Fäusten gegen die Wand und auf den Boden hämmerte.

Das Wut kochte in meinen Adern, jedoch war es mir unmöglich in meiner jetzigen Lage irgendetwas gegen Fünf zu tun. Er war überlegen. Sei es physisch oder psychisch. Und er hatte seine Brüder. Seine erwachsenen und - teilweise - trainierten Brüder. Der Eine war mal mein einziger Weg hier heraus gewesen, doch er hatte sich gegen mich verschworen, obwohl ich das dreizehnjährige Opfer einer Entführung und Vergewaltigung war, und nicht er.

In diesem Raum war es schrecklich. Würde ich hieraus kommen, ich würde Fünf die Kehle durchschneiden. Als nach einer Weile irgendetwas nasses, fellartiges meinen - noch immer nackten - Fuß berührte, tickte ich vollends aus. Kreischend sprang ich auf und rannte umher, in diesem augenscheinlich sehr winzigen Zimmer.

„Fünf!", brüllte ich panisch, „Fünf, ich mache alles was du willst, aber holl mich aus dieser Hölle!", ich wischte ein paar meiner Tränen weg, welche während der ganzen Zeit hier entstanden waren, „Bitte, Fünf, Bitte hol mich aus diesem Drecksloch, ich sehe mein Leben an mir vorbeiziehen."

Plötzlich ging die Tür auf, und Licht flutete das Zimmer. Licht, welches mir sehr willkommen war. Mehr als willkommen. Eine mir nicht bekannte Silhouette stand im Türrahmen. Ich wollte glücklich auf sie zuspringen, allerdings knallte sie die Tür direkt wieder zu. Dafür betätigte sie noch einen Knopf, und spärliches Licht erleuchtete den Raum.

Nun war ich wieder allein. Ganz allein. Aber wenigstens saß ich jetzt im Licht allein. Und nicht in der Dunkelheit. Nicht in einer meiner Phobien.

Entführt von einem Hargreeves || Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt