Maja und Felix
Maja wusste nicht, warum sie sich in den Armen dieses hübschen Mannes, ausgerechnet nach diesem Liebestaumel, an die letzten Stunden mit Georg erinnern musste.
Aber ihr Gehirn ging manchmal seltsame Wege.
Tränen liefen über ihr Gesicht, sie versuchte, sie weg zu schlucken, konnte nicht verhindern, dass sie schniefen musste.
Felix war in einen glücklichen Halbschlaf abgedriftet, schreckte aber hoch, als er merkte, dass sie weinte.„Um Gottes Willen, Maja! Was ist denn los?" fragte er mit vor Verzweiflung heiserer Stimme.
Was hatte er getan?
Hatte er sie verletzt?
Hatte er sie zu sehr bedrängt?
Bereute sie, was geschehen war, so sehr, dass sie weinte?
Aber sie hatte ihn doch auch gewollt!
Hatte ihn begehrt!
Hatte ihn an sich gezogen, als er innehalten wollte!
So konnte er sich doch nicht getäuscht haben!
Sie schüttelte nur den Kopf, wollte ihm damit sagen, dass ihre Tränen nichts mit ihm zu tun hatten.
Aber das konnte er natürlich nicht verstehen.
Er kannte sie ja nicht!
Kannte ihre Vergangenheit nicht!
Er redete weiter auf sie ein: „Sag, bitte, was los ist! Was habe ich dir getan? Bitte, Maja, sprich mit mir! Bitte, weine nicht mehr! Ich kann das nicht ertragen!"
„Das das das hat gar nichts mit dir zu tun!" schluchzte sie endlich.
Er atmetet erleichtert auf, ließ sie eine Weile weiterweinen, bis sie sich die Augen trocken wischte und die Nase putzte.
„Erzähle mir bitte, was los ist!" flüsterte er und küsste die letzten Tränen von ihren Wangen. In ihm war eine solche Zärtlichkeit für sie, dass er fürchtete, jetzt daran zu sterben, so wie vorher an seiner Erregung.
So berichtete Maja eine Kurzfassung ihrer Ehe und eine längere von deren Ende, während der hübscheste aller Call-Boys neben ihr lag, ihren Kopf tröstend streichelte und atemlos zuhörte.
Sie redete sich alles von der Seele, und Felix verstand den Grad ihrer Einsamkeit, begriff, warum sie ihn hatte anrufen müssen, damit sie nicht an all der Traurigkeit in ihr erstickte.
Und er verstand, dass es nicht einer der zehn Männer hatte sein können, die an ihren Händen sicher verhungerten, dass es einer wie er hatte sein müssen, der zuhören musste, weil er bezahlt wurde dafür. Und es musste auch ein gutaussehender sein, weil alles andere ihre Augen und ihren Schönheitssinn beleidigt hätte.
Er hatte keine Ahnung, warum er so tief in sie hineinsehen konnte, aber er wusste, dass er Recht hatte.
Sie war eine komplexe Persönlichkeit mit vielleicht etwas verqueren Gedankengängen, aber sie hatte fast neun Jahre nur in einer Fantasiewelt gelebt. Sie brauchte jemanden, der sie daraus befreite, wieder ins richtige Leben zurückholte. Und sie hatte ihn erwählt, diese Rolle zu übernehmen!Maja sah, dass er alles verstanden hatte, jeden einzelnen Gedanken, der durch ihr Gehirn geisterte. Sie hatte gut gewählt!
Sie konnte jetzt auch wieder seine zärtlichen Hände genießen, die auf die Reise über ihren Körper gingen, die jeden Quadratzentimeter liebkosten.
Sie konnte auch genießen, wie er unter ihren Händen aufstöhnte, wie er sich ihr entgegenbog, wie er ihre Hände lächelnd festhielt, wenn er wieder übernehmen wollte, wie er ihre Hände zurückholte, wenn sie weitermachen sollte.
Ihre Körper waren sich so vertraut, als hätten sie nie andere neben sich gehabt.
Sein Lächeln ließ seine grünen Augen strahlen, ihres ihre dunkelblauen. Sie liebten sich diese Mal langsam, voller Zärtlichkeit.
Lange hielt er sie danach im Arm, genoss ihren Atem an seinem Ohr, genoss ein paar zärtliche Küsse, genoss ein paar leidenschaftliche Küsse, genoss es, wie sie sich an ihn presste, wie sie seine Härte fühlen wollte, wie sie sich schon wieder an ihm rieb.Kleine Biene Nimmersatt! dachte er vollkommen blödsinniger Weise und erfüllte ihr ihren deutlichen Wunsch, der sehr mit seinem übereinstimmte.
Nach einer angemessenen Ruhepause, als sich seine Gedanken langsam klärten, durchfuhr ihn eine bruchstückhafte Erinnerung an ein Leben vor ihr, außerhalb dieses Zimmers.
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Der Hass wird nicht siegen
RomanceMaja, eine sehr junge schöne Witwe, schreibt zwar sehr erfolgreich Geschichten unter einem Pseudonym, ist aber grenzenlos einsam in dem riesigen Haus, in das sie ihr Ehemann mehr oder weniger eingesperrt hatte. Als sie einen Artikel über Callboys li...