Maja
Maja hatte schlecht geschlafen. Die Erinnerungen hatten sie lange wachgehalten.
Die Erinnerungen, die immer wieder hochkamen, die den Panzer um ihre Seele durchbrachen.In ein paar Wochen würde sie Stefano heiraten. Sie konnte sich jetzt nicht plötzlich wieder an Felix, den Bastard erinnern! Oder sich gar nach ihm sehnen!
Wer war sie denn? Sein Spielball? Seine Leibeigene?
Verdammt, warum kamen ihre Eltern? Warum mischten sie sich plötzlich ein? Was hatten sie für ein Interesse daran, ihre Wunden aufzureißen?Um zehn Uhr klopfte es an ihrer Türe. Als sie öffnete, standen sie davor. Maja freute sich so sehr, sie endlich wieder in die Arme schließen zu können. Sie hatten telefoniert und geskypt, aber seit fast einem Jahr hatten sie sich nicht mehr umarmt.
Sie sahen müde aus, erschöpft! Maja bekam ein schlechtes Gewissen. Sie hätte sie mal besuchen sollen. Es war nicht richtig, sich so komplett zurückzuziehen. Aber es war ihr als einzige Möglichkeit erschienen, um überleben zu können!
„Wie geht es euch denn?" fragte sie liebevoll, streichelte ihrer geliebten Mama übers Gesicht.
„Es geht schon!" antwortete die. „Es ist viel passiert!" Tränen standen in ihren Augen.Majas schlechtes Gewissen verstärkte sich.
„Bei euch? Aber ihr habt nie irgendwas gesagt!"
„Nein, nein, Kleine!" beruhigte sie ihr Vater. „Bei Felix! Er ist im Gefängnis, seit ein paar Monaten!" Er musste ihr das jetzt sagen, bevor sie ihnen wieder verbot, von ihm zu sprechen.
„Was? Warum?" Sie hatte vergessen, dass Felix sie nicht mehr interessierte! Dass sie fertig mit ihm war. Dass sie ihn hasste. Dass sie Stefano heiraten würde. Ihr Herz raste wie verrückt.
„Er hat Larissa zusammengeschlagen!" erzählte ihre Mutter.
„Larissa?" Die Frau, die er aus welchen Gründen auch immer liebte, begehrte, vermisst hatte? Zusammengeschlagen?Und irgendwo in ihren Gehirnwindungen meldete sich ein ganz kleiner Verdacht, dass sie etwas falsch verstanden haben könnte. Dass irgendetwas sehr, sehr schief gelaufen war.
Durch ihre Schuld?
Ihr Vater gab ihr einen dicken Stapel Briefe. „Lies die! Wir legen uns ein wenig hin." Er schob seine Frau zur Türe hinaus.
Maja blieb allein zurück. Sie sah die Umschläge an. Es mussten weit über hundert sein.Sie waren durchnummeriert und auf jedem stand: Für Maja von Felix.
Tränen liefen über ihre Wangen, bevor sie auch nur einen geöffnet hatte.
Warum hatte er ihr so viele Briefe geschrieben?
Warum hatte er Larissa zusammengeschlagen?
Warum waren ihre Eltern so plötzlich gekommen, um ihr diese Briefe zu bringen?
Sie öffnete den Umschlag mit der Nummer eins und begann zu lesen.
Geliebtes Bienchen,
ich habe wenig Hoffnung, dass du diese Zeilen je lesen wirst. Wenn sie dich erreichen sollten, wirst du sie wohl zerreißen, wie du meine flehenden Nachrichten auf deiner Mailbox wahrscheinlich immer gelöscht hast.
Aber die ganz winzige Hoffnung bleibt mir noch immer, dass du mir irgendwann einmal die Chance gibst, alles zu erklären. Vielleicht bald, vielleicht in zehn Jahren!
Zuerst möchte ich dir erzählen, was damals wirklich geschehen ist, wie der verdammte Film entstanden ist.
Larissa hat mich erpresst. Sie wollte öffentlich machen, dass du Anja Kalkov bist, dass der Mann der berühmten Schriftstellerin im Bett einer Prostituierten gestorben ist, dass sie heute mit einem ehemaligen Call-Boy zusammenlebt. Ich sollte mich wieder mit ihr treffen, damit sie schweigt.
Ich war total in Panik, konnte nicht normal denken, wollte dich unbedingt schützen! Deshalb bin ich mit ihr mitgefahren. Doch es ist nichts passiert, ich konnte nicht. Ich hatte dir ja versprochen, dass ich nie wieder mit einer anderen Frau schlafen würde.
Deshalb habe ich ihr klargemacht, dass sie uns nichts anhaben könnte und bin gegangen. Doch sie hatte mein erfolgloses Bemühen gefilmt, so zurecht schneiden lassen, dass es eben so aussah wie es aussah. Zu diesen verdammten Worten hatte sie mich aufgefordert, ich habe sie gesagt, damit sie Ruhe gibt.
DU LIEST GERADE
Der Hass wird nicht siegen
RomanceMaja, eine sehr junge schöne Witwe, schreibt zwar sehr erfolgreich Geschichten unter einem Pseudonym, ist aber grenzenlos einsam in dem riesigen Haus, in das sie ihr Ehemann mehr oder weniger eingesperrt hatte. Als sie einen Artikel über Callboys li...